Kuratiert von Zasha Colah und Francesca Verga
Die Forschungsgruppe in Bozen setzt sich zusammen aus: Margherita Moscardini (Künstlerin), Prof. Stacy Douglas (Künstlerin; Rechtstheoretikerin; Professorin für Rechtswissenschaften an der Carleton University in Ottawa, Kanada), Prof. Isabel Feichtner (Professorin für Öffentliches Recht und Wirtschaftsvölkerrecht an der Universität Würzburg), Prof. Lawrence Liang (Dekan der School of Law, Government and Citizenship an der Ambedkar University Delhi, Indien), Prof. Oliver Marchart (Professor für Politische Theorie am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien), Prof. Francesco Palermo (Leiter des Instituts für Vergleichende Föderalismusforschung, Eurac Research, Bozen), Prof. Nora Sternfeld (Kunstvermittlerin und Kuratorin; Professorin an der HFBK Hamburg; Co-Leiterin des Masterlehrgangs für Ausstellungstheorie und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien) und Dr.in Alexandra Tomaselli (Senior Researcher am Institut für Minderheitenrecht, Eurac Research, Bozen).
Anla?sslich der Ausstellung And Remember that Holes Can Move realisiert die Ku?nstlerin Margherita Moscardini eine weitere Etappe ihrer Reise, die ihren Anfang 2015 im Lager Za’atari nahm, dem gro?ßten syrischen Geflu?chtetenlager, das, wu?rde es als Stadt gelten, mit 80 000 Einwohner*innen die viertgro?ßte Stadt Jordaniens wa?re.
Von staatlicher Hoheit ausgenommene Lu?cken und (bewegliche) Ra?ume zu schaffen, begru?ndet Pra?zedenzfa?lle der „Unverletzlichkeit“. Sie bilden zum einen die Sonderstellung derjenigen ab, die u?ber keine Staatsangeho?rigkeit verfu?gen, und widersetzen sich zum anderen dem Prinzip der Gewaltenteilung unseres Nationalstaates. Dies geschieht aus dem Wissen heraus, dass der oder die Staatenlose keine Ausnahme mehr darstellen kann, sondern das Paradigma eines neuen historischen Bewusstseins bildet, um das herum eine nunmehr endlich von territorialer Zugeho?rigkeit und Blutsbanden befreite Vorstellung von Staatsbu?rger*innenschaft gedacht werden kann, eine Vorstellung, die sich den zur Verteidigung ihrer Grenzen wappnenden Nationalstaaten alternative Mittel an die Hand gibt.
Daru?ber hinaus fu?hrt Margherita Moscardini das Projekt The Fountains of Za’atari in der Ar/Ge Kunst auch mithilfe der Stimmen einer Forschungsgruppe fort, die sich aus lokalen Forscher*innen sowie internationalen Kunsthistoriker*innen und Jurist*innen zusammensetzt. Diese gehen der Frage nach, inwiefern o?ffentliche Skulpturen einen besonderen Rechtsstatus durch die Erkla?rung zu einem keiner staatlichen Hoheitsgewalt unterworfenen Territorium erlangen ko?nnen. Die illegal geschaffenen, nicht genehmigten Betonbrunnen in der Lager-Stadt Za‘atari (die per Definition eine provisorische Stadt ist), werden von der Forschungsgruppe untersucht, um einen gu?ltigen Vorschlag zu formulieren, der sie mit Hilfe der Instrumente des internationalen Rechts als u?bergesetzliche Rechtssubjekte, als schwarze Lo?cher innerhalb des nationalen Ko?rpers qualifizieren kann.
Die Ausstellung wird im Rahmen des Transart Festivals eröffnet, dessen 23. Ausgabe am 13. September um 21 Uhr im Transart OASIE (Dantestr. 32 via Dante) beginnt.
Thank you to: Italian Council (DGCC), Gian Marco Casini Gallery, Anna und Francesco Tampieri, Luca Roberti, Diego Zuelli, Transart Festival, Bolzano Art Weeks, Hotel Laurin, Eurac Research, Bolzanism Museum, Vetroricerca Studios, Archive Books, Freie Universität Bozen.