Jahrhunderte kirchlichen Wohlklangs
Kirchenchor Auer und Schwarzenbach-Orgel: zwei einzigartige Jubiläen
Das Jahr 2024 bietet in der Unterlandler Gemeinde Auer gleich doppelt Grund zum Feiern: Zum einen wurde der Kirchenchor Auer vor 360 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt, zum anderen ist die älteste spielbare Kirchenorgel Südtirols in Auer beheimatet. Sie wird heuer 425 Jahre alt.
Eine erste Erwähnung des Kirchenchors findet sich in einem Schriftstück der Gemeinde „Aur“ vom 7. November 1664, als der „firneme, Kunstreiche Petern Von Dan“ beauftragt wurde, „das orglschlagen fleißig zu verrichten“ sowie „auf allmaligem beger zu den Ämbtern den Chorgsang choraliter oder musikaliter […] zu verrichten“. Dazu wurde er aufgefordert, willige Sänger anzuwerben sowie ständig einen Sänger oder Singknaben zu halten.
Fester Bestandteil des Aurer Vereinslebens
360 Jahre nach seiner ersten Erwähnung zählt der Kirchenchor Auer rund 30 Mitglieder und steht unter der Leitung des Pfarrorganisten Tobias Simonini. Der junge, engagierte Aurer Chorleiter ist der Urenkel des bekannten Chorleiters, Kapellmeisters und Komponisten Sepp Thaler, der bürgerlich Simonini hieß, aber den Mädchennamen seiner Mutter annahm. Er stand dem Kirchenchor Auer unglaubliche 60 Jahre, von 1922 bis zu seinem Tod 1982, als Chorleiter vor. So wie in seinen Anfangsjahren, ist der Kirchenchor Auer auch heute fester Bestandteil bei der musikalischen Umrahmung der wichtigsten kirchlichen Feiertage und gestaltet auch diverse Feiern innerhalb der Gemeinde mit. Sängerinnen und Sänger sind jederzeit willkommen; auch Projektkonzerte werden durchgeführt. Der vielstimmige Gesang des Chors ertönt üblicherweise in der Kirche Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz, der Marienkirche, mitten im historischen Ortskern von Auer. Die ältere Kirche, die eigentliche Pfarrkirche zum hl. Apostel Petrus, befindet sich am südlichen Ortsende gleich neben der Staatsstraße; wegen der Überschwemmungen durch den Schwarzenbach wurde im Ortszentrum die neue Kirche gebaut. Das Jubiläumskonzert des Kirchenchors, eine konzertante Vesper, wurde am 26. Mai in der Peterskirche aufgeführt. Die ausgewählten geistlichen Lieder und Motetten zeichneten den Chorgesang der unterschiedlichen Stilepochen, in denen der Kirchenchor Auer wirkte, bis herauf in die Gegenwart nach.
Instrument mit besonderer Geschichte
Die Peterskirche ist nicht nur wegen ihrer Lage – sie liegt fünf Meter unter ihrer Umgebung – und eines Freskos, das angeblich aus Kreuzfahrerzeiten stammt, einen Besuch wert. Sie beherbergt die älteste bespielbare Kirchenorgel Südtirols, die Schwarzenbach-Orgel von 1599.
Das kostbare und äußerst formschöne Instrument baute der Füssener Orgelbaumeister Hans Schwarzenbach ursprünglich für die Pfarrkirche St. Pauls, doch bereits rund ein Jahrhundert später, 1690, wurde das Instrument von St. Pauls in die Pfarrkirche zum hl. Petrus nach Auer überführt. Sie erfuhr über die Jahrhunderte mehrere Umbauten und Veränderungen. In den 1980er-Jahren wurde sie von der Orgelbaufirma Johann Pirchner aus Steinach am Brenner auf ihre ursprüngliche Disposition zurückrestauriert. Eine weitere Besonderheit besteht zudem in ihrer mitteltönigen Stimmung: Der Stimmton a1 ist auf 415 Hz festgelegt, rund einen Halbton tiefer als üblich.
Konzertreihe für Musik aus Renaissance und Frühbarock
Beim „Aurer Orgelsommer“, dessen zehnte Ausgabe heuer stattfindet, steht das außergewöhnliche Instrument im Mittelpunkt. Die Konzertreihe wird vom Verein „Orgelmusik Auer“ organisiert, dessen Vorsitzender wiederum Tobias Simonini ist. Von Juli bis September entführen namhafte Orgelkünstler aus dem In- und Ausland, teilweise mit musikalischer Begleitung, das Publikum in die wunderbare Klangwelt der Renaissance.
[Sibylle Finatzer]
10. AURER ORGELSOMMER
KONZERTE AN DER SCHWARZENBACH-ORGEL
- Sonntag, 14. Juli, 20.30 Uhr: Jan Katzschke, Leipzig
- Freitag, 26. Juli, 20.30 Uhr: Lorenz Bozzetta (Orgel) und Olivier Mourault, Basel (Naturtrompete)
- Samstag, 3. August, 20 Uhr: Konzert „Pianto della Madonna“ mit den „Solisti della Camerata di Cremona“, Leitung Marco Fracassi
- Sonntag, 25. August, 20.30 Uhr: Bine Bryndorf, Roskilde
- Sonntag, 22. September, 19 Uhr: Bernard Foccroulle, Brüssel