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CULTURE

Fräulein, bitte zahlen!
Alltagsgeschichten starker Frauen: Südtirolerinnen im Gastgewerbe

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Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Südtirol eine rasante wirtschaftliche Entwicklung erlebt, vor allem im Tourismus. Nicht selten standen Frauen hinter den Erfolgsgeschichten des Gastgewerbes. Sigrid Mahlknecht Ebner und Katharina Weiss haben einige dieser mutigen Pionierinnen porträtiert.

Sigrid Mahlknecht Ebner kommt aus Girlan, Katharina Weiss lebt in Rabland. Die beiden Autorinnen haben sich bei ihrem Brotberuf in der Landesverwaltung kennengelernt und gleich gemerkt, dass sie gut miteinander können. Die Idee, gemeinsam an einem Buch zu arbeiten, sei beinahe nebenher entstanden, erzählen sie. Mittlerweile präsentieren sie ihre dritte gemeinsame Zusammenarbeit – ein Buch über Frauen, zumeist in den 1940er-Jahren geboren, die lange Jahre ihres Lebens im Gastgewerbe gearbeitet haben.

„Fräulein, bitte zahlen“
Im Südtirol der Nachkriegsjahre, als das Land mitten in den Alpen vor allem von bundesdeutschen Gästen als billiges Urlaubsland entdeckt wurde, war dies einer der am öftesten ausgesprochenen Sätze. Mit „Fräulein“ war die Gastwirtin, die Zimmervermieterin, die Kellnerin gemeint. Nicht selten war die Frau des Hauses das Mädchen für alles: Diese ersten Pionierinnen der Südtiroler Gastgewerbegeschichte kochten für die Gäste, backten die Torten fürs Buffet, reinigten die Zimmer, arbeiteten im Service und an der Theke. „Diese Frauen standen ohne Wenn und Aber für den Betrieb ein, sie arbeiteten an sieben Tagen die Woche, Familie und sie selbst kamen zumeist am Schluss, und oft hatte der Mann mehr Freiheiten, denn in vielen Fällen arbeitete er außerhalb, während die Frau den Gastbetrieb am Laufen hielt“, resümiert Katharina Weiss. Öfters wurden die Kinder in der Hochsaison anderen Familien zur Pflege übergeben, da schlicht keine Zeit für ihre Betreuung war. Sobald sie größer waren, halfen sie im Betrieb mit.

Der Mut der Unwissenden
Sechs Frauen aus verschiedenen Orten in Südtirol geben im Buch „Fräulein, bitte zahlen“ Einblicke in die Zeit des touristischen Aufschwungs, erzählen von lustigen und traurigen Begebenheiten. Und so verschieden die Frauen sind, so unterschiedlich sind ihre Lebenswege. Manche sind ohne große Überlegungen oder Vorwissen ins Gastgewerbe eingestiegen, haben sich von der Aufbruchstimmung mitreißen lassen und von der Aussicht auf einen guten Verdienst. Der auch da war, allerdings unter gänzlich anderen Voraussetzungen als wir sie heute kennen. Eine Frau aus dem Burggrafenamt erzählt, dass sie und ihr Mann einige Saisonen lang selbst ihr eigenes Schlafzimmer vermietet und im Keller geschlafen haben. Vor allem Stammgäste erwarteten „Familienanschluss“, verhielten sich teilweise missionarisch, waren doch sie es, die den „Südtirolern das Geld brachten“.

Wertschätzung für die Frauen
„Die Tätigkeit im Gastgewerbe verhalf den Frauen zu eigenem Geld und daher zu einem zunehmenden Wohlstand in der Familie“, sagt Sigrid Mahlknecht Ebner, „auch die technische Entwicklung hat den Frauen Vorteile gebracht, man denke zum Beispiel an die Geschirrspülmaschine.“ Das selbst verdiente Geld verschaffte den Frauen erstmals etwas Unabhängigkeit und die Chance auf Selbstbestimmtheit. Auch die Gäste brachten neue Impulse mit, die die Frauen bereitwillig aufgriffen. Bot sich ihnen eine Chance auf Aus- oder Weiterbildung, wurde sie dankbar wahrgenommen.

Sonnen- und Schattenseiten
Und sie ist es auch, die im Buch durchklingt: eine tiefe Dankbarkeit trotz aller harten Arbeit. Die Frauen nahmen sich selbst nie wichtig. „Für den Gast musste die Sonne scheinen, man musste gute Laune verbreiten und immer freundlich sein“, erzählt Katharina Weiss. Auch, wenn sich so manche Gäste danebenbenahmen. „Aber das wollten die Frauen auch gar nicht immer erzählen“, sagt Sigrid Mahlknecht Ebner, „insgesamt überwiegt die Freude an der Arbeit im Gastgewerbe, die Erinnerung an schöne Jahre, und dass sie bis zuletzt im Betrieb arbeiten wollten.“

[Sibylle Finatzer]

BUCH „FRÄULEIN, BITTE ZAHLEN“
ISBN 978-88-6839-707-4, Athesia Verlag,
164 Seiten, 16,90 Euro

Lesungen/Buchvorstellungen:
- Freitag, 1. März, 19 Uhr, Bibliothek Rabland
- Freitag, 8. März, 15 Uhr, Bibliothek Dorf Tirol
- Freitag, 15. März, 19 Uhr, Bibliothek Sarnthein

Autorinnen:
- Sigrid Mahlknecht Ebner wohnt in Girlan, Studium der Betriebswirtschaftslehre in Innsbruck, in der Südtiroler Landesverwaltung tätig. Autorin des Buches „Kluges Köpfchen“ (Athesia 2013)
- Katharina Weiss wohnt mit ihrer Familie in Rabland, Studium der Politikwissenschaften und Geschichte in Innsbruck

Gemeinsame Bücher:
Harte Jahre – starke Frauen“ (Athesia 2015) und „Himmelschlüssel“ (Athesia 2017)

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