Welche Persönlichkeit sind Sie heute?
Portraitausstellung des Fotografen Alessandro Zampini in Brixen
Jeder von uns trägt tausend Persönlichkeiten in sich, so die These des Fotografen Alessandro Zampini. Nach außen kleiden und verhalten wir uns aber bewusst oder unterbewusst nach bestimmten gesellschaftlichen Normen.
Was würde passieren, wenn wir diese vielen Persönlichkeiten porträtieren würden? In seiner Fotoausstellung „Ein Gesicht, tausend Persönlichkeiten“ geht Zampini dieser Frage nach. Die Boznerin Jessy ist das Gesicht der Fotoserie, die derzeit im Dom Café in Brixen ausgestellt wird. Im Interview erzählt uns Zampini, wie er auf die Idee gekommen ist, diese Serie zu fotografieren und warum man sich die Ausstellung anschauen sollte.
Worum geht es in der Ausstellung?
Die Ausstellung erzählt von den verschiedenen Gesichtern, die die Menschen in unterschiedlichen Situationen und Umgebungen zeigen. Ernsthaftigkeit und Mäßigkeit bei der Arbeit, Unbeschwertheit in der Natur, Fröhlichkeit mit den Freunden und so weiter. Nach außen hin schauen wir immer gleich aus, tragen die selbe Maske. Die feinsten Gesichtszüge können die Person hinter der Maske zugleich zeigen und verstecken.
Wer ist die Frau, die Sie auf den Fotos porträtiert haben?
Das Model ist Jessica Mondini, eine Freundin von mir aus Bozen. Wir haben uns während eines Fotoshootings mit einer ihrer Freundinnen kennengelernt und haben anschließend viel zusammengearbeitet.
Wie ist Ihnen die Idee zur Ausstellung gekommen?
Die Idee ist aus dem Hobby von Jessica ausgegangen. Sie liebt das Cosplay, also sie verkleidet sich gern als verschiedene Fantasie-Personen, die ihr äußerlich ähnlich sind, aber mit der Verkleidung kann sie verschiedene Charakterzüge von sich selbst ausleben.
Da ist mir die Idee gekommen, sie verkleidet in Alltagssituationen zu fotografieren und so, verschiedene Persönlichkeiten zu zeigen, in denen wir alle täglich selbst schlüpfen.
Warum findet die Ausstellung im Dom Café in Brixen statt?
Das Dom Café wurde in meinem Geburtsjahr eröffnet und die BesitzerInnen haben mich aufwachsen sehen. Außerdem ist es eine typische Brixner Konditorei im Zentrum.
Wer ist Ihr/e LieblingsfotografIn und warum?
Ich lasse mich von verschiedenen Fotografen inspirieren, zum Beispiel Geoleon, David Dubnitsky o Agnieszka Lorek. Einige zeigen fast verzauberte Umgebungen, andere eher urbane oder ländliche. Meine Fotografie ist ein Mix aus deren Stimmungen, Post Produktion und Techniken.
Was ist für Sie das wichtigste beim Fotografieren?
Das, was mir am meisten Spaß macht ist die Verbindung mit den fotografierten Personen, die Freundschaften und der gegenseitige Respekt. Das sind auch die wichtigsten Dinge, die bei der Arbeit mit Menschen generell zu beachten sind – vor der Technik und dem Equipment. Also die Beziehung zum Subjekt meiner Fotos.
Welche Persönlichkeit war am schwierigsten zu fotografieren?
Die Persönlichkeiten sind eher eine Herausforderung für das Model als für den Fotografen. Richtig posieren, der richtige Gesichtsausdruck für die Fotos. Meiner Erfahrung nach hat die Umgebung auch viel Einfluss auf die Persönlichkeiten. Wie das Licht, das zu stark oder zu schwach sein kann, der Waldboden, der das Posen erschwert und so weiter.
Warum sollte man sich die Ausstellung anschauen?
Die Ausstellung wirkt auf jedem anders. Es gibt keine universelle Sicht auf die Dinge, denn jeder von uns hat nicht nur tausend Persönlichkeiten, sondern auch tausend verschiedene Geschmäcker, Sichtweisen. Für Brixen ist es was Frisches, Neues. Seid neugierig und kommt vorbei!
Wollen Sie noch etwas hinzufügen?
Ich hoffe, dass ich viel mehr Persönlichkeiten und Gesichter porträtieren darf in Zukunft. Das Fotografieren ist für mich in erster Linie eine Passion und erst im zweiten Schritt meine Arbeit.
[Nadine Mittempergher]
Name: Alessandro Zampini
Alter: 29 Jahre
Wohnort: Brixen
Instagram: @shinrei_photography
Aktuelle Ausstellung: „Ein Gesicht, tausend Persönlichkeiten“, Dom Café Brixen, 16.08.-23.09.2021, 8-18:30 Uhr.