Lang lebe Unterhaltungsliteratur!
Die Krimiautorin Heidi Troi im Gespräch
Die Dichotomie von Hoch- und Trivial-literatur gilt in der Literaturwissenschaft längst als überholt; eine Grenzziehung ist kaum möglich.
Und doch wird unterhaltungsliterarischen Texten, die einen raschen Konsum gewährleisten, wiederholt die Daseinsberechtigung abgesprochen, werden sie als seicht und als Schundliteratur abgetan. Auch Heimatkrimis werden geheimhin eher der zweiten Kategorie zugeordnet. Ebensolche schreibt auch die Brixnerin Heidi Troi. Vor kurzem publizierte der Servus Verlag ihren dritten Fall um Privatdetektiv Lorenz Lovis: „Gefährliche Treue“. Ein Pilzräuber tritt darin auf, ebenso eine mit einer Axt erschlagene Bäuerin. Schauplatz: die Alm des Brixner Hausbergs Plose. Im Interview spricht die Autorin über die Legitimation von Unterhaltungsliteratur.
War der Drang zu schreiben immer schon präsent?
Heidi Troi: Schon in der Grundschule wollte ich Kinderbücher schreiben; die Zeit aber verging und mir wurde bewusst, wie schwierig es ist, ein Buchprojekt zu vollenden, wie viele Stolpersteine es zu überwinden gilt. Bestimmt eintausend Geschichten habe ich begonnen und dann doch wieder verworfen, weil sie meinem hehren Ziel, hochliterarisch schreiben zu müssen, nicht standhalten konnten. Erst in einem Autorenkurs lernte ich, diese Anforderungen an mich selbst, die mich bis dahin blockiert hatten, herunterzuschrauben. Auch Unterhaltungsliteratur hat ihre Daseinsberechtigung.
Stört Sie der Vorwurf, dass Heimatkrimis trivial seien?
Es stimmt doch; bestimmt gibt es auch viele Krimis, die man nicht zur Trivialliteratur zählen muss, aber größtenteils dienen sie doch zur Unterhaltung. Viele Menschen lesen, um ihrem Alltag zu entfliehen und in eine Geschichte, die nicht die ihre ist, einzutauchen. Nicht triviale Texte fordern einen beim Lesen und dazu ist nicht jeder bereit. Meine Leser sind in erster Linie nicht solche, die an Hochliteratur interessiert sind, und deshalb werde ich auch selten mit dem Vorwurf, seicht zu schreiben, konfrontiert.
Wie haben Sie das Genre für sich entdeckt?
Eigentlich zufällig; ich las früher die Werke von Ingrid Noll, Donna Leon und später Henning Mankell. Als dann die skandinavischen Krimis, inhaltlich brutal, im Mainstream angekommen sind, wandte ich mich von dem Genre ab. Das ist nicht mein Stil. Die Geschichten im idyllischen Brixen spielen zu lassen, bot sich an: Ich kenne die Umgebung und Morden ist am schönsten dort, wo es schön ist. Das gefährliche Großstadtmilieu wäre zu naheliegend gewesen.
Lorenz Lovis, ehemaliger Polizist und Privatdetektiv, ist der Protagonist Ihrer Reihe. Wie haben Sie die Figur entwickelt?
Die Figuren offenbaren sich mir generell während des Schreibprozesses, so lerne ich sie selbst erst kennen. Ich kupfere sie auch nicht aus meinem privaten Umfeld ab, auch wenn manche Parallelen feststellen mögen. Die Figur des Lorenz Lovis entstand während des Autorenkurses und war ursprünglich bloß für eine Kurzgeschichte angelegt. Auch um den Namen habe ich mir wenig Gedanken gemacht, es sollte eine Alliteration sein.
Greifen Sie privat eher zu hochliterarischen oder trivialeren Werken?
Tatsächlich lese ich querbeet, vom preisgekrönten Werk bis hin zum Schundroman. Zu meinen Favoriten zählen „Der Zauberberg“ von Thomas Mann, die Waringham-Saga von Rebecca Gablé und generell alles von Erich Kästner. Aktuell lese ich einen Erotikthriller.
Ist die Stimme in Ihrem Kopf, die an den Texten zweifelt, inzwischen verstummt?
Tatsächlich nicht. Lese ich meine Bücher im Nachhinein, auch die Kinderbücher, störe ich mich dann doch an Formulierungen, bemerke Wortwiederholungen und inhaltliche Verdopplungen, die mir eher hätten auffallen müssen. Es ist schwierig, die eigenen Texte den Lektoren zu übergeben, sich dann der Öffentlichkeit und damit einhergehend der Kritik zu stellen; gerade in den sozialen Netzwerken ist der Ton rau. Deshalb hat meine erste Veröffentlichung wohl auch so lange auf sich warten lassen. Die kritischen Stimmen mir gegenüber sind nicht sehr laut und solange negative Rezensionen niveauvoll formuliert werden, nehme ich diese auch an.
[Angelika Aichner]
Gefährliche Treue.
Lorenz Lovis ermittelt: Ein Brixen-Krimi
Die Idylle auf der Alm des Brixner Hausbergs Plose trügt: Der Privatdetektiv Lorenz Lovis soll einen Pilzräuber stellen; zeitgleich wird eine Bäuerin mit einer Axt ermordet aufgefunden.
Die Polizei verdächtigt zunächst den Ehemann, doch Lovis ist von dessen Unschuld überzeugt und versucht mit allen Mitteln, den Mörder zu entlarven.