Tausend verschiedene Gesichter
Schauspieler, Regisseur und Kabarettist Thomas Hochkofler im Gespräch
Mal ist er ernst, mal urkomisch unterwegs. Thomas Hochkofler überrascht das Publikum regelmäßig mit der Vielfalt seiner Charaktere.
Lieber Herr Hochkofler, war die Schauspielerei Liebe auf den ersten Blick?
Eigentlich bin ich ein sogenannter Quereinsteiger, denn ich habe nicht den klassischen Werdegang absolviert, sondern bin von einem „normalen“ Beruf zur Schauspielerei übergegangen. Aber rückblickend muss ich sagen, dass es wohl vorherbestimmt war, denn in der Volksschule wurden wir einmal gefragt, in welchem Beruf wir unsere Klassenkameraden am besten sehen würden. Bei mir haben alle „Schauspieler“ geschrieben. Zum Theater bin ich mit 16 Jahren eher zufällig gestoßen, denn beim Fußball war ich nicht talentiert, beim Radlfahren war ich der Langsamste und Skifahren war auch nicht meins, aber ich hatte Talent fürs Schauspielen (lacht).
Sie sind also Autodidakt?
Die härteste Schule ist die Praxis. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, merkt man relativ schnell, was funktioniert und was nicht. Ich bin beruflich immer wieder Menschen begegnet, die mich fasziniert haben. Diese habe ich auf die Seite genommen und gefragt, ob sie mit mir vielleicht ein paar Stunden oder Tage arbeiten und üben würden. So habe ich mir langsam das Wissen und die Technik angeeignet.
Gibt es Erfahrungen, Menschen oder Stücke, die Sie besonders geprägt haben?
Mehrere, denn ich habe schon in vielen Stücken mitgewirkt und da waren sehr viele prägende Momente dabei. Aktuell fällt mir „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard im Theater in der Altstadt in Meran ein. Es handelt sich um ein Stück, das dich ziemlich fordert und dann in dir weiterlebt. Man erinnert sich noch lange an Textpassagen, die kriegt man fast nicht mehr raus aus dem Kopf.
Wie viel Thomas Hochkofler steckt in Ihren Kabarettfiguren?
Diese Figuren sind eine Art Ventil. Ich beschäftige mich lange mit den Begegnungen, die ich privat mit, sagen wir mal, „extremen“ Typen mache. Darunter sind Charaktere, über die ich mich ärgere, weil sie penetrant sind oder einen Stuss reden, aber auch Menschen, die mir besonders sympathisch sind oder die mir leidtun. Ich nehme das alles auf und muss es dann irgendwie wieder ablassen. Das funktioniert über diese Charaktere und das Kabarett. Bei jeder Figur ist deshalb auch ein Teil von mir dabei.
Woran arbeiten Sie momentan?
Im Mai bin ich mit dem Kabarett „Eppes Nuis!“ auf Tour unterwegs. Im Herbst werde ich dann mit dem Theater in der Altstadt in Meran und Regisseur Rudolf Ladurner am „Volksfeind“ von Henrik Ibsen arbeiten.
Wenn Sie karrieremäßig einen Wunsch frei hätten…
Da käme ich mir undankbar vor, denn mir sind schon so viele Wünsche erfüllt worden und ich habe wirklich schon viele und große Rollen gespielt. Am Anfang habe ich auch oft im Ausland gearbeitet, in Salzburg, München und Wien. Ich habe aber relativ schnell die Entscheidung getroffen, dass es mir in Südtirol besser gefällt. Ich bin nur noch sporadisch im Ausland. Ich habe nun auch begonnen, etwas mehr zu selektieren und primär bei Produktionen mitzumachen, die mich wirklich reizen und bei denen ich mich gefordert fühle. Das ist ein Luxus und Geschenk genug, wobei man sich den schon auch erarbeiten muss.
[A. .G.]
ZUR PERSON: Thomas Hochkofler ist gebürtiger Sarner und lebt in Meran. Im Laufe seiner Karriere hat er in über 200 Stücken im In- und Ausland mitgewirkt. Sein Kabarett „Eppes Nuis!“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem Musiker Marco Facchin.