Festival Dolomites: lustvoll optimistisch
Die Vielfalt der Musik im Euregio Kulturzentrum Grand Hotel in Toblach
Unterschiedliche Sparten der Musik sind das Markenzeichen des Festival Dolomites. Die beiden künstlerischen Leiter Josef Feichter und Christoph Bösch erzählen über Zielsetzungen, Möglichkeiten und Herausforderungen.
Das Festival Dolomites – damals noch unter dem Namen „Festspiele Südtirol“ – wurde 2010 von Maestro Gustav Kuhn gemeinsam mit dem Haydnorchester von Bozen und Trient gegründet. Die Zusammenarbeit mit dem Grand Hotel Toblach wurde 2020 mit der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Grandhotel Kultursommer“ weiter intensiviert. Nach dem Abgang von Gustav Kuhn kuratierten Daniele Spini und Hubert Stuppner die Programme als Künstlerische Leiter.
Im Jahr 2023 wurde die künstlerische Leitung neu besetzt. Wie kam es dazu?
Josef Feichter: Die Anfrage des Vereins Festspiele Südtirol kam zu einer Zeit, in der Corona Regie führte. Es war für mich eine der schwierigsten Entscheidungen, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich kenne den „Kunst- und Kulturmarkt“ und weiß, wie notwendig es ist, ein gutes Netzwerk zu haben. Deshalb war für mich klar, dass ich es nicht alleine machen würde, sondern nur zusammen mit meinem Freund und Kollegen Christoph Bösch, der in der Schweiz ein breites, stabiles und verlässliches Netzwerk hat.
Wie würden Sie das Festival inhaltlich umreißen?
Grundsätzlich setzen wir auf Spartenvielfalt, weil die Kraft der Musik in vielen unterschiedlichen Sparten als Botschaft ausdrucksstark und voller Bedeutung sein kann, was uns beide sehr fasziniert. Auch aus der Tradition der klassischen Musik – deren Geschichten, Hintergründe, Biografien von Komponistinnen und Komponisten so viel zu sagen haben –, wollen wir Schritt für Schritt ein Stammpublikum aufbauen. Wir haben in Toblach eine stabile Struktur in einem besonderen Ambiente. Zur Zeit sind wir mit einen Dreijahres-Auftrag bis 2025 ausgestattet und haben dafür eine Programmierung geplant.
Was dürfen sich Besucher und Besucherinnen vom zweiten Festivaljahr unter Ihrer Leitung erwarten?
Mit „Identität“ öffnen wir ein weites Feld, das uns alle wohl mehr denn je betrifft. Wer sind wir? Wo kommen wir her? Was sind unsere Wurzeln und wie gehen wir mit ihnen um? Einen Schritt weiter denkend, erachten wir echtes Identitätsbewusstsein als Voraussetzung, dem Anderen, dem Neuen vorbehaltlos zu begegnen. Dies in der Musik zu zeigen und zu leben lohnt sich und könnte gut als Modell für eine etwas bessere Welt hergenommen werden, in der es nicht darum geht, was richtig oder das Beste ist, sondern um das eine wie auch das andere in ihrer vollen Daseinsberechtigung.
Wie sind die Aufgaben zwischen Ihnen und Christoph Bösch als künstlerische Leiter verteilt? Und gibt es da auch manchmal Streit?
Wir verstehen uns als gleichwertige Partner auf Augenhöhe, wohl die wichtigste Grundvoraussetzung. Wenn es konkret wird, sind Träume das eine, Realität das andere. Da gibt es natürlich Auseinandersetzungen inhaltlicher Art – ich würde es den Wettbewerb der besten Argumente nennen. Da verliere ich nicht selten, aber Christoph gewinnt auch nicht immer. Es rettet uns oft unsere Freundschaft, sonst würde es wohl knallen ohne Ende, weil wir beide mit einer bestimmten positiven Sturheit unterwegs sind (lacht). Zudem haben wir überschaubare finanzielle Rahmenbedingungen und setzen daher auch auf sinnstiftende und attraktive Kooperationen.
Das Festival Dolomites ist 2023 auch unter neuem Namen gestartet. Warum?
Das war ein Schritt in Richtung Eigenständigkeit, klarer Profilierung hin zu einer besseren Unterscheidbarkeit. Wer „Südtirol Festival“ oder „Festspiele Südtirol“ gegoogelt hat, landete bei unseren Freunden in Meran. Das war nicht optimal. Außerdem sind wir ein Festival am Lande, weg von den Zentren, eine Art Exoten, die – nicht nur, aber auch – mit einer traumhaften Umgebung punkten können. Da spielen die Dolomiten eine prägende Rolle, genau wie die Zwei- und Dreisprachigkeit. Und all das steckt in diesem Namen.
Wie schaut das Festival Dolomites in die Zukunft?
Lustvoll optimistisch und mit vielen kreativen Ideen (lacht).
[Sibylle Finatzer]