Von Typen und Typen
Ein einzigartiges Juwel: das Schreibmaschinenmuseum in Partschins
Zum Begriff „Type“ finden sich im Duden zweierlei Beschreibungen: „Einer Drucktype ähnliches, kleines Teil einer Schreibmaschine, das beim Drücken der entsprechenden Taste auf das Farbband und das dahinter eingespannte Papier schlägt“ und „Durch seine besondere, ungewöhnliche Art auffallender Mensch; eigenartiger, sonderbarer, schrulliger Mensch“.
Beides findet sich aufs Engste verwoben im Schreibmaschinenmuseum in Partschins. Mitten im Ortszentrum gelegen, präsentiert es sich auf den ersten Blick unscheinbar und ist doch eines der führenden Museen weltweit auf dem Gebiet. Rund zweitausend Exponate geben Aufschluss darüber, wie „die Type“ Peter Mitterhofer mit seiner Erfindung „den Typen“ zum weltweiten Siegeszug verholfen hat, auch wenn er selbst mit dem späteren Erfolg nichts mehr zu tun hatte.
Peter Mitterhofers Erfindungen
Der Tischler und Zimmermann Peter Mitterhofer entwickelte in Partschins von 1864 bis 1869 mit einfachsten Mitteln und Materialien fünf Schreibmaschinen. Man vermutet, dass seine Begeisterung für die Musik – er baute sich auch seine Musikinstrumente selbst – dazu inspirierte. Zweimal versuchte er am kaiserlichen Hof in Wien, mit seinen technisch hervorragend durchdachten Modellen Beachtung und Anerkennung zu finden, doch der Kaiser ließ es beim Ankauf des fünften Modells für das Polytechnische Institut in Wien, heute Technisches Museum, und einem kleinen Geldbetrag bewenden. Vereinsamt und entmutigt starb Mitterhofer und wurde bald vergessen. Nur die sehr viel spätere Auffindung einiger seiner Schreibmaschinenmodelle verhalf dem genialen Sonderling zu später Ehre.
Kurt Rybas Passion
Der gebürtige Meraner Kurt Ryba sagt über sich selbst, mit der Leidenschaft zum Sammeln und für Computer geboren zu sein. Ihm ist zum größten Teil die umfangreiche Sammlung an Schreibmaschinen zu verdanken, die seit 1993 in Mitterhofers Heimatdorf einen gebührenden Platz erhalten hat. Ryba kann das Sammeln nicht lassen und ist laufend auf der Suche nach weiteren besonderen Modellen, auch wenn ein Rundgang durchs Museum deutlich macht, dass man hier Raritäten bestaunen kann, die ihresgleichen suchen.
Hans Glauber: Aus der mechanischen Stadt
Neben der Dauerausstellung beschäftigen sich die rührigen Museumsbetreiber in Partschins auch mit weiteren „Typen“, die sich im weiteren Sinne mit dem Thema „Typen“ auseinandersetzen. Noch bis zum 18. August sind, in Zusammenarbeit mit dem Museion Bozen, Arbeiten von Hans Glauber zu sehen, der 150 Werke unter dem Titel „Aus der mechanischen Stadt“ geschaffen hat. Glauber fotografierte bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren Schreibmaschinen und ihr Innenleben und unterzog die Fotografien Prozessen der Solarisation, des Umkopierens und der Collage. Das Ergebnis sind Bilder, die an architektonische Strukturen erinnern und einen düsteren, menschenfeindlichen Aspekt der Technik zeigen, wie ihn Glauber zunehmend wahrnahm.
Matthias Schönweger: Buchstaben – in Wort und Bild
Ab 23. August ist die Sonderausstellung Matthias Schönweger gewidmet, einem weiteren bedeutenden Sohn aus Partschins, der 2024 seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. Schönweger beschäftigt sich in seinen zahlreichen Werken mit Literatur, mit der bildenden Kunst und mit Südtirols Geschichte im Spannungsfeld zwischen Italienisch- und Deutschsprachigkeit. Zu sehen sind unter anderem grafisch bearbeitete Texte und Buchstaben, die auf alle Stockwerke des Museums verteilt sein und mit den Exponaten korrespondieren werden.
Wer das Schreibmaschinenmuseum bis dato nicht besucht hat, hat also allemal etwas versäumt, zumal auch ein umfangreiches Archiv mit Literatur zur Technik-, Büro- und Schreibmaschinengeschichte, Patentschriften, Anleitungen, historischen Postkarten, Fotografien und vielfältigen Werbemitteln vorhanden ist. Zu alldem gibt es eine überaus kompetente Führung, welche noch viele weitere Einzelheiten über die „Typen“ und „Typen“ zu erzählen weiß.
[Sibylle Finatzer]
SCHREIBMASCHINENMUSEUM PARTSCHINS
Öffnungszeiten:
2. April – 31. Oktober: Mo 14–18 Uhr, Di bis Fr 10–12 Uhr und 14–18 Uhr, Sa 10–12 Uhr
November bis März: Di 10–12 Uhr
Jeden ersten Sonntag im Monat freier Eintritt, geöffnet von 14 bis 18 Uhr, bis 31. Oktober
www.schreibmaschinenmuseum.com