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CULTURE

Poetry Slam: die Macht der Worte
Eeva Aichner präsentiert die Poesie des 21. Jahrhunderts

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: ein oft verwendeter Ausdruck. Aber haben wir uns jemals gefragt, wie viele unendliche Bilder wir durch ein paar Worte hervorrufen können?

Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Poetry Slam: ein Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer selbst verfasste Texte vortragen und vom Publikum bewertet werden. Durch die Worte der 24-jährigen finnisch-südtirolerischen Poetryslammerin Eeva Aichner, lernen wir diese Welt besser kennen.

Wie hast du Poetry Slam entdeckt?
Auf das Format Poetry Slam bin ich in der Oberschule gestoßen und habe direkt gewusst, dass ich da auch mit selbstgeschriebenen Texten mitmachen will. Im Rahmen des Dichterwettstreites habe ich verschiedene Sachen ausprobiert, mich auf der Bühne weiterentwickelt und, so hoffe ich zumindest, zu einem eigenen Stil gefunden. Leitmotivisch zieht sich durch, dass ich in meinen Texten immer von einer persönlichen Perspektive ausgehe und dann versuche aufs Allgemeine zu kommen.

Du hattest die Gelegenheit, auf nationalen Bühnen und im Ausland aufzutreten. Wie stark unterscheidet sich die Poetry-Slam-Szene von Land zu Land?
Ja, das Glück, Poetry Slam in verschiedenen Ländern kennenzulernen hatte ich unter anderem dank der guten Vernetzung der Szene und dem Engagement von Lene Morgenstern. In Deutschland sind die Texte grundsätzlich länger, das Zeitlimit beträgt meist um die 7 Minuten. Auch findet man etwa oft Elemente der Stand Up Comedy auf der Slam Bühne und es gibt sehr professionelle, weil hauptberufliche Slammer:innen. In Italien hingegen dauert die Performance nur so 3 Minuten, die Texte sind meist sehr poetisch und werden mit Inbrunst vorgetragen. Österreichische Slams haben dann auch noch einen ganz eigenen Charm. Und Südtiroler Poetry Slams sind durch ihre Mehrsprachigkeit und vor allem durch den untypisch hohen Altersdurchschnitt sehr besonders.

Der Poetry Slam verbindet Textinhalte, Lektüre und Interpretation. Wo liegen deine Stärken und Schwächen?
Meine Stärken liegen vielleicht in meiner Aussprache und im Finden von versprachlichten Bildern. An meiner Performance kann ich auf jeden Fall noch arbeiten, angefangen bei den Begrüßungs-/ Einleitungsworte. Texte, die ich auswendig vortrage, wirken ganz anders als solche, die ich ablese. Ins Memorisieren sollte ich also auch etwas mehr Zeit investieren.

Beim Poetry Slam wird die Person mit ihrer Performance zur Poesie. Glaubst du, dass dies dem Inhalt schadet oder ihn aufwertet?
Als Literaturwissenschaftlerin glaube ich natürlich an den Tod des Autors und die Geburt des Lesers, allzu identifikatorische und autobiografische Lesarten versuche ich in meiner persönlichen Lektüre zu vermeiden. Poetry Slam ist da ganz anders: (performte) Authentizität spielt auf der Bühne eine wichtige Rolle, wobei es auch Slammer:innen mit eindeutigen Bühnenfiguren gibt. Das ist dem Format so eingeschrieben, ob man das mag, ist jedem und jeder selbst überlassen.

Ist es ein großer Unterschied ein Gedicht zu schreiben, welches von anderen Menschen gelesen wird, oder eines, das anderen Menschen vorgelesen wird?
Schon in der Antike wurden Texte zum Vorlesen geschrieben, in dieser Tradition steht die Dichtung also schon seit tausenden von Jahren und Poetry Slam belebt sie auf eine wunderbare Weise neu. Grundsätzlich kann man also alle Texte vorlesen. Aber ja, ich glaube schon, dass Texte, die für die Bühne und den eigenen Vortrag geschrieben werden, anders geschrieben werden als etwa Romane. Vor allem muss man, wenn sie nicht publiziert werden, nicht allzu sehr auf die Form achten und kann sich am gesprochenen Wort und Rhythmus orientieren.

Zukünftige Projekte?
Im September organisiere und moderiere ich mit Matthias Vieider die Lesereihe Halbmittag in der Teßmann in Bozen. Als nächstes folgt ein Erasmus-Semester an der Universität in Pisa. Dort werde ich versuchen in der italienischen Slam-Szene aktiv zu werden und vor allem meine Kenntnisse der italienischen Literatur und Sprache zu vertiefen.

Kann der Poetry Slam als die Form der Dichtung des 21. Jh angesehen werden?
Gute Frage! Meiner Meinung nach wird das 22. Jahrhundert sie beantworten müssen…

[Fabian Daum]

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