Wenn ein ganzes Tal feiert
„Karthaus 700“: eine besondere Geschichte und besondere Jubiläen
Das Kartäuserkloster Allerengelberg im Schnalstal wurde 1325 und 1326 in mehreren Schritten gegründet. 600 Jahre später, in der Nacht vom 21. auf den 22. November 1924, wurde fast das gesamte, in den Mauern des ehemaligen Klosters errichtete Dorf Karthaus ein Raub der Flammen. Wiederum hundert Jahre später wird dieser Ereignisse nun mit mehreren Veranstaltungen gedacht.
Der Kulturverein Schnals widmet sich seit mehr als 25 Jahren dem kulturellen Leben im einstmals schwer zugänglichen Seitental des unteren Vinschgau. Mit der Veranstaltungsreihe „Karthaus 700“ werden einschneidende Ereignisse in der Geschichte des Dorfes Karthaus und des Tales in Erinnerung gerufen: einerseits die Gründung des Klosters des eremitisch lebenden Kartäuserordens, und andererseits der katastrophale Großbrand im November 1924.
Großprojekt „Die letzten Kartäuser“
Ausgehend von „Karthaus 700“ wurde ein Großprojekt in Angriff genommen: die Aufführung eines Musiktheaters. „Der Gedanke, in Schnals ein Freilichttheater mit Musik auf die Bühne zu bringen, bestand aber schon länger“, sagt Dietmar Rainer, Präsident des Kulturvereins und musikalischer Leiter. Text, Musik, Bühnenbau, Ausstattung – alles liegt in Schnalser Hand und involviert ein ganzes Tal. „Hinter dieser Idee stand auch der Wunsch, die Talbewohnerinnen und -bewohner stärker zu vernetzen und ein Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen. Das ist uns auf ganzer Linie gelungen.“ Bereits seit Monaten sind die Heimatbühne und der Kirchenchor Schnals, die Musikkapellen Katharinaberg und Schnals, die drei Grundschulen des Tales und unzählige freiwillige Helferinnen und Helfer am Proben, Organisieren und Werkeln.
Zum Stück
Regisseur Rudi Mair hat historische Fakten rund um das Kloster Allerengelberg mit einer fingierten, packenden Geschichte verwoben. Zunächst erlebt das Publikum die Gegenwart: Im malerischen Karthaus will ein renommierter Regisseur einen Film drehen. Doch die Produzentin verreißt das Drehbuch; erst der hinzueilende Bürgermeister und der pensionierte Dorflehrer schaffen es, sie umzustimmen. Ein neues Manuskript wird erstellt, und die Geschichte taucht in die letzten Jahre des Klosters Allerengelberg vor seiner Aufhebung ein (1748-1782, daher der Name „Die letzten Kartäuser“): Kaiserin Maria Theresia setzt den ehrgeizigen Max von Maurisberg als Prälaten ein. Die Begegnung mit dem skrupellosen Grafen Bernhardt Fuchs von Fuchsberg zieht jedoch eine Reihe an schicksalsvoller Ereignisse nach sich. Und im Zentrum des ganzen Geschehens steht zudem eine ergreifende Liebesgeschichte. „Das historische Karthaus erwacht und entführt das Publikum in eine Welt voller Emotionen und Spannung“, verspricht Rudi Mair.
Kunst in der Kartause
Neben Schauspiel und Musik ist auch die Kunst ein fester Bestandteil der Jubiläumsveranstaltungen. Mehr noch, seit 1987, finden Kunstausstellungen im ehemaligen Kartäuserkloster statt und sind als „Kunst in der Kartause“ bestens etabliert. Heuer kuratieren Lisa Mazza und Simone Mair von BAU – Institut für zeitgenössische Kunst und Ökologie – die Ausstellung „Unteroberwasser“. Die Ausstellung inspiriert sich vom Schwärmen, Lauschen und Spielen unserer Verwandten unter Wasser. Ausstellungseröffnung ist am 19. Juli. Wer also nach dem einzigartigen Spektakel des Musiktheaters seinen Ohren und insbesondere Augen Tiefsinnigkeit, Muse und Ruhe gönnen möchte, dem sei die Ausstellung wärmstens ans Herz gelegt.
[Sibylle Finatzer]
MUSIKTHEATER „DIE LETZTEN KARTÄUSER“
Text und Regie: Rudi Mair – Musik: Simon Gamper – Musikalische Leitung: Dietmar Rainer – Organisation: Peter Rainer
Aufführungstermine: 3. Juli (Premiere), 4. Juli, 5. Juli, 7. Juli, 8. Juli, 10. Juli, 11. Juli, 12. Juli (Dernière), jeweils um 21 Uhr
Kartenvorverkauf: WhatsApp 377 3403440, telefonisch 377 3403440 (Mo–Fr, 17–21 Uhr) und online auf kulturverein-schnals.it
KUNST IN DER KARTAUSE: „UNTEROBERWASSER“
Eröffnung: 19. Juli um 18 Uhr, Dorfplatz Karthaus
Dauer: 20. Juli bis 31. August, ganztägig zugänglich