Marmsoler: “Musiker sind tolerante Menschen” - Der Bassist und Instrumentenbauer über seine jahrzehntelange Karriere
Er ist aus der Südtiroler Musikszene nicht wegzudenken: Andreas Marmsoler ist ein Urgestein am Bass und an der Gitarre. Im Laufe seiner Karriere hat er außerdem viele Instrumente selbst gebaut und unzählige repariert.
Wenn man von Bands liest und sich die Namen der Mitglieder anschaut, stößt man sehr häufig auf deinen. In wie vielen Bands hast du eigentlich schon gespielt?
Ich habe gerade kürzlich nachgezählt, als mir eine alte Liste in die Hände fiel; nachdem ich sie aktualisiert habe, bin ich auf 53 Bands gekommen.
Und wie sieht aktuell aus?
Heuer waren es sechs verschiedene. Mit einigen traten wir 20mal auf, mit anderen 18, mit den nächsten 10mal und so weiter. Auf diese Weise kamen voriges Jahr ungefähr 70 Auftritte zusammen, heuer werden es wahrscheinlich wieder so viele.
Seit wann machst du Musik?
Seit 1965, damals war ich 13. Wir waren eine musikalische Familie. Die älteren Brüder hatten eine Band, in der ich mitspielen durfte.
Mit welchem Instrument fingst du an?
Das war der Bass. Er ist nach wie vor mein Lieblingsinstrument. Neben Bass spiele ich ziemlich viel Gitarre und Schlagzeug – das aber sehr selten.
Du hast auch viele Jahre als Instrumentenbauer gearbeitet und Instrumente repariert. Was macht ein gutes Instrument aus?
Wenn das Instrument aus Holz ist, ist dieses der wichtigste Faktor. Zum Beispiel sollte eine Geige aus Fichte oder Ahorn, eine E-Gitarre aus Erle, Ahorn oder Palisander bestehen.
Deine Gitarren hast du selbst gebaut?
Ja, fast alle. Es waren ca. 125 Stück. In 20 Jahren.
Davon hast du aber doch auch welche verkauft. Wie ist es, wenn man sich von so einem Stück trennt?
Das tut schon weh. Man versucht sie in gute Hände zu geben. Wenn der neue Besitzer dann darauf nicht aufpasst und zur Reparatur kommt, schmerzt das. Aber jetzt bin ich in Rente und repariere nichts mehr, nicht einmal meine eigenen Instrumente!
Auf welchem Instrument spielst du am liebsten? Ist es eines von deinen?
Nein, ich spiele lieber auf billigen Instrumenten. Ich hatte immer Glück. Meine 7,8 Instrumente sind tolle Einzelstücke, die klingen gut und passen einfach. Meinen Lieblingsbass hatte ich meinem Bruder verkauft und ihn dann wieder zurückgekauft. Der ist jetzt schon 35 Jahre alt.
Welche sind deine Richtungen?
Grob gesagt, Rock, Pop, Blues und auch Volksmusik. Ich spiele keine Klassik, da ich nie gelernt habe, Musik zu lesen.
Du hast in den Jahrzehnten dermaßen viel Erfahrung gesammelt, dass du nun bekannt dafür bist, jederzeit einsatzbereit zu sein, wenn irgendwo Not am Mann ist.
Ja, außer wenn ich nach Noten spielen muss.
In so vielen Jahren Bühnenerfahrung sammelt man sicher viele Erlebnisse. Woran erinnerst du dich besonders gern?
Da gibt es jede Menge. Zum Beispiel das Blasmusikfestival in Österreich, an dem zigtausend Menschen teilnahmen, mit Riesenbühne und Wahnsinnstechnik. Oder was Winziges in der Bar Anita, zu dritt, auf 2 Quadratmetern, die Leute standen direkt vor uns. Das war auch ein Highlight. Und ganz sicher unsere Westbound-Konzerte in Äthiopien im vorigen Jahr mit den Ärzten für die Welt. Ich habe dort zwar nicht gespielt, mich aber um die Tontechnik gekümmert.
Wie würdest du die heutige Südtiroler Musikszene beschreiben?
Es hat eine enorme Steigerung gegeben. Vor 30 Jahren war es noch richtig amateurhaft. Es gab damals vielleicht mehr Gruppen als jetzt, aber die Qualität ist heute viel besser. Die einzelnen Musiker - Gitarristen, Schlagzeuger, Bassisten, Sänger - können sich auf europäischer Ebene sehen lassen. Früher waren es vielleicht 3 gute Sängerinnen, heute gibt es jede Menge super Stimmen.
Vor 30, 40 Jahren lebten die Sprachgruppen eher getrennt. Spiegelte sich das in der Musikszene wider?
Musiker sind insgesamt sehr tolerant. 1967 war ich der erste Deutschsprachige, der in einer italienischen Band spielte. Es wurde schnell normal, gemeinsam Musik zu machen. Da konnte man sehen, dass Musik wirklich verbindet.
[Silvia Amico]
ZUR PERSON
Name: Andreas Marmsoler
Geboren am: 03.01.1952
Wohnhaft: Bozen
Instrumente: Bass, Gitarre, Schlagzeug
Verheiratet, zwei erwachsene Kinder aus 1. Ehe