CULTURE

Sex im Alter – ein Tabu?
Seniorentheatergruppe: Der Mensch bleibt Mensch – auch und besonders im Alter

01 teatro primaverile

„In den Köpfen der älteren Leute steckt eine ganze Bibliothek“, sagt Maria Thaler Neuwirth. Sie leitet die Seniorentheatergruppe „Überholspur“ des Südtiroler Theaterverbandes. „Sie stecken voller Geschichten, und diese Geschichten wollen wir erzählen.“

Oft genug sind es verborgene Themen, Geschichten und Gedanken, die die Seniorentheatergruppe auf die Bühne bringt. So wie der Inhalt der neuesten Produktion: „Unerhört!“ – eine wagemutige Auseinandersetzung mit einem immer noch tabuisierten Thema: Sexualität im Alter.

Frau Neuwirth, wie ist die Theatergruppe ausgerechnet auf dieses Thema gekommen?
Wir als Seniorentheatergruppe des Südtiroler Theaterverbandes haben uns seit jeher mit Inhalten auseinandergesetzt, die die ältere Bevölkerungsgruppe betreffen. Wir haben schon Stücke gespielt, die sich mit der Liebe im Alter, mit der Gewalt in der Familie oder mit der Sturzprävention befassen. In diesem konkreten Fall hat das Amt für Senioren und Sozialsprengel der Provinz Bozen die Broschüre „Liebe und Sexualität im Alter – ich lebe, daher fühle ich“ herausgegeben und bei uns angefragt, ob wir ein Stück zum Thema Sexualität im Alter aufführen könnten. Die Premiere fand am 12. März in Brixen statt und das Publikumsecho hat uns schlichtweg überwältigt. Die Reaktionen zeigen: Das Thema ist gewollt und trifft absolut den Nerv der Leute!

Nun ist es ja vielleicht nicht so leicht, in der Theaterliteratur ein Stück passenden Inhalts zu finden.
Das finden wir auch nicht in der Theaterliteratur. Das erarbeiten wir uns selber. Ich habe das Glück, schon neun Jahre mit der bewährten Seniorentheatergruppe zusammenarbeiten zu können. Wir entwickeln unsere Stücke selbst. Wir setzen uns zusammen und nähern uns mit Sensibilität dem Thema, indem wir uns Fragen stellen wie zum Beispiel: „Seid ihr der Meinung, dass man im Alter brav dahinwelken sollte?“ Natürlich nicht! Dann spinnen wir den Faden weiter, alle tragen ihre Gedanken vor, und aus den einzelnen Ideen binden wir sozusagen einen bunten Strauß, das Stück. Mir ist es wichtig, der Gruppe keine Inhalte überzustülpen. Jede und jeder trägt zum Text bei und kann so anschließend auch voll hinter dem Stück stehen. Dabei vertreten wir durchaus klare Ansichten, ohne je ins Schmuddelige abzurutschen.

Wie ist denn nun Sexualität im Alter?
Die Beschäftigung mit der Thematik zeigt ganz klar: Im hohen Alter geht es noch leidenschaftlich und lebendig zu. Besonders diese Generation ist ja mit der Maxime aufgewachsen: Darüber spricht man nicht, Sex ist zur Fortpflanzung da, daran Spaß zu haben ist beinahe schon anrüchig. Doch dem ist nicht so! Mit dem neuen Programm möchten wir aufrütteln, was viel zu lange ungesagt blieb. Die Botschaft: Intimität und starke Gefühle kennen kein Alter. Auf der Bühne wird das Thema mit Humor, Feingefühl und Sinnlichkeit beleuchtet. Es soll ein kraftvolles Plädoyer für ein lustvolles Altern sein. Dabei arbeiten wir mit Gesang, Witz und Eigenironie. Auch das Bühnenbild spricht zum Publikum: Wir sind minimalistisch unterwegs, brauchen nicht viel Ausstattung, und das generiert ein starkes optisches Bild.

Wie ist es für die Darstellerinnen und Darsteller, sich diesem Thema zu nähern?
Grundsätzlich stehen sie mit sehr viel Freude und Energie auf der Bühne. Die Seniorentheatergruppe ist vor neun Jahren aus einem Projekt entstanden. Nach dem Ende der ersten Produktion war so viel Enthusiasmus vorhanden, dass klar war: Wir machen weiter! Auch die ältere Generation genießt es, vor Publikum aufzutreten. Sie ist beileibe kein passiver Konsument von Kultur, sondern kann aktiv dazu beitragen. Wir wollen anspornen und zeigen, was man im Alter noch alles leisten kann. Und ich finde, besonders den Frauen darf auch zugestanden werden, über das Thema Sex im Alter zu reden. Der Erfolg gibt uns Recht: Eine Oberschule für Sozialberufe in Bozen möchte sogar, dass wir das Stück unbedingt den Studierenden zeigen. Damit auch die jüngere Generation weiß: Unerhört, hier tut sich was! Da ist jemand auf der Überholspur!

[Sibylle Finatzer]

UNERHÖRT! SEX IM ALTER – EIN TABU?
Aufführende: Seniorentheatergruppe „Überholspur“
Regie und Dramaturgie: Maria Thaler Neuwirth
Dauer: 60 Minuten, Deutsch, Italienisch und Ladinisch
Termine: Freitag, 11. April, 19.30 Uhr – Self de Chemun, Corvara - Dienstag, 15. April, 20 Uhr, Gastspiel in Lustenau/Vorarlberg - Donnerstag, 8. Mai, 20.30 Uhr – Cësa di Ladins, St. Christina/Gröden - Montag, 9. Juni, 16 Uhr – Castel Lebenberg in Marling
Weitere Aufführungen in Planung: Truden, Gadertal, Abtei, Pustertal, Sarntal, Sterzing, Bozen und Vinschgau
Keine Kartenreservierung: Eintritt frei
Infos: www.stv.bz.it

 

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