„Der Froschkönig“: Theaterpremiere in Meran
Interview mit Alexandra Wilke und Markus Westphal
Theaterregisseurin Alexandra Wilke und Markus Westphal, Gründer des Theatervereins „Praxenknecht“, geben Einblicke in die neue Freilichtproduktion „Der Froschkönig“, die am 5. Juni im Park der Meraner Villa Freischütz Premiere feiert.
Neben Stücken bekannter Dramatiker wie Patrick Süskind oder Samuil Marschak bringt das Ensemble immer wieder beliebte Kinderbuchklassiker auf die Bühne. Eine ganz besondere Stimmung vermittelt bei diesem Stück der Aufführungsort – die Villa Freischütz in Obermais. Als Hausmuseum widmet sie sich mit einer beeindruckenden Sammlung der selten thematisierten Zwischenkriegszeit von 1920–1940.
Markus Westphal, du stehst als Produzent hinter dieser Inszenierung und spielst selbst mit. Was dürfen wir uns von einer zeitgemäßen Adaption des Märchens erwarten?
Markus: Das Konzept der künstlerischen Leitung – „ein Märchen für morgen“ – hat mich sofort überzeugt. Die Idee war von Anfang an vom Spielort her gedacht: vom Schloss, dem Brunnen, der tatsächlich im Garten der Villa Freischütz steht. Dazu kam der Wunsch, viele zauberhafte Figuren besetzen zu können und ein echtes Ensemblestück zu entwickeln – gemischt aus Profis und spielwütigen Amateuren. Das ermöglichte es uns, auch dieses Jahr das erfolgreiche Konzept des kleinen Stationentheaters fortzuführen. Als Schauspieler habe ich mich außerdem sehr darüber gefreut, wieder ein Familientheaterstück zu spielen. Diese Stücke haben einen ganz eigenen Charme, eine gewisse Leichtigkeit und Musikalität, die einfach Spaß macht – auf der Bühne und im Publikum. Ich bin übrigens der Baum.
Euer Stück thematisiert Naturschutz, Verantwortung und Gemeinschaft. Wie bringt ihr dies in Einklang mit der Botschaft des klassischen Märchen?
Dafür ist die künstlerische Leitung Alexandra Wilke zuständig, die mit großer Leidenschaft und ihrem ganz eigenen Witz Lieder und Szenen schreibt. Sie arbeitet sehr stark aus dem Ensemble heraus, bezieht alle Mitwirkenden intensiv in den kreativen Prozess ein – so entsteht ganz organisch ein lebendiger Dialog und ein produktiver Bezug zur Gegenwart. Familientheater und diese partizipative Arbeitsweise sind quasi eines ihrer Spezialgebiete. Ihre Inszenierungen sind immer sehr anregend, aber nie belehrend – es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, sondern viel Raum für eigene Gedanken und gemeinsame Entdeckungen.
Alexandra: Gerade, weil Themen wie Klimawandel und Verantwortung aktuell so viel Beachtung finden, empfinden wir sie gar nicht als „schwer“. Jeder, jedes Kind, wir alle stehen in Beziehung zur Natur und wollen Verantwortung übernehmen. Das ist etwas sehr Natürliches und Verbindendes.
Wie bezieht ihr diesen außergewöhnlichen Spielort im Park der Villa Freischütz in das Schauspiel ein?
Alexandra: Je mehr Zeit ich dort verbringe, desto mehr entdecke ich, dass es wirklich ein Ort voller kleiner Geheimnisse, Geschichten und Inspiration ist. Mittlerweile ist er für mich weit mehr als nur ein Arbeitsort geworden: ein friedlicher Ort mit vielen Tieren, alten Bäumen und einem besonderen Zauber. Alle, die hier mitarbeiten, sind berührt und glücklich, an einem so schönen Ort Theater machen zu dürfen. Das spürt man auch im Spiel.
Markus: Ein riesiger Dank gebührt Herta Waldner, der Gastgeberin, die mit Mut und Großzügigkeit ihre Tore für unsere bunte Theatertruppe geöffnet hat. Das ist nicht selbstverständlich. Diese Herzlichkeit und die kleinen Herausforderungen an so einem offenen Ort prägen die Atmosphäre ganz entscheidend.
Unter den illustren Figuren findet sich auch ein Koch mit einer Vorliebe für Froschschenkelsuppe. Überlebt der Frosch?
Alexandra: Unser Stück spielt zur Geburtstagsfeier der Prinzessin – da ist es natürlich naheliegend, dass auch der königliche Hauskoch mit von der Partie ist. Und so ergibt sich eines aus dem anderen: Die Begegnung zwischen dem Koch und dem Frosch bringt eine ganz eigene Dynamik ins Stück. So viel sei schon verraten – am Ende kreieren die beiden gemeinsam ein festliches Menü, ganz ohne Froschschenkel! Der Froschkönig steht in unserem Märchen sinnbildlich für das Bewusstsein im Umgang mit der Natur. Er kommt aus einem Lebensraum, der ursprünglich ein Naturschutzgebiet war – inzwischen aber durch den achtlosen Umgang der Menschen fast zum „Naturschmutzgebiet“ geworden ist. Durch seine Fähigkeit zur Freundschaft, seine Offenheit und den Blick für das Gute im Anderen initiiert er eine echte Wandlung: zuerst in der – zu Beginn recht ichbezogenen und stürmischen – Prinzessin, und schließlich in der ganzen königlichen Familie. Der Frosch ist also mehr als eine Märchenfigur – er wird zum Vermittler eines achtsamen, zugewandten Miteinanders.
[Haimo Perkmann]