Alternativ tanzen und „Samen werfen“...
Shabba Crew im UFO-Bruneck mit einer neuen Show
„Tanz ist nicht nur bloße Unterhaltung“- für Shabba Crew ein Mantra. Mit 256 eingeschriebenen Kindern und Jugendlichen, sowie Kurse in Bruneck, Sexten und Luttach, bietet die Schule eine alternative Perspektive auf die Tanzwelt.
Ein Gespräch mit Barbara Medei, Art director, Choreographin und Tanzlehrerin der Shabba Crew.
Wie ist die Idee entstanden, Shabba Crew – Alternative Dance School zu gründen?
Die Idee entstand während meiner ersten Weltreise: Angesichts des Leides und der Ungerechtigkeiten, denen ich begegnet bin, entstand der Wunsch, Tanz mit bedeutenden Themen zu verbinden, um mehr als nur unterhaltsame Shows zu bieten. Die Hauptmission war die Menschen zum Nachdenken anzuregen, ihnen unterschiedliche Sichtweisen zu bieten, Lösungen anzupeilen und die Welt dadurch etwas freundlicher zu gestalten. Das Konzept hat sich nach wie vor nicht verändert. Die Shows werden nur von Jahr zu Jahr tiefgründiger, ausgeklügelter und aufwendiger, passend zu den immer neuen Problemen dieser Welt.
Was bedeutet Shabba?
Die Antwort würden wir auch gerne wissen... Ein damaliger Tanzkollege hat mich immer mit “Shabba“ begrüßt, was laut ihm “easy, alles chillig“ bedeuten soll. Die wahre Bedeutung haben wir bis heute nicht herausgefunden. Als wir uns 2012 zu den Italienmeisterschaften angemeldet haben und nach einem Namen gefragt wurden, entschied ich mich spontan für „Shabba“ und fügte noch „Crew“ hinzu.
Und was macht euch alternativ?
Wir distanzieren uns komplett vom klassischen Tanzschulsystem. Statt nur eine einzige Choreografie pro Saison zu erlernen, starten wir bei den Kindern mit bis zu 4 Choreos und steigern uns in der Open Class (Oberschule und Erwachsene) auf 7 oder sogar mehr. Alternativ bedeutet auch unkonventionell. Wir empfehlen unsere Shows ab 12 Jahren, da wir nicht an gesellschaftlich tabuisierten Themen sparen und vieles sehr bildlich darstellen. Auch unsere Organisationsstruktur ist alternativ: Während eine Tanzschule unserer Größe normalerweise ein Team von etwa 15 Lehrern, Choreografen, einem Art director, Bühnenbildner, Grafiker, Kostümdesigner usw. benötigen würde, übernehme ich die meisten Aufgaben selbst, abgesehen von der Lichttechnik. Sponsoren haben wir zudem auch keine.
Ihr bietet jedes Jahr eine Show zu einem sozialen Thema an. Ein Weg, das Tanzen zu einer Art Aktivismus zu machen?
Könnte man durchaus als eine Art Aktivismus bezeichnen. Genauer gesagt, nennen wir es “Samen werfen“. Ich werfe die Samen meinen Schülern zu, wässere sie mit Infos und hoffe, dass in den darauffolgenden Jahren etwas hängen bleibt und gedeiht. Die Pflänzchen geben wir unseren Zuschauern weiter, mit dem gleichen Hintergedanken. Jede Pflanze wirft dann selbst wieder Samen ab... hat allerdings nichts mit “Missionieren“ zu tun, sondern eher mit Inputs geben. Unsere Projekte haben immer die Absicht, nicht nur auf der Bühne zu “predigen“, sondern mit gutem Beispiel voranzugehen und einen Nachahmungseffekt zu erzielen. Je mehr Menschen aktiv werden, desto eher kann man etwas verändern, wenn auch im kleinen.
Eure neue Show „Shadows Of Time“ wird bereits im UFO-Bruneck aufgeführt...
Heuer dreht sich die ganze Show um das Thema Zeit und wir durchlaufen das Leben einer Person die 1979 geboren wurde. Mein Hauptziel ist es, den Schmetterlingseffekt zu verdeutlichen. Deshalb habe ich in der gesamten Show Hinweise versteckt, die darauf aufmerksam machen sollen, dass alles was wir tun eine direkte Auswirkung hat und uns alle ein Leben lang begleiten wird. Diesbezüglich habe ich auch viel mit den Kindern und Jugendlichen gearbeitet und hoffe, dass diese Samen ganz besondere Früchte tragen werden.
Ein kleiner Vorgeschmack auf das was das Publikum erwartet?
Das ältere Publikum kann sich auf Flashbacks und Nostalgie freuen, während die jüngeren hoffentlich erkennen, dass alles vergänglich ist und wir unsere Taten sorgfältig abwägen sollten. Gänsehautmomente und Tränen in den Augen hatten auch wir beim Einstudieren der Choreos, es dürfte also wieder eine emotionale Achterbahnfahrt werden. Zum ersten Mal erwartet die Zuschauer am Sitzplatz eine persönliche Botschaft (jeweils ein Satz aus einem Song zu dem wir tanzen werden). Da die Plätze nicht nummeriert sind, entscheidet das Schicksal, wer welches Input erhalten wird und wir hoffen, dass uns bei einigen Zuschauern ein kleiner Denkanstoß gelingt. Diesbezüglich sollen die Samen der Selbstreflektion dienen und absolut aufbauend sein, besonders für Menschen die eine unschöne Zeit durchmachen.
[Fabian Daum]
Alle Termine von „Shadows Of Time“
im UFO-Bruneck:
Sa 01.06. 16:00 und 19:30 Uhr;
Mo 03.06. 19:30 Uhr; Di, 04.06. 19:30 Uhr;
Mi 05.06. 19:30 Uhr; Do 06.06. 19:30 Uhr;
Fr 07.06. 16.00 und 19:30 Uhr;
Sa 08.06 16:00 und 19:30 Uhr (Dernière)
Für Infos: www.shabbacrew.com