Die Frau an Hitlers Seite
Ein Theaterstück über Eva Braun
Im Dachbodentheater zeigt das Theater an der Etsch den Monolog „Fräulein Braun“ aus der Feder des preisgekrönten Autors Ulrich Hub. Braun, ein typisches „Münchner Mädel“, traf Adolf Hitler bei ihrer Arbeit in einem Fotoatelier. Es war der Beginn einer fast obsessiven Liebe, die verbunden war mit der Hoffnung auf gesellschaftlichen Aufstieg, schließlich war Hitler damals bereits Galionsfigur der NSDAP. Regisseurin Katharina Gschnell weiß mehr.
Frau Gschnell, warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?
Wir waren auf der Suche nach einem interessanten, kompakten Stück und es schwebte uns ein Frauenmonolog vor. So sind wir auf „Fräulein Braun“ gestoßen, das Roland Selva, den künstlerischen Leiter, und mich schnell überzeugt hat, weil der Text sehr nahbar und griffig ist und einen guten Einblick gibt in diese Frau. Auch jährt sich dieses Jahr zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs, nur hat man aktuell das Gefühl, dass wir uns leider erneut im politischen Klima der 1920er befinden. Ich wollte mich deshalb mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, obwohl das nationalsozialistische Gedankengut an sich nicht im zentralen Fokus des Stücks steht, denn eigentlich hat sich Eva Braun sehr unpolitisch gegeben. Die Faszination für diese Frau entsteht aber dennoch aus der Tatsache, dass sie sich auf einen Massenmörder und Kriegsverbrecher eingelassen hat. Das schwingt mit, wie auch die Frage nach ihrer Position oder, besser gesagt, ihrer Nicht-Position zum damaligen Geschehen.
Wie stand Eva Braun zur Ideologie des Nationalsozialismus?
Es ist unklar. Ihr Vater beispielsweise trat erst spät in die Partei ein und ihre Schwester hat für einen jüdischen Arzt gearbeitet und sich irgendwann von Eva distanziert. In ihrer Erziehung spielte antisemitisches Gedankengut wohl kaum eine Rolle. Während beispielsweise Frau Goebbels eine bekennende Nationalsozialistin war, hat Eva Braun nie Stellung bezogen. Sie wurde aber auch von Hitler stets im Abseits gehalten, wie ein gut gehütetes Geheimnis. So wohnte sie zwar auf dem Berghof, durfte aber bei offiziellen politischen Anlässen nie dabei sein. Ich habe das Gefühl, als hätte sie vieles verdrängt und sich eher der Verehrung für diesen Mann gewidmet.
Die historische Persönlichkeit Eva Braun ist tendenziell negativ konnotiert. Wie verhält es sich im Stück und welche Verbindung baut man zu ihr auf?
Das überlasse ich dem Publikum. Aber es ist auf jeden Fall spannend und durchwachsen, denn sie war 17 Jahre alt, aufgeweckt und verspielt, als sie Hitler kennengelernt hat. Er hingegen war bereits 40 und ich glaube schon, dass wir uns in die Träume und Sehnsüchte eines jungen Mädchens hineinversetzen können, uns vielleicht sogar mit ihr identifizieren. Auch dieses Gefühl der bedingungslosen Liebe ist uns nicht fremd oder die Verlorenheit und manchmal Verzweiflung; schließlich hat sie zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Ich hoffe, und das ist auch immer wichtig für ein Stück, dass wir als Publikum in manchen Momenten eine gewisse Empathie für die Figur empfinden, um im nächsten Moment vielleicht wieder vor uns selbst zu erschrecken. Diese Ambivalenz darf da sein.
In welchem historischen Moment spielt das Stück?
Es umfasst den gesamten Zeitraum ihrer Bekanntschaft, vom ersten Kennenlernen 1929 bis zu ihrem Tod 1945 – also insgesamt 16 Jahre. Das Stück zeigt deutlich ihre Entwicklung, denn sie reift in ihrer Persönlichkeit, wenn auch nicht immer im positivsten Sinne, und auch die Umstände verändern sich nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Als Eva Braun 1945 nach Berlin gegangen ist, tat sie das im Wissen, dass sie gemeinsam mit Hitler sterben möchte. All das verändert den Menschen und die Figur.
[Adina Guarnieri]
Premiere: 09.03.2025 im Mesnerhaus in Neumarkt, Andreas-Hofer-Straße 58/1
Tickets & Termine: www.fsu-neumarkt.com