Nachwuchs mit Profil
Schauspieler Tommy Fischnaller-Wachtler im Interview
1997 in Brixen geboren, zog es ihn nach der Matura nach Wien. Über Umwege – dazu später mehr – kam er zur Schauspielerei und ist aktuell fixes Ensemblemitglied beim Tiroler Landestheater. Nun hat er den renommierten Nestroy-Theaterpreis erhalten, und zwar in der Kategorie „Bester Nachwuchs“.
Herzlichen Glückwunsch zum Nestroy-Preis! Wie hast du die Preisverleihung erlebt?
Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass eine ebenfalls nominierte Bekannte von mir gewinnen würde. Und als es dann soweit war, habe ich auf Autopilot geschaltet und war dermaßen neben der Spur, dass ich sogar vergessen habe, meine Begleitung zu umarmen. Ich bin einfach aufgestanden, habe den schweren Preis entgegengenommen und meine Rede gehalten. Dafür hatte ich mir zwar zur Sicherheit in den Tagen zuvor ein paar Punkte im Kopf zurechtgelegt, aber richtig vorbereitet hatte ich die Rede nicht. Es kam wirklich überraschend.
Der Preis ist deiner Darbietung in „Effi, Ach, Effi Briest“ am Bronski & Grünberg Theater in Wien gewidmet. Kannst du uns was zum Stück sagen?
Das Besondere an diesem Stück ist, dass Regisseur und Autor Moritz Beichl aus diesem deutschen Klassiker von Theodor Fontane eine queere und moderne Komödie gemacht hat, die viel Mut und Witz beweist. Moritz und ich haben sehr gut zusammengearbeitet. Vermutlich habe ich einfach verstanden, was Moritz machen wollte – und umkehrt. So haben wir gemeinsam den Text geknackt.
Am Anfang deiner Laufbahn steht ein singendes Zebra, stimmt das?
Ja genau, denn zum ersten Mal stand ich mit neun Jahren für ein Schulmusical auf der Bühne. Ich könnte aber nicht sagen, dass dies der zündende Moment war, der mich zur Schauspielerei geführt hat. Zwar habe ich mit der Idee geliebäugelt, aber nach der Matura habe ich erstmal ein Lehramtsstudium in Wien begonnen. Erst zwei Jahre später hat mich eine Freundin wieder darauf angesprochen und da ich noch recht unentschieden war, hat sie mich bei der Hand genommen und ist mit mir zu einer Schauspielschule gegangen. Dort haben wir spontan ein paar Studierende gefragt, ob sie mir bei der Vorbereitung helfen könnten. So hat das Ganze angefangen.
Muss man als junger Südtiroler Schauspieler den Mut haben, ins Ausland zu gehen?
Mut ist etwas sehr Subjektives und ich empfinde es nicht als mutig, wenn ich hin und wieder meinen Wohnort wechsle. Es hat eher was damit zu tun, dass man offenbleiben muss, sich auf die Projekte einlassen muss, ohne arrogant zu sein. Südtirol hat eine sehr lebendige Theaterszene, man kann hier also durchaus von der Schauspielerei leben. Es geht eher um die eigenen Ziele und auch darum, wie man sein Leben außerhalb der Arbeit gestalten möchte.
Gibt es beruflich ein Ziel, das dich besonders reizt?
Diese Frage wird mir in letzter Zeit öfters gestellt und ich sage dann immer: Ich würde gern die Buhlschaft im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen spielen. Also nicht den Jedermann in der “männlichen“ Hauptrolle, sondern wirklich die Buhlschaft und dann auch eine nicht-männliche Schauspieler*in als den Jedermann. Das wäre doch mal eine schöne Abwechslung.
Klingt nach einem ambitionierten Vorhaben…
Definitiv! Das nächste Interview führen wir dann, wenn ich es geschafft habe (lacht).
[Adina Guarnieri]