Weltenwandler auf der Spur der Musik
Das Aluna Ensemble aus Meran: Seele, Denken und Vorstellungskraft
Die fünf Musiker des Aluna Ensembles wandeln zwischen den Welten: jenen der musikalischen Stilrichtungen, jenen der Sprache, jenen der Kulturen. Sie musizieren um der Musik willen – eine einigende Kraft, die Seele, Denken und Vorstellungskraft berührt.
„Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden“, sagte Berthold Auerbach in seinem Roman „Auf der Höhe“ aus dem Jahr 1865. Der Gedanke, dass Musik – gleich welcher Stilrichtung – den Menschen berührt, ist nicht sehr alt. Im Mittelalter etwa zählte die Musik zu den mathematischen Wissenschaften und war Jahrhunderte später, zu großen Teilen und zumindest auf einem gewissen Niveau, immer noch Sache der gebildeteren Bevölkerungsschicht.
Die Seele der Musik
Dass Musik einer gewissen konstruierten Harmonie bedarf, ist auch im 21. Jahrhundert noch so. Doch die These, sie sei die universelle Sprache des Friedens und der menschlichen Seele, verkörpern die Musiker des Aluna Ensembles par excellence. Das Wort „Aluna“ stammt aus dem mehrsprachigen Wortschatz der Kogi, Arhuaco und Wiwa, einem Bergvolk im kolumbianischen Hochgebirge. Es benannt die Seele, das Denken und die Vorstellungskraft des Menschen.
Umberto Carrescia, Zeno von Braitenberg, Gigi Grata, Hartwig Mumelter und Gregor Marini lieben verschiedene Stilrichtungen in der Musik und lassen verschiedene Modi darin einfließen. Mit „Modi“ ist gemeint: Jeder einzelne Musiker hat aufgrund seiner musikalischen Ausbildung und Vorgeschichte eine andere Herangehensweise, andere Ideen, und alle werden als spannend und gleichwertig angesehen und fließen in die musikalische Arbeit mit ein.
Vom Werden der Musik
Für Aluna ist es einerlei, welcher Stilrichtung das Stück entstammt, wofür es sich entschieden hat, oder in welcher Sprache es geschrieben steht. „Die Umsetzung einer musikalischen Idee ist das Spannende“, sagt Zeno von Braitenberg. „Jeder bringt Vorschläge, und dann entscheiden wir uns dafür oder dagegen. Wir feilen oft lange an einem Stück, bis wir das Gefühl haben, es passt zum Wesen unseres Ensembles, und es drückt das aus, was wir und das Stück selbst empfinden oder sagen wollen.“ Bewusst hält sich Aluna dabei von gängigen Hits fern. Die Besetzung von Aluna bezeichnet Braitenberg als „eigenartig“: eine Bratsche, zwei Gitarren, eine Posaune, ein Kontrabass. Aus dem ursprünglichen Quartett ist vor Jahren ein Quintett geworden, aber darauf wollen sich die Musiker im Ensemblenamen nicht festlegen, denn sie sehen sich als „fünf plus“ und holen sich je nach Repertoire weitere Musiker auf die Bühne.
Sprachen und Kulturen
Die Mitglieder von Aluna sind mehrsprachig und singen vielsprachig. Dabei wird der Text oft phonetisch so zerlegt, dass er möglichst genau an die originale Aussprache heranreicht. Die Musik hat neapolitanische, jiddische, ägyptische, lateinamerikanische oder mitteleuropäische Einflüsse – sie drückt das Verbindende aus und will Seele und Vorstellungskraft beflügeln. Und obwohl die fünf Musiker akribisch an der Umsetzung der Stücke arbeiten – ob selbst komponiert oder arrangiert –, das Wichtigste, so Braitenberg, sei der Spaß an der Sache. Gesungen und gespielt werde alles, was Spaß mache unabhängig von Genre, Stilrichtungen und Epochen.
Der Erfolg gibt dem Aluna Ensemble recht. „Unser Spaß ist zwar genuin“, resümiert Zeno von Braitenberg, „aber das Feedback des Publikums ist unser Gradmesser. Wir erfahren, ob ein Stück funktioniert oder nicht. Wir lieben zwar das Musizieren an sich, aber Konzerte sind eine wichtige Referenz.“ Im März kommenden Jahres sind Aluna auf der Seiser Alm zu erleben – man darf gespannt sein.
[Sibylle Finatzer]
KONZERTTERMIN
21. März 2024
Swing on snow auf der Seiser Alm
Infos: www.alunamusic.eu
ALUNA ENSEMBLE
· Umberto Carrescia Gesang, Gitarre
· Zeno von Braitenberg Gesang, Bratsche, Akkordeon
· Gigi Grata Posaune, Trompete, Tuba, Percussion
· Hartwig Mumelter Gesang, Kontrabass
· Gregor Marini Gitarre, Gesang, Arrangements und Musikproduktion