Musik muss Menschen berühren
Andrè Schuen: der Bariton über seine Leidenschaft, den Gesang
Andrè Schuen ist in einer sehr musikalischen Familie in La Val im Gadertal aufgewachsen. Als Südtirol-Ladiner wächst man dreisprachig auf: mit der ladinischen, der deutschen und der italienischen Sprache. Diese Vielseitigkeit hat sich Andrè Schuen, mittlerweile international erfolgreicher Bariton, auch in seinem künstlerischen Schaffen bewahrt.
Der junge Andrè Schuen widmete sich zunächst leidenschaftlich dem Cello, entschied sich jedoch später für ein Gesangsstudium am Mozarteum Salzburg. Mittlerweile ist Schuen bei den führenden Häusern im Opernbereich – etwa der Bayerischen und der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala, dem Royal Opera House Covent Garden oder dem Teatro Real Madrid – sehr gefragt.
Doch nicht nur auf Opernbühnen, sondern auch im Konzertsaal ist Andrè Schuen zuhause. Mit einem reinen Mozart-Arien-Programm trat er in Salzburg beim Mozarteumorchester unter Roberto González-Monjas auf. Den französischen Liedzyklus „Poème de l‘amour et de la mer“ von Ernest Chausson brachte er sowohl beim Swedish Radio Symphony Orchestra als auch beim Finnish Radio Symphony Orchestra zur Aufführung. Mit dem Orchestra of St. Luke’s und Bernard Labadie trat er in der New Yorker Carnegie Hall auf sowie zum 125. Jubiläum der Deutschen Grammophon im Konzerthaus Berlin.
Der Liedgesang liegt Andrè Schuen besonders am Herzen. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner Daniel Heide begeistert Schuen regelmäßig das Publikum in bedeutenden Liedzentren wie der Schubertiada Vilabertran, dem Heidelberger Frühling oder dem Rheingau Musik Festival.
Herr Schuen, Instrumental- oder Vokalmusik?
Das ist nicht so eindeutig zu beantworten. Ich habe lange Cello gespielt mit der Absicht, dies auch zu studieren. Da ich jedoch auch von klein auf viel und gern gesungen habe, in verschiedenen Ensembles und verschiedene Stilrichtungen, habe ich auf gut Glück und ohne große Vorbereitung am Salzburger Mozarteum vorgesungen und wurde aufgenommen. So ist es ein Gesangsstudium geworden, und ich bin absolut glücklich damit. Da ich parallel kein Cellostudium vorzuweisen habe, hinkt für mich persönlich der Vergleich zwischen Vokal- und Instrumentalmusik und wäre unfair. Sicherlich hat aber das jahrelange Musizieren auf dem Cello entscheidend zu meiner musikalischen Bildung beigetragen. Ich höre zudem absolut gerne sinfonische Musik, da kann ich mich wunderbar entspannen.
Wenn Sie sich entscheiden müssten: Lied oder Oper?
Auch hier kann ich nur antworten: Für mich ergänzen sich die beiden Liedgattungen. Gesangstechnisch sind sie komplett unterschiedlich zu bewerten. In einer großen Opernrolle ist das Ziel, akustisch stets über dem Orchester zu schweben und hörbar zu sein. Beim Lied hingegen ist der Gesang viel authentischer, er kann und darf natürlicher klingen, man hat zusammen mit dem Pianisten sehr viel mehr Gestaltungsspielraum. Zu bedenken ist, dass die Stimme Zeit braucht, sich von der Oper aufs Lied umzustellen und umgekehrt. Auch terminlich muss ich schauen, dass sich das eine wie das andere ausgeht (lacht).
Am 11. Mai sind Sie in Bozen im Konzerthaus zu hören. Wie ist es für Sie, in der Heimat aufzutreten?
In Südtirol aufzutreten ist in erster Linie wunderschön, denn in der Tat ist Südtirol, speziell die Dolomiten, meine Heimat geblieben. Auch wenn ich es aktuell nur etwa zweimal im Jahr schaffe, hierher zu kommen. Aber wer den Job ethisch ernst nimmt, sollte immer danach trachten, mit seiner Musik Menschen zu berühren, egal wie groß der Konzertsaal oder wie zahlreich das Publikum ist. Von daher bin ich genauso aufgeregt und freue mich auf den Auftritt wie sonst bei allen anderen Konzerten auch.
Sie pflegen auch eine rege Zusammenarbeit mit der Deutschen Grammophon. Worauf darf man sich hier freuen?
Ja richtig, seit 2021 bin ich Exclusive Recording Artist der Deutschen Grammophon. Am 4. Juli wird mein neues Album erscheinen, das den Titel „Mozart“ trägt. Ich wollte damit nicht nur eine Auflistung von Mozarts Arien für Bariton beziehungsweise Bass präsentieren, sondern so interessante Verbindungen und Übergänge schaffen, dass man von der Musik hineingezogen wird.
[Sibylle Finatzer]
ANDRÈ SCHUEN, BARITON
Infos: www.andreschuen.com
Konzert am 11. Mai in Bozen, Konzerthaus: Lieder von Gustav Mahler und Franz Schubert, Infos: www.konzertverein.org
Neue CD-Einspielung: „Mozart“, erscheint am 4. Juli, Single-Release am 23. Mai