Das Projekt „Südtirol ist schön“ wurde 2007 begonnen und ist eine Reaktion auf die inszenierte
Bildsprache der Dachmarke Südtirol, in dem das Urbane Südtirol nicht vorkommt, und an 365 Tagen die
Sonne lacht. Die klischeehaften Postkartenmotive suggerieren eine aufgesetzte Natürlichkeit, die wenig
mit den Realitäten zu tun haben. Den Zielgruppen der Destination Südtirol wird ein Bild von Südtirol
vorgegaukelt, das gespickt ist mit einer positiven Gefühlssprache, welche die Schattenseiten der
gesellschaftlichen Realitäten ausgeklammert. Es geht um das verkaufen eines Produktes, und von der
Politik stand nie zur Diskussion, ob die Südtiroler damit einverstanden sind ein Teil dieser einseitigen
Produktpalette zu sein. Um dieses Statisten sein visuell auch zu verdeutlichen, wurde der
Dachmarkenberg mit Legosteinen nachgebaut und für das Projekt „Südtirol ist schön“ verwendet.
„Südtirol ist schön“ trifft einen sensiblen Südtiroler Nerv und deckt schonungslos auf, wie weit in unserem
Land Anspruch, Werbebotschaft und Wirklichkeit auseinanderklaffen und wie fragwürdig die Aussagen
sind, dass es ja so gut geht.
Bei diesem Projekt der ARTbrothers kraxentrouga ist Armin Mutschlechner der kreative Kopf. Bei „Südtirol
ist schön“ steht das einfangen von Stimmungsbildern im Vordergrund und nicht der Anspruch
Hochglanzfotos zu produzieren. Über das fotografische Schaffen von Armin Mutschlechner - welcher seit
30 Jahren photographiert - schreibt Heinrich Schwazer: Die Fotos schauen stets so aus, als seien sie
einzig für den Augenblick gemacht, könnten ebenso schnell gelöscht werden, wie sie entstanden sind.
Der Begriff des „Dokumentarischen“ greift zu kurz: Sie dokumentieren nur zu einem Teil, was ihnen die
Welt bietet, sie konstruieren sich eher auf eine sehr subjektive Weise. Zum Vorschein kommt dabei ein
Künstler, der, dem flüchtigen Gestus seiner fotografischen Handschrift zum Trotz, viel weitsichtiger und
planvoller agiert, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Mutschlechner ist nicht auf der Suche
nach dem Besonderen und deshalb findet er das Normale, das Alltägliche und das Anrührende, das viel
schönere Geschichten erzählt als jede Inszenierung.
Mit der Ausstellung in der Galerie foto forum in Bozen wird das Projekt abgeschlossen. Die 45
Fotoarbeiten können aber weiterhin Online unter www.suedtirol-ist-schoen.eu abgerufen werden.
„ARTbrothers kraxentrouga“
Die „ARTbrothers kraxentrouga“Armin Mutschlechner (Mühlbach) und Luis Seiwald (Gsies) – beide
Jahrgang 1969 - sind die Dioskuren der Südtiroler Kunstszene. In gemeinsamen Auftritten entwickeln sie
originelle Kooperationen, die Kunst als raumbezogenes Event und als sozialen Akt begreifen. Auf den
ersten Blick wirken ihre Aktionen verblüffend schlicht, bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich jedoch
als subtile Environments.