MARCELLO NEBL. KRITISCHE KOMMENTARE VON FIORENZO DEGASPERI
“Marcello Nebls Blick ist in diesem Fall der eines Bergsteigers: Er blickt einige
Meter nach oben, zur Seite und manchmal nach unten. Oder es ist der Blick des
Betrachters, der das Detail so weit vergrößert, dass es zu einem sich selbst
bezeichnenden Element wird. Es ist der Genuss in der Stille zu malen, auf das Wort
zu verzichten und die Belohnung einer grenzenlosen Nähe mit malerischer Intimität
zu wählen. Die Landschaft wird so zu einer Ikone: Das Detail kann dazu führen,
dass man sich das Ganze vorstellt, aber in Wirklichkeit hört es auf, aus einer Art
Ehrfurcht vor der wahren Natur. Dann ist das Detail keine Illusion mehr, kein
sentimentaler Effekt. Es wird metaphysisch und grenzt fast an Manie”.
Der Wald ist schon seit jeher für den Menschen ein besonderer Ort der Magie und Fantasie. Die Künstlerin Sophia Gufler hat eine sehr persönliche, innige Verbindung zu dieser Naturlandschaft. Ihre Malerei bildet dabei nicht nur die Oberfläche, das Äußere ab, sondern dringt tief in die Wunder der Natur ein – deswegen bezeichnet sie ihre Arbeiten auch als Waldporträts. Mit feinem Pinselstrich bannt sie die vielen sinnlichen Eindrücke auf die Leinwand, die durch die Stille des Waldes die Gedanken schweben lassen. Im Licht- und Schattenspiel unscheinbarer Pflanzenformen erspürt man eine Idee des Organismus Wald, in dessen Tiefe man sich bei intensiver Betrachtung der Werke verlieren darf.
Sophia Gufler (geb. 1983 in Bruneck) besuchte die Kunstschule „Cademia“ in St. Ulrich/Gröden, beschäftigte sich einige Jahre mit Keramikmalerei in der Schweiz und lebt heute als freischaffende Künstlerin mit ihrer Familie in Toblach.
Ernst Müller, geboren und aufgewachsen im Vinschgau, schöpft seine künstlerische Inspiration aus tief verwurzelten Kindheitserinnerungen. Der Autodidakt und gelernte Karosseriebauer begann bereits im Alter von dreizehn Jahren zu malen und hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem bedeutenden Chronisten der Südtiroler Kulturlandschaft entwickelt.
Beeinflusst von der genauen Beobachtung klassischer Vorbilder wie Albin Egger Lienz, Toulouse-Lautrec und Claude Monet, schuf Müller zunächst Szenen aus dem bäuerlichen Alltag, später vor allem urige Bauernhöfe und malerische Landschaften, die heute als sein Markenzeichen gelten. Die Sehnsucht und das Heimweh, die den Künstler seit seiner Kindheit begleiten, sind in seinen Ölbildern allgegenwärtig. Er fängt den Zauber der Südtiroler Bergwelt in leuchtenden Farben und pastosen Texturen ein, die Betrachtende in eine vergangene Welt entführen.
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