Meine poetische Arbeit beginnt mit einer Identitätssuche in einer Region, dem Südtirol - Alto Adige, wo die Vergangenheit noch nicht Geschichte ist und die Identität ethnische Konnotationen trägt. Ich bin eine „Verirrte“, eine Südtirolerin italienischer Muttersprache, stets im Dialog mit der Landschaft, auf der Suche nach Verbindungen und Einflüssen, die mein/unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit vereinen, jenseits der Grenzen von Raum und Zeit. Das Gefühl der Fremdheit hat mich zu interdisziplinären Studien im Ausland geführt. Die Malerei hat mir die Tür zur inneren Geographie geöffnet; in England habe ich Filmwissenschaften studiert, was mich einer universalen Sprache näher gebracht hat, die aus Elementen der Realität besteht. Nach meiner Rückkehr nach Italien, weiterhin im Dialog mit dem Land, suchte ich nach dem, was die Wurzeln und die Identität definiert, und näherte mich den Materialien dieser Region, indem ich mich der Skulptur zuwandte. Ich sammle Holz von alten, oft hunderte Jahre alten Scheunen und schaffe mit diesen meine Grundlagen. Durch die alte fotografische Technik der Cyanotypie bringe ich gesellschaftliche Aspekte ans Licht, die im Schatten stehen. Seit drei Jahren komme ich mit anderen Frauen zusammen und spinne mit dem Spinnrad die Wolle unseres Landes, was einerseits das Bewusstsein für die Materialien und mein Frausein stärkt und andererseits die Verbindung zwischen uns vertieft. Aus diesem Ritual entstand meine letzte Arbeit „Quelque jeunes meres, (mes amis!)“, eine Videoinstallation in Form eines Kreises, die sich mit dem Thema Schwangerschaft und Geburt auseinandersetzt und mir eine neue Reflexion eröffnet, in der die Vase als Symbol der Leere verstanden wird, die essentiell für die Aufnahme des Anderen ist.
SCHÖNE WELT
Liebend, anbetend
kraftvoll die Welt lieben
das muss man jetzt.
In ihre Befruchtung fallen
in ihren Strategien des Frühlings des Lichts
und des Sonnenuntergangs
in ihrer Verführung der wilden Schönheit
Mariangela Gualtieri
Mit dem Titel Bello Mondo (Schöne Welt),, entnommen aus dem Gedicht von Mariangela Gualtieri, möchte ich meine malerischen Arbeiten, die ich in den letzten fünf Jahren geschaffen habe, dem Publikum Grödens präsentieren. Es ist das erste Mal, dass ich meine Werke in diesem Tal, das von Augen und Händen voller Erfahrung geprägt ist, zeige. Meine abstrakte Malerei öffnet Türen zu anderen möglichen Welten. Ich feiere die Freude am Leben mit Farben, Linien und Bewegung. Eine fortwährende Schöpfung und Transformation, eingefangen auf Leinwand.
Kurze Biografie
Laura Pan wurde 1995 in Bozen geboren. Nach dem Studium an der Accademia di Belle Arti in Venedig schloss sie 2019 ihr Studium an der Film Falmouth University ab. 2020 arbeitete sie als Restauratorin und Bootsbauerin in Den Helder (NL). Nach ihrer Rückkehr nach Italien gründete sie gemeinsam mit zwei Schauspielern IEVALS, ein Kollektiv für Kunst und Theater mit einer originellen und partizipativen Methode, bei dem besondere Orte (Apfelplantagen, ehemalige Kasernen) zur Bühne werden und das zwei Jahre in Folge den Generations-Wettbewerb gewann.
2021 eröffnete sie ihr Atelier in der ehemaligen Druso-Kaserne in Silandro. Hier arbeitet sie neben Film, Theater und Malerei mit einer Vielzahl von Materialien, wie Holz und Stein. Gleichzeitig absolvierte sie einen Schweißkurs an der Berufsschule in Silandro.
2022 erlernte sie das Spinnen von Wollfasern, pflanzlichen Fasern und die fotografische Technik der Cyanotypie.
2023 wurde sie mit der Illustration des akademischen Buches „Alpine Geschichten des globalen Wandels“ mit der Technik der Cyanotypie beauftragt, das vom Max-Planck-Institut in Auftrag gegeben wurde.
2024 eröffnete sie ihr Atelier in den Künstlerbund-Räumen in Bozen.
Laura Pan hat ein neues Verständnis für Materialien, Raum, ihre eigene Geschichte und die Geschichte des Südtirols - Alto Adige entwickelt. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit organisiert sie kulturelle Veranstaltungen und Kunstkurse, bei denen sie ihre künstlerische Praxis teilt.