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Es sind Fluchten und Ausflüchte, es sind Freiheiten und die Sehnsucht danach, es sind Neugierde und Abenteuerlust, die seit dem 18. Jahrhundert die Künstler in die Welt hinaus locken, jenseits ihrer bekannten Welt. Die Erzählungen der Zurückgekehrten wurden schnell zu Legenden und so folgten immer neue Künstler nach Rom und in der Folge auch nach Neapel, Sizilien usw. nach. Italien blieb bis über die Mitte des 19 Jh. hinaus die erste und wichtigste Anlaufstation. Danach wurde zunehmend Paris der Sehnsuchtsort der Künstler. Und auch die Stadt an der Seine blieb für lange Zeit Mittelpunkt der Welt, der geistigen Welt, der Welt der fortschrittlichen Geister, ein Mythos, der sich fortsetze. Der größte Tiroler Maler seiner Zeit aber, Albin Egger-Lienz, ging nicht nach Paris, sondern nach Holland, wo Jahrhunderte zuvor Maler wie Rembrandt arbeiteten. Dann kamen andere Zeiten und mit ihnen die Ortswechsel, die die Geschichte diktierte: Der Erste Weltkrieg führte Artur Nikodem in die Türkei und Max von Esterle nach Sibirien, die Weltwirtschaftskrise Leo Putz nach Südamerika, die schlechten Arbeitsbedingungen für Frauen Erika Giovanna Klien nach New York – dort, wo auch Fortunato Depero wichtige Schaffensjahre verbrachte. Nach 1945 schließlich begann eine neue Ära, eine bis dahin ungekannte Freiheit des Reisens setzte ein und mit ihr kamen neue Kunstzentren: London, New York, Berlin und – ganz aktuell – Warschau. Selbst in einer Zeit wie heute, in der Jedermann und Jedefrau die Welt erkunden kann, von den Metropolen bis in ihre hintersten Winkel hinein, ist der Mythos noch nicht ganz verblasst. Inzwischen kann es keiner einzigen Stadt mehr gelingen, über Jahrzehnte hinweg zu faszinieren, aber es gibt ihn nach wie vor, diesen Lockruf der Freiheit und der geistigen Auseinandersetzung. Präsentiert vom Museumsverein Bruneck und kuratiert von Carl Kraus und Nina Schröder spürt die Ausstellung, gezeigt vom 6. Juli – 27. Oktober im Stadtmuseum von Bruneck, den Reiserouten Tiroler und Trentiner Künstler und Künstlerinnen nach, folgt ihren Wegen und ihren Eindrücken bei dem Blick über den eigenen Horizont.