Die Bretter, die die Welt bedeuten
Schauspielerin Jessica Puentes Martin im Gespräch
In Rosenheim geboren, in Margreid aufgewachsen, in München zuhause: Jessica Puentes Martin ist vielenorts heimisch. Hierzulande hat sie u.a. in “Die Ballade vom großen Makabren” der Freilichtspiele Südtiroler Unterland mitgewirkt. Es ist an der Zeit, sie besser kennenzulernen.
Erste Frage für Jessica: Wann hast du die Liebe zur Schauspielerei entdeckt?
Das war in der Mittelschule, da habe ich einen Kurs bei Roland Selva gemacht. In der Oberschule habe ich dann bei verschiedenen Schulaufführungen mitgewirkt und später war ich kurz beim Theaterverein in Margreid. Und der nächste Schritt war die Deutsche Akademie für Schauspiel in München.
Hast du damit gleich nach der Oberschule begonnen?
Ehrlichgesagt nicht. Nach der Matura bin ich acht Monate durch Südamerika gereist und nach meiner Rückkehr habe ich in einem Reisebüro gearbeitet. Ich habe mehrere Jobs ausprobiert, aber wirklich zufrieden war ich nie. Letzten Endes war es meine Mutter, die mich motiviert hat: „Du wolltest doch immer Schauspielerin werden“, hat sie zu mir gesagt, „wenn nicht jetzt, wann dann?“. Heute bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich bei dieser Entscheidung unterstützt haben. Das ist nicht selbstverständlich.
Was war dein Plan, als du nach München gegangen bist?
Gestartet bin ich mit der Idee, dass ich fürs Fernsehen arbeiten möchte, aber während der Ausbildung hat es mich mehr und mehr zum Theater gezogen, denn das ist eine Kunst, die dich extrem herausfordert. Du stehst direkt vor dem Publikum und kannst nicht hundert Mal dieselbe Szene wiederholen, wenn zum Beispiel das Licht nicht gepasst hat oder die Emotion. Du musst dem Publikum in dem Moment all das geben, was du ihm schenken willst. Und das finde ich faszinierend.
Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt?
Vor Kurzem habe ich bei einem Kurzfilm mitgespielt, es ist der Abschlussfilm von Nele Johann, die in Köln Regie studiert hat. Gedreht wurde bei ihr Zuhause in Münstermaifeld in der Nähe von Köln. Ihre ganze Familie hat am Set mitgeholfen und dieses heimelige Gefühl war eine tolle Erfahrung.
Wovon handelt der Film?
Er spielt in den 1950er-Jahren und erzählt von einer Italienerin, die mit ihrem Mann als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt. Hier lernt sie eine deutsche Frau kennen und diese öffnet ihr die Augen, sie zeigt ihr, dass Frauen Autofahren dürfen und Hosen tragen. Es entwickelt sich eine wunderschöne Freundschaft und die Geschichte hat mich sehr berührt. Es sind knapp 70 Jahre vergangen und es ist beeindruckend, was die Frauen – unsere Großmütter und Mütter – in diesen Jahren alles geschafft haben.
Was bringt die Zukunft?
Ich könnte mir gut vorstellen, in eine andere deutsche Stadt zu ziehen, das hängt davon ab, was sich in nächster Zeit für Projekte ergeben. Jetzt beginne ich erstmal eine mehrmonatige Ausbildung zur Synchronsprecherin. Es ist wichtig, in diesem Beruf ein zweites Standbein zu haben, denn die Konkurrenz in München ist groß und sie hat Talent. Ich bin schon ganz aufgeregt, denn es wird das erste Mal sein, dass ich vor einem Mikrophon stehe.
Hast du etwa Lampenfieber, immer noch?
Ich bin immer ein bisschen aufgeregt, aber ich mag dieses Gefühl, kurz bevor der Vorhang aufgeht und man die sprichwörtliche Butter in den Knien hat. Es ist die Vorfreude und ich hoffe, dass dieses Gefühl nie vergeht.
[Adina Guarnieri]