Unterlandler Avantgarde- 21 Jahre jung und begeistert wie eh und je: das Kunstforum Unterland
Seit 1997 besticht das Kunstforum Unterland (KFU) mit Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst. Kuratorin Brigitte Matthias stellt ihre Wirkungsstätte vor.
Frau Matthias, das KFU ist die erste und bislang einzige Galerie des Unterlands. Wann und wie kam es zu seiner Gründung?
Dazu kam es vor 21 Jahren. Es brauchte allerdings zwei Anläufe, denn anfänglich war das Interesse an einer Galerie von politischer Seite nicht wirklich groß. Erst unter dem damaligen Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Oswald Schiefer und dem ehemaligen Bürgermeister von Neumarkt, Alfred Vedovelli, hat das KFU mit einem bescheidenen Budget seine Tätigkeit aufnehmen können.
Es handelt sich also um keine private Galerie?
Nein, das KFU war anfänglich ein von der Bezirksgemeinschaft getragener Ausstellungsort, der nun auch von der Gemeinde Neumarkt, vom Amt für Deutsche Kultur und von den Raiffeisenkassen Salurn und Deutschenofen-Aldein unterstützt wird.
Das KFU hat jüngst sein 20-jähriges Bestehen zelebriert. Wurde gebührend gefeiert?
Allerdings! Dazu habe ich sämtliche KünstlerInnen, die bei uns ausgestellt haben, eingeladen, sich mit einem Selbstportrait an einer großen Jubiläumsschau zu beteiligen. Von 105 Angeschriebenen haben 97 teilgenommen und das habe ich als einen großen Vertrauensbeweis verbucht.
Wer entscheidet über die auszustellenden Künstler?
Man muss sich bewerben und eine Kommission entscheidet über den Ausstellungskalender. Darin vertreten sind die Künstler Gotthard Bonell, Robert Bosisio und Christian Reisigl, der derzeitige Bürgermeister von Auer Roland Pichler, der Architekt Fabio Giovanelli und ich. Jedes Jahr werden vier lokale Positionen und zwei aus dem deutschsprachigen bzw. oberitalienischen Raum ausgewählt. Wir hatten aber auch schon Gäste aus Kanada oder Brasilien.
Welche Kriterien sollten die Anwärter erfüllen?
Das Schlagwort lautet „Qualität“. Dann kommt natürlich die Frage: was verstehen Sie darunter? Es gibt ein Buch mit dem Titel „1460 Antworten auf die Frage: Was ist Kunst?“ und ich denke, dass es mindestens genauso viele Antworten auf die Frage „Was ist Qualität?“ gibt. Für uns ist wichtig, dass jemand eine Aussage zu tätigen hat und die Arbeiten vom Technischen her überzeugen.
Wie reagiert die Bevölkerung auf das Angebot der Galerie?
Laut Statistik interessieren sich 0,2 % der Bevölkerung für zeitgenössische Kunst, wir liegen mit unseren Besucherzahlen – 2.000 jährlich – also im Trend. Kurioserweise sind die treuesten Anhänger des KFU Kindergartenkinder und SeniorInnen über 80. Das kunstinteressierte Publikum kommt zahlreich auch aus den umliegenden Dörfern und speziell bei den Vernissagen haben wir viele Besucher aus den jeweiligen Heimatgemeinden der KünstlerInnen.
Für Ihr Engagement wurde Ihnen 2015 die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Die Medaille wurde mir auf Empfehlung des Südtiroler Künstlerbundes verliehen und bedeutet mir deshalb viel, nicht als Orden per se, sondern weil sie zeigt, dass wir in den letzten 20 Jahren vieles richtig gemacht haben.
Der Ausstellungskalender der Galerie ist bis Anfang 2020 ausgebucht. Weshalb ist das KFU so gefragt?
Das liegt wohl an unserer Professionalität. Die meisten Bewerber wenden sich an uns, weil andere KünstlerInnen uns empfohlen haben. Wir wollen uns nicht profilieren und haben großen Respekt vor den Werken, die wir immer in den Mittelpunkt stellen. Deshalb haben wir uns inzwischen auch einen großen Freundeskreis erarbeitet. [Adina Guarnieri]
KUNSTFORUM UNTERLAND
Gründungsjahr: 1997
Verantwortliche: Brigitte Matthias
Adresse: Lauben 26, Neumarkt
Kontakt:
Upcoming: Eva Schöffel (09.02 - 23.02.2019)