Die unendliche Leichtigkeit des Spiels
Kreativ sein zwischen Beruf und Berufung, zwischen Regeln und Freiheit
„Beim Schreiben verhält es sich ähnlich wie bei der Musik. Die Aneinanderreihung mehrerer Buchstaben ergibt einen Satz und mehrere Sätze formen sich zu Nachrichten, Erzählungen und Berichten.“ So beschreibt es die Musikerin, Musikpädagogin, Journalistin und Moderatorin Magdalena Oberstaller auf ihrer Webseite.
Das „Aneinanderreihen“ kann wohl als symbolisch im Leben der jungen Taistnerin betrachtet werden. Sie reiht nicht nur Buchstaben zu Sätzen, sondern auch Noten zu Melodien aneinander. Sie reiht ihre Musik- und ihre Journalismusprojekte frei aneinander, auch ihre zwei Studien (Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien sowie Jazz und Improvisierte Musik im Hauptfach Violine in Linz) hat sie ohne Zwang, sondern eher nach Gefühl ausgewählt: „Was kann ich, was mag ich in meinem Leben tun?“
Magdalena, was machst du gerade und warum bist du nach dem Studium nach Südtirol zurückgekommen?
Ich wohne derzeit in Bozen, wo ich heuer die musikalische Leitung an der Musical School innehabe. Außerdem ploppen immer wieder musikalische Projekte auf, so wie etwa mit David Frank, Marc Perin oder mit meinem Bruder Jonas und seiner Freundin Theresa Falkensteiner als „Thermos“. Daneben schreibe ich immer wieder journalistische Texte, arbeite für die RAI und probiere ständig Neues in der Musik aus. Nach Südtirol bin ich in erster Linie aus privaten und wettertechnischen Gründen gezogen (lacht). Aber ich finde auch, dass die Musikszene in Südtirol ungeheuer vielfältig ist. Man kennt sich, das Land ist klein, und immer wieder ergeben sich spannende Möglichkeiten, zusammen etwas auszuprobieren. In einer Großstadt im Ausland wäre vielleicht die Szene in sich geschlossener und homogener, aber dadurch auch nicht so bunt und familiär wie bei uns.
Kann man als Musikerin in Südtirol leben?
Ja, man kann durchaus, wobei man sich natürlich auch gut organisieren muss. Ich lege Wert darauf zu sagen, dass ich nicht Journalistin bin, um mir das Leben als Musikerin leisten zu können. Das Eine wie das Andere ist für mich gleichwertig. Musik ist keine brotlose Kunst, und zum Glück sind wir auch zu Hause immer wieder darin bestärkt worden, auf unseren musikalischen Wegen weiterzumachen. Der Beruf des Kunstschaffenden – ob Musik, Theater, Film oder Tanz – erfährt Gott sei Dank gerade eine Aufwertung. Die Gründung des Vereins PERFAS war sicherlich ein richtiger Schritt dazu. Musik oder Kunst zu machen bedarf umfassender Kenntnisse und guter Vorbereitung – umso mehr, als am Ende auf der Bühne Leichtigkeit und Unterhaltung beim Publikum ankommen sollten. Das sollte honoriert werden wie in jedem anderen Beruf auch.
(PERFAS steht für Performing Artists Association South Tyrol und ist die Vertretung der beruflichen Darstellenden Künstler/-innen, Musiker/-innen und Techniker/-innen in Südtirol, Anm. d. Red.)
Du sagst, auch der Jazz und die improvisierte Musik sind nicht frei, auch da gibt es Regeln. Wie meinst du das?
Ich zum Beispiel habe Geige spielen erst nach Gehör und später mit Noten gelernt. Das Studium Jazz und Improvisierte Musik war daher gerade das Richtige für mich. Auch heute spiele ich Musik, gerade so, wie ich sie fühle. Mein Steckenpferd ist die Vielfalt. Ich lasse mich gerne auf Elektronik ein, vielstimmiger Gesang begleitet mich seit meiner Kindheit, und verschiedene Genres spielen in meiner Musik eine Rolle. Aber obwohl der Jazz oft sehr frei klingt, gibt es auch dort Regeln und festgelegte Harmonien. Es gibt Musikerinnen und Musiker, für die dieses Korsett – das ja immerhin noch freier als etwa in der klassischen Musik ist – sehr wichtig ist. Ich halte mich nicht immer daran (lacht).
In eurer Familie wurde immer schon viel musiziert. Wie schaut diese musikalische Verbindung heute aus?
Mein Bruder Jonas lebt in Berlin und ist ebenfalls freischaffender Musiker. Da wir schon als Kinder viel gemeinsam gesungen und musiziert haben, war es naheliegend, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Daraus ist, zusammen mit Jonas‘ Freundin Theresa Falkensteiner, das Projekt „Thermos“ entstanden, ein Wortspiel aus unseren Vornamen. Wir haben einfach ausprobiert, was mehrstimmig geht, und es mit Electro-Pop verbunden. Daneben habe ich viele weitere Projekte, die sich ebenso ständig ändern und weiterentwickeln. Es reiht sich eben alles aneinander, und es bleibt immer spannend. [Sibylle Finatzer]
Magdalena „MAEG“ Oberstaller:
www.magdalenaoberstaller.com
„Thermos“: Magdalena Oberstaller: facebook.com/magdalena.oberstaller – Jonas Oberstaller: instagram.com/jonas_oberst/ – Theresa Falkensteiner: instagram.com/theresafalkensteiner/