Aufführung der gesamten Oper “Cavalleria Rusticana” von Pietro Mascagni. Konzertmeister: Maestro Claudio Vadagnini

Ein Quartett in hautfarbener Unterwäsche, das blonde Perücken trägt, erzählt von der Welt der Frau im dritten Millennium. Femina, die jüngste Erfolgsproduktion der Compagnia Abbondanza/Bertoni, bedient sich einer deutlichen Bilderwelt, die sich bereits aus dem lateinischen Titel erschließt. Doch die Distanz zu unseren Vorfahren könnte größer nicht sein: Die Frage, die sich die Autoren hier stellen, ist vielmehr, wie sich die Welt der Frau im Hier und Heute darstellt. Die brisante Choreografie reicht querschnittartig vom Barbie-Ideal bis hin zur Realität des echten Lebens. Das Stück spielt mit Abfolgen und Unterbrechungen, Widerstand und Effizienz. Femina, für dessen Choreografie Antonella Bertoni allein verantwortlich zeichnet, spielt in einem kühlen, zusammenhanglosen Ambiente, das beinahe wirkt wie ein Fotostudio, in dem die marionettenartigen Frauen auf etwas zynische Art, jedoch in stets makellosem Rhythmus, ihr Dasein tanzen. Um es mit den Worten von Michele Abbondanza zu sagen, der für die Dramaturgie verantwortlich zeichnet: „In diesem Raum werden alle möglichen zeitgenössischen Formen und Ausdrücke des Weiblichen und Femininen in szenische Bilder übersetzt.“

Magdalena Mitterhofer, Shade Théret / Sophie Lazari Confessional / Resurrectionem Tarantula URAUFFÜHRUNG Auch dieses Jahr wird es wieder eine enge Zusammenarbeit von Tanz Bozen mit Museion geben: Im Rahmen der Ausstellung RENAISSANCE, die bis zum 1. September 2024 zu sehen ist und Künstlerinnen verschiedenster Sparten zeigt, die ihre kritische Haltung hinsichtlich des kulturellen Erbes und der sozialen und ästhetischen „Normen“ vereint. Zwei dieser Künstlerinnen, Magdalena Mitterhofer und Sophie Lazari bereichern das Festivalprogramm mit ihren Beiträgen Confessional (in Kollaboration mit Shade Théret) und Resurrectionem Tarantula, die sie vor ihren Ausstellungswerken präsentieren werden. Die Arbeiten von Magdalena Mitterhofer und Shade Théret sind an der Schnittstelle zwischen Theater, Film, Performance und Grafik einzuordnen. Ihr Projekt Confessional ist vom Avantgarde-Theater im Italien der 60er und 70er-Jahre inspiriert und lässt den Geist von Giuliano Vasilicò und Pier Paolo Pasolini einfließen. Essenzielle Fragen des Lebens leiteten den Entstehungsprozess: Welche Bedeutung hat die Beichte? Welche Alternativen dazu bietet die heutige Gesellschaft? Wie definieren wir Schuld? Die Erzählung entwickelt sich organisch aus einer anfänglichen Improvisation und zieht ihre Inspiration aus verschiedenen Gedanken und Bewegungen aus katholischen Kirchenritualen. Die Performerin, Illustratorin, Malerin und Tattoo-Künstlerin Sophie Lazari wurde in Bologna geboren und wuchs in Bozen auf. In Resurrectionem Tarantula interpretiert sie das Ritual des Tarantismus neu und verbindet dabei queere Erzählungen mit einer extravaganten Ästhetik. Die Aufführung geht auf den Volksglauben zurück, dass ein Spinnenbiss bei Frauen eine Hysterie auslöst, die nur durch einen vom Tamburin begleiteten Tanz geheilt werden kann: die Pizzica, zu deren Rhythmen Lazari in ihrer Performance die Bewegungen der Spinne und der Frauen nachtanzt. In Zusammenarbeit mit MUSEION