Stadtmusikanten auf hoher See
Zum Jahresende geht es auf den Bühnen hoch her
Zur Weihnachtszeit werfen sich alle wie gewohnt in Schale, denn die Stimmung ist festlich und fein. Davon sind auch Südtirols Theatersäle nicht ausgenommen, die im Dezember nur das Feinste vom Feinsten kredenzen.
Das Theater in der Altstadt Meran widmet sich in der Vorweihnachtszeit einem fundamentalen Thema: den Bienen. Imker Franco Bernard arbeitet seit 20 Jahren mit den Tierchen und bringt nun endlich Licht ins Dunkel des Bienenstocks. Alles über Bienen (ab 10.12.) bietet ein buntes Abendprogramm mit Einblicken in und über den Wabenrand. Und zumindest genauso abwechslungsreich ist Oh, die See!, ein Stück für Menschen ab 7 Jahren, inszeniert von Johanna Porcheddu (ab 21.12.). In einer Mischung aus griechischem Mythos und Piratengeschichte wird die Odyssee erzählt, die seit Jahrhunderten mündlich überliefert, gesungen und vorgetragen wird. Ein facettenreicher Bericht über den ersten „modernen“ Helden der Menschheit, der nicht mit Muskelkraft und Mut besticht, sondern mit Geistesstärke, Klugheit und Witz.
In der Dekadenz Brixen geht der österreichische Kabarettist Mathias Novovesky mit seinem Bildnis eines mittleren Charakters an den Start (3.12., Regie: Gabi Rothmüller). Novovesky würde sich selbst als Kosmopolit und Schrebergärtner definieren. Der ORF kommentierte: „Selten macht es so viel Spaß, einer an sich unsympathischen Figur beim Schimpfen, Raunzen und Ärgern zuzuhören“. Doch was bringt ihn auf die Palme? Das Zufallsprinzip, Schneewittchen und die Zwerge und natürlich die Tatsache, dass er kein Prinz ist. Gibt es dafür eine Lösung? Am besten selber reinschauen! Und nach dem Raunzer beehren die Damen von Flüsterzweieck die Bischofsstadt (10.12., Regie: Dieter Woll). Mit Kult präsentieren Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger Theater am Rande des Kabaretts, oder umgekehrt? Sie sprengen gern die Grenzen ihrer Sehgewohnheiten und auch jene des zivilisierten Humors. Kult ist ein Stück schlechter Hoffnung auf dem Weg zur Erlösung, ein Schlachtfest der Unerträglichkeit, eine Kultivierung des Wahnsinns.
Von Brixen nach Bozen, wo im Carambolage preisgekröntes Spiel zu sehen ist. Bodecker & Neander haben beim „Niederstätter surPrize 2019“ den 2. Jury- und Publikumspreis geholt. Nun kehren sie nach Bozen zurück, und zwar mit Déjà-vu? (10.-11.12., Regie: Lionel Ménard). Ihr Pantomime-Programm darf und soll ins Auge gehen, um von dort aus Herz und Zwerchfell zu erreichen. Ganz ohne Worte versetzen sie das Publikum in Vibration und Resonanz. Wolfram von Bodecker und Alexander Neander haben sich vor über 20 Jahren in Paris kennengelernt. Seitdem sind sie gemeinsam unterwegs und haben Publikum und Presse in über 30 Ländern begeistert. Beste Voraussetzungen für einen wahrlich gelungenen Abend! Und um so richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen, setzten die Jungs und Mädels vom Improtheater am 14. Dezember dem Santa Klaus die Mütze auf, denn es steht das Spezial Xmas-Show auf dem Programm. Über alle Traditionen erhaben, beglückt das Christkind gut zehn Tage zu früh das Publikum im Kleinkunsttheater der Landeshauptstadt – natürlich maskiert und inkognito.
Das Stadttheater Bruneck widmet sich hingegen den ganz kleinen Theaterbegeisterten: Die Brunecker Stadtmusikanten (Regie: Anja Wohlfahrt) ist ein Stück für Kinder ab 4 Jahren, geschrieben von der Klasse 5aM des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums. In Bremen waren es Esel, Hund, Katze und Hahn; in Bruneck sind es die beatboxende Wühlmaus, der vegane Tiger, das opernsingende Ferkel, der ängstliche Bär, das coole Schaf und der neunmalkluge Papagei. Gemeinsam wollen sie die Bösewichte aus dem Schloss vertreiben. Ob es ihnen gelingt, erleben wir am 8. Dezember.
[Adina Guarnieri]