Lysistrata in Rock
Schlossfestspiele Dorf Tirol 2025: Neufassung des Aristophanes-Klassikers
Im Sommer 2025 verwandelt sich die märchenhafte Vorburg von Schloss Tirol zur Open-Air-Bühne für „Lysistrata in Rock“, eine temporeiche Neufassung des Aristophanes-Klassikers – inszeniert von Manfred Schweigkofler, dem neuen künstlerischen Leiter der Schlossfestspiele. Termine: 15. Juli – 11. August 2025, jeweils 21 Uhr, vor der historischen Kulisse von Schloss Tirol.
Im Zentrum der antiken Komödie steht Lysistrata: eine Frau, die ihre Mitstreiterinnen zu einem kollektiven Sexstreik inspiriert, um die Männer von ihren Kriegsabsichten abzuhalten. Altgriechische Komik trifft dabei Rock’n’Roll, auf einer Bühne mit Live-Band – laut, frech und zeitgemäß, denn Macht, Geschlechterrollen, Krieg und Frieden sind heute längst nicht weniger aktuell – ganz im Gegenteil. Mit Humor deckt „Lysistrata in Rock“ menschliche Abgründe ebenso auf wie die Hoffnung auf gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Herr Schweigkofler, Sie sind künstlerischer Leiter der Schlossfestspiele Dorf Tirol 2025. Wie haben Sie selbst Ihren Weg zu diesen sommerlichen Theaterfestspielen gefunden?
Ich habe eigentlich nicht gesucht, sondern ich bin gefunden worden. Im Sommer 2024 hat mich der Vorstand kontaktiert und eingeladen, ein neues Konzept für die Schlossfestspiele zu denken. Mein persönliches Lebens-Design sah keine Inszenierungen in Südtirol vor; ich arbeite ja ausschließlich im Ausland, vorwiegend an der Oper. Aber manchmal „derwehrt“ man sich halt nicht und jetzt freue ich mich.
Im Sommer 2025 bringen Sie „Lysistrata in Rock“ auf die Bühne der Schlossfestspiele Tirol – frei nach der gleichnamigen Komödie von Aristophanes. Sie haben diesen antiken Stoff schon früher bearbeitet. Was reizt Sie an diesem Stück?
Lysistrata ist eine der gelungensten Komödien der Theatergeschichte überhaupt und ich bin ein Aristophanes Fan, durch und durch. Ich mag das Stück. Und wie alle großen Theaterwerke ist es extrem aktuell geblieben und heutig, und zugleich anpassungsfähig, dehnbar, biegbar, unkaputtbar. Überraschend für mich war es dann zu sehen, wie viele von den Stimmungen bei Aristophanes sehr passend zu verschiedenen bekannten Rocksongs sind und ich habe dann diese Kombination versucht. 2019 hatte ich eine erste Premiere auf Kroatisch, in Pula, und was mich überrascht hat, war tatsächlich, wie wir mit einer sehr trashigen, komödiantischen Produktion doch auch sehr gut die Ernsthaftigkeit der politischen und gesellschaftlichen Themen servieren konnten.
Das Publikum erwartet eine zeitgenössische Adaption des Stoffes. Welchen Bezug sehen Sie zwischen diesem Stück und der heutigen Zeit und welche Rolle spielt die Rock-Musik?
„Lysistrata“ ist immer zeitgenössisch, das liegt in der Kraft des Stückes. Und die Themen sind ja bandaktuell: Die Männer sind im Krieg, die Frauen flüchten, an ihnen bleibt das ganz Elend hängen. Dafür garnieren die Männer ihre Machtlust mit hehren politischen Worten, mit moralischen Ansprüchen, wo es doch eigentlich nur um Waffen- und Kriegsindustrie geht. Das Geschwafle von „Europa muss kriegstüchtig werden“ ist doch eine solche Augenauswischerei sondergleichen; ridiculous, lächerlich. Und die Frauen tragen es mit oder sind beschäftig mit Ohrringe kaufen, Schuhe, Taschen, Parfüm und Unterwäsche; so schimpft jedenfalls Lysistrata auf ihre Genossinnen.
Wie hat sich das Festival in den letzten Jahren entwickelt? Wie erleben Sie die Atmosphäre auf Schloss Tirol als Spielort?
Ich kann nicht viel dazu sagen, weil ich die letzten Sommer nicht in Südtirol war. Aber der Vorhof von Schloss Tirol ist schon einmalig, eine Wahnsinns-Atmosphäre. Und in eine solche Atmosphäre passt natürlich auch eine leichte Komödie. Das Schloss wird zur Akropolis und voilá, mit 3-4 Säulen sind wir – imaginär – im alten Athen.
Was wünschen Sie sich für diesen Theatersommer auf Schloss Tirol? Was soll das Publikum von Aristophanes’ Botschaft mit nach Hause nehmen?
Ich wünsche unserem Publikum eine intelligente Unterhaltung. Einen freudigen Abend, freudige Gesichter, Fun, Joy. Theater ist für mich nicht der Ort für Botschaften, dann wird es spießig. Wir sollten die Bühnenkunst wieder etwas ent-dramaturgisieren. Theater ist ein Ort der Emotionen: Angst, Trauer, Zorn, Freude, Fun, Sehnsucht. Ich weiß, das sehen vieler meiner Kollegen anders. Aber ich mag Theater als Ort, wo man Modelle spielen und denken darf: „Was wäre eigentlich, wenn …“. Wo Reales auf Utopisches clasht, da liegt die Magie des Theaters. Und schon allein dadurch wird es politisch und brisant.
[H. P.]