Helden und Samtpfoten
Das Theater im Sommermonat Juni
Nach einem wettertechnisch durchwachsenen Frühling starten wir in einen hoffentlich wolkenlosen Sommer. Die Städtetheater gehen in die wohlverdiente Pause, aber das bedeutet nicht, dass nun Flaute ist – ganz im Gegenteil.
Prächtig liegt die Villa Freischütz in Meran. Bis 9. Juni ist hier Das Katzenhaus zu sehen, ein Freilichttheater ab 5 Jahren von Samuil Marschak (Regie: Alexandra Wilke). Stolz ist die adelige Katze von Maunzstein. Sie sitzt in ihrem prunkvollen Haus, umgeben von Freunden. Doch als zwei arme Katzenwaisen um Obdach bitten, jagt sie ihr Pförtner, Kater Grimm, hartherzig fort. Eines nachts bricht dann ein Feuer aus. Wird jemand Fürstin Katz und dem Kater helfen?
Mit One-Way-Ticket zum Mond tourt der Verein KultTour durchs Land (Termine: www.alf-italy.com). Die Komödie von Emmanuel Robert-Espalieu (Regie: Alexandra Hofer) erzählt von Monsieur Cotillon, der von seinem Garagentor enthauptet wird. Viele Jahre lang hat er hohe Beträge in eine Lebensversicherung eingezahlt. Jetzt möchte er sicherstellen – ja, obwohl er tot ist –, dass seine Frau die Prämie erhält. Aber die Versicherung weigert sich, schließlich sei das mit dem Tor doch eindeutig Selbstmord. Zu guter Letzt erscheint die Witwe, doch dass ihr toter Mann in der Agentur sitzt, tangiert sie nur peripher…
Bleiben wir beim Thema: Die Klasse der Septima vom Franziskanergymnasium spielt Der wunderbare Massenselbstmord von Arto Paasilinna (bis 07.06., Regie: Gerd Weigel). Onni Rellonen will sich aus dem Leben verabschieden, aber allein möchte er die Reise auf die andere Seite nicht antreten. Er gibt eine Annonce auf und ist sich der Absurdität seiner Handlung durchaus bewusst. Doch umso absurder ist, dass sich immer mehr Gleichgesinnte melden. Und so wird ein Bus organisiert für eine Reise ohne Wiederkehr. Eine herrliche Tragikomödie und eine Ode an das Leben.
Unterhaltsames bieten auch die Burggräfler Theaterbühnen, die gemeinsam Der Held aus dem Westen präsentieren (bis 15.06., Regie: Gerd Weigel). Die Komödie von John Millington Synge wurde von Felix Mitterer übersetzt und adaptiert. Doch trotz der nun alpenländischen Sprache behält das Stück seinen knorrigen Stil. Ironisch wird hier das irische Dorfleben gezeigt. Konkret geht es um einen jungen Mann, der eines Abends in einer Kneipe auftaucht. Er gesteht, dass er gerade seinen tyrannischen Vater erschlagen habe und nun auf der Flucht sei. Zu seinem Erstaunen zeigen die Dorfleute Verständnis, ja er wird sogar als Held gefeiert. Doch ein Ire ist nicht totzukriegen. Und ein irischer Vater schon gar nicht. Wie das ausgeht, sehen Sie in der Orchideenwelt in Gargazon.
Wie immer am Ende der Saison lässt es das Improtheater Carambolage nochmal richtig krachen (04.06.). Die Truppe geht nämlich nicht baden, sondern bucht ein Zimmer mit Aussicht im Hotel der 1.000 Geschichten. Die Cocktailschirme sind pronti und der Pianist stimmt schon mal den Soundtrack für den Sommer an. Also ab in die Geschichtenflut!
Im Astra in Brixen findet von 5. - 9. Juni das Internationale Jugendtheatertreffen Sapperlot statt. Ensembles aus der ganzen Welt überwinden Grenzen und kommunizieren durch die Sprache des Theaters, dass wir Neues lernen und bisher Gelerntes infrage stellen sollen. Auf der Bühne stehen Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die offen dafür sind, über ihre eigene Arbeit und über andere Formen des Theaters nachzudenken.
[Adina Guarnieri]