Angela Glajcar ist Bildhauerin: sie reisst und durchloechert Papier. Das Weiche ist das Harte, und das Zarte ist monumental. Ihre Objekte, Reliefs und Rauminstallationen basieren nicht nur auf hochwertigem Papier, das mit avancierter Technik hergestellt wird - Glajcar betont sogar die grossindustrielle Herkunft des Materials: wenn sie in weitem Schwung meterlange Papierbahnen in einen Raum fallen laesst, dann macht sie damit das Weiche, Flexible, Fliessende des Materials sichtbar. Die Kuenstlerin reisst aus jedem einzelnen Bogen verschieden grosse Stuecke heraus, teils in der Mitte, teils an den Seiten. Die Raender dieser Ausrisse verlaufen unregelmaessig, aber nicht willkuerlich. Mit jedem Eingriff in die fabrikneue Unversehrtheit eines Bogens Papier bezieht sich Glajcar auf den jeweils vorherigen Bogen. Zugleich schafft sie die Grundlage fuer die Gestaltung des naechsten. Das geht so fort, bis sich aus den aufeinander gelegten Papierrechtecken eine Negativform herausschaelt. Sukzessive und additive, Blatt um Blatt, Schicht um Schicht, konstruiert Glajcar raeumliche Situationen. Dieses Verfahren entspricht insofern den Maximen der konkreten Kunst, als der Aufbau der Objekte klaren und transparenten Regeln folgt. Daneben ist das Vorgehen konzeptuell, da jedes Objekt beliebig oft zerlegt und wieder hergestellt, sprich: aufgeschichtet warden kann. Gleich ob sie mit Papier oder Kunststoff arbeitet – Glajcar geht es durchweg um Zustaende von Wechselwirkung, Beziehung, Dialog oder Kontrast. Die installativen Papierarbeiten der Bildhauerin Angela Glajcar stellen aufgrund ihrer innovativen Verwendung des Materials Papier, der raumergreifenden Ausdehnung und daraus resultierenden Aesthetik eine aussergewoehnliche Position dar. Das Material Papier ist fuer sie von eminenter Bedeutung, da es die Faehigkeit besitzt, das Licht der Umgebung aufzunehmen und – ohne zusaetztliche Beleuchtung – seine unterschiedlichen farbtoene zur Geltung zu bringen. Die von Glajcar haeufig angewandte Kombination aus Lichtwirkung und raeumlich gestaffelter Tiefe laesst unweigerlich an Platons Hoehlengleichnis und somit an seine Ideenlehre denken, derzufolge alles, was Gestalt annimmt, bereits als geistiges Gebilde – eben als Idee – vorhanden ist. Die Ausstellung Blanco, die am 14. September in Anwesenheit der Kuenstlerin eroeffnet wird, wurde von Angela Glajcar mit eimem site specific Projekt fuer die Galerie Antonella Cattani geschaffen.