Unter allen Wipfeln ist Ruhʼ …
Die Künstlerin Sophia Gufler aus Toblach und die stille Kraft des Waldes
„Und plötzlich sehe ich all diese unscheinbaren Kostbarkeiten, höre das sanfte Rauschen der Bäume, rieche den unverwechselbaren Duft der Jahreszeiten ... und eine lebendige Stille breitet sich aus“, schreibt die Künstlerin selbst zu ihren Bildern.
„Ueber allen Gipfeln / Ist Ruh‘, / In allen Wipfeln / Spürest Du / Kaum einen Hauch; / Die Vögelein schweigen im Walde. /“ So Johann Wolfgang von Goethes Worte in seinem bekannten Gedicht, das er wahrscheinlich um 1780 an die Bretterwand einer einsamen Berghütte auf dem Kickelhahn, einem Berg in Thüringen, schrieb. In einem Brief an Charlotte Stein berichtete er, […] „auf dem Gickelhahn dem höchsten Berg des Reviers“ übernachtet zu haben, „um dem Wuste des Städgens, den Klagen, den Verlangen, der Unverbesserlichen Verworrenheit der Menschen auszuweichen“.
Goethes Verse, so scheint es, lassen sich mühelos in die Gegenwart übersetzen. Der Mensch des 21. Jahrhunderts ist ebenso geplagt von Stress und Hektik, von Lärm, Überforderung und ständiger Reizüberflutung. Sophia Gufler aus Toblach hat seit Kindesbeinen den Wald als Ort, um zur Ruhe zu kommen, für sich entdeckt. Mit ihrer Kunst möchte sie Menschen dazu anregen, zu reflektieren und eine gewisse Sensibilität für die Kraft der Natur wieder zu entdecken.
Frau Gufler, warum hat gerade der Wald so eine große Anziehungskraft für Sie?
Mein Vater war Förster und hat mich oft in den Wald mitgenommen, wo er mir viele Sachen erklärte. Abgesehen davon hat es mich immer schon in den Wald gezogen. Ich bin oft nach der Schule alleine hingegangen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Der Wald ist Rückzugsort, Seelentröster und ein Ort des Friedens für mich. Die Stille im Wald und in der Natur wirkt reinigend, Gedanken kommen wie von selbst und lösen sich.
Ihre Motive sind ausschließlich dem Wald entnommen und haben eine beinahe fotografische Präzision.
Das ist so gewollt. Ich möchte die zauberhaften Augenblicke des Waldes konservieren, einen besonderen Moment einfangen, gleichsam ein Wald-Gefühl auf Leinwand festhalten. Dazu bediene ich mich auch der Fotografie, um Impressionen einzufangen und diese dann zu malen. Die Technik Öl auf Leinwand ist für mich dazu die geeignetste, denn auch sie erfordert Langsamkeit und Achtsamkeit. Ich male das Motiv detailgetreu, spiele mit Formen und Farben, lasse mir dabei aber bewusst Zeit. Das Bild ist erst dann fertig, wenn es die Wald-Seele transportiert, wie ich sie fühle. Dabei habe ich auch einen hohen künstlerischen Anspruch an mich selbst.
Was hat es mit den „Waldportraits“ auf sich?
Waldportraits sind Bilder, in denen ich Motive des Waldportraits mit Frauenporträts kombiniere. Frauen sind genauso sinnlich, gefühlvoll und trotzdem ausdrucksstark wie es der Wald für mich ist, diese Kombination finde ich unglaublich harmonisch und kraftvoll zugleich. Weitere Serien sind „Tautropfen“, „Stille Kontraste“ oder „Waldkreise“. Daneben zeichne ich auch viel mit Bleistift, zum Beispiel Tiere und Baumstämme.
Sie versehen Ihre Kunstwerke oft mit erklärenden Texten, im Gegensatz zu vielen Künstlern, welche sagen, dass ihre Kunst für sich wirken sollte.
Kunst wirkt für sich, das stimmt, doch zumeist in der abstrakten Malerei. In der gegenständlichen Malerei ist eine Erklärung oft eine Schnittstelle zwischen Betrachter und Künstler. Ich schreibe auch gerne und möchte mit meinen poetischen Texten zu den Bildern die Emotionen der Betrachtenden ansprechen. Generell hat Kunst eine unglaubliche Macht, sie beeinflusst Gefühle und Gedanken, sie macht etwas mit dem Betrachter. Mein Ziel ist es, den Ruhepol Wald in das Innere der Menschen und in ihre vier Wände zu zaubern. Ich bin der Überzeugung, dass wir alle die Natur brauchen, heute mehr denn je.
Sibylle Finatzer
SOPHIA GUFLER – SILENT ART
Infos: www.sophiagufler.com,
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AUSSTELLUNG „DIE KUNST DER STILLE“
Lajen, Rathaus, Kunst im Gang[e]
Dauer und Öffnungszeiten: bis 10. Jänner 2025, Mo–Fr 8–12 Uhr, Do 16–18.30 Uhr
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