„Es geht nicht ums permanente Glück“
Die Autorin Gabriele Crepaz zur Frage, wie man im Alter zu sich selbst findet
Gabriele Crepaz und der Fotograf und Künstler Ulrich Egger haben ein Buch gestaltet, das sich mit dem Thema des Älterwerdens befasst. Genauer gesagt, wie man älter wird und zugleich Gelassenheit und Zufriedenheit findet. Wie man es schafft, in sich zu ruhen und mit dem seinen Frieden zu machen, was das Leben einem geboten hat – aber gleichzeitig niemals stehen bleibt.
Gabriele Crepaz lacht gern und viel, wenn sie spricht. „Ich gehe gern offen auf die Leute zu und wohlwollend“, sagt sie, „dann öffnen sie sich mir gegenüber.“ Das gelingt ihr sicher in den meisten Fällen, so wie bei den 20 Protagonisten, die ihr und Ulrich Egger ihre Lebensgeschichten erzählt haben und die im Buch „Das Glück kann man sich richten“ nachzulesen sind.
Frau Crepaz, wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Eigentlich ist das Buch zu mir gekommen, nicht umgekehrt (lacht). Ich hatte mir vorgenommen, niemals ein Buch zu schreiben, so wie die meisten Journalisten meinen, dies irgendwann tun zu müssen. Aber die Idee dazu hatte Ulrich Egger, er ist damit zu Athesia gegangen und dann wurde ich kontaktiert. Ich muss aber zugeben, dass mich die Frage danach, wie man es anstellt, gut älter zu werden, schon vorher beschäftigt hat. Man interessiert sich ja meistens für Fragen, die einem das Leben in diesem Moment aufwirft. In jungen Jahren will man Spaß haben und etwas erleben, da stellen sich viele Sinnfragen einfach noch gar nicht.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?
Mit dem Buch, sehr. Es ist mein erstes Buch, und es war eine wahnsinnig spannende Aufgabe. Wir hatten freie Hand und haben uns das Konzept und den Inhalt so erarbeitet, wie wir das für richtig hielten. Der geografisch abgesteckte Rahmen ist Südtirol, die Persönlichkeiten wurden uns teils empfohlen, teils kannten wir sie schon. Es war, als ob man mit einem Experiment beginnen würde und dann über die Monate zuschaut, wie es wächst. Ja, ich finde unsere Arbeit gelungen. Und ja, es macht Appetit auf mehr (lacht).
Gibt es eine Geschichte im Buch, die Sie besonders berührt hat?
Nein, ich hänge an allen diesen Geschichten. Jede ist berührend und besonders. Eher sind es bestimmte Aussagen, die, wie ich merke, sich in meinem Gedächtnis festgesetzt haben und so auch eine Bedeutung für mein eigenes Leben bekommen. So wie der Buchtitel, mit dem wir Luis Durnwalder zitieren. Oder die Hebamme Burgi Künig, die sagt: „Mit Mitte 60 bin ich genau richtig, um diesen Job zu machen, ich fühle mich reif und sattelfest.“ Brunamaria Dal Lago Veneri mit ihrer Aussage: „Man muss lebendig bleiben, man muss alle Stimmungen ausleben.“ Eines trifft auf alle unsere Gesprächspartner zu: Es ist bewundernswert, wie sie über die Jahre praktisch in ihre eigene Haut hineingewachsen sind und sagen können: Ich muss niemandem mehr entsprechen. Ich tue, was ich tue, und es ist gut so.
Wie begegnen Sie selbst dem Älterwerden?
Ich denke viel über das Thema nach. Älterwerden betrifft uns ja alle. Früher hatte man in jedem Lebensabschnitt eine gewisse Rolle inne, heute ist das anders. Man muss die Chancen sehen, die einem das Leben bietet, und sie wahrnehmen. Man muss sich mit den sich verändernden Begebenheiten zurechtfinden. Das ist ein ständiger Prozess. Spannend ist es, zu sehen, was Menschen sich suchen, um zufrieden zu sein. Das kann alles Mögliche sein. Um es mit Elisabeth Medicus aus unserem Buch zu sagen: „Solange wir atmen, wollen wir etwas vom Leben.“ Wer vorher aufhört, hat nichts verstanden!
[Sibylle Finatzer]
Gabriele Crepaz, Ulrich Egger
Das Glück kann man sich richten – Außergewöhnliche Lebensgeschichten über das Älterwerden
„Warum wir dieses Buch gemacht haben? Damit wir sagen können: Glücklich älter wird, wer noch Lust hat, Antworten zu suchen. Ein Ratgeber? Alles andere. Wer Rat gibt, glaubt, schon alles zu wissen. Wir sind weit entfernt davon. Eher in der Phase, wo wir neugierig sind, wie andere es machen.“
Athesia Verlag, gebunden, 232 Seiten, 28 Euro
ISBN 978-88-6839-435-6,
www.athesia-tappeiner.com
Im Jänner und Februar wird es in den Bezirken Gesprächsrunden mit Protagonisten aus dem Buch geben.