Theater unter den Sternen
Die Freilichtsaison ist eröffnet: Vorhang auf für sommerlichen Kulturgenuss!
Die langjährige Tradition des Theaters unter freiem Himmel und eine Affinität zu gesellschaftskritischen Stücken vereint die hier vorgestellte Auswahl an Freilichtspielen. Vielfältig sind sie alle drei: amüsante, nachdenkliche und tragikomische Elemente bieten dem Publikum gewiss interessante Sommerabende.
Die Freilichtspiele Lana zeigen „Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdman
Nach dem Erfolg vom letzten Jahr („Romulus der Große“ von Friedrich Dürrenmatt, A.d.R.) inszeniert die junge Regisseurin Stefanie Nagler heuer das Stück „Der Selbstmörder“ des slawischen Autors Nikolai Erdman. „Uns ist es wichtig, dass wir zeitgenössische Stücke bringen. Das hat auch die Auswahl der vergangenen Jahre geprägt“ sagt Katrin Klotz, Mitglied des Organisationskomitees. Erdman wird selten gespielt – zu Unrecht, wie sie findet, denn seine Texte sind voller Witz und Tiefsinn, gewürzt mit schwarzem Humor und reichlich Gesellschaftskritik. In diesem Stück geht es um Simon, der sich nach einem nächtlichen Ehestreit in die Küche stiehlt, um eine Leberwurst zu essen. Seine Frau missdeutet diese Handlung als Selbstmordvorsatz und schreckt mit ihren Befürchtungen eine Menge Leute auf. Diese reagieren anders, als man vermuten würde: Sie halten Simon nicht auf, sondern bitten ihn, seinen Selbstmord örtlich und zeitlich so einzurichten, dass sie davon profitieren würden doch Simon fehlt schlicht und einfach der Mut für eine solche Tat. Gespielt wird ab dem 10 Juli im Kapuzinergarten im Herzen von Lana, leicht erreichbar und in ruhiger Atmosphäre.
„Ernst ist das Leben (Bunbury)“ – Oscar Wilde bei den Rittner Sommerspielen
Nicht zum ersten Mal genießen die Zuschauer der Rittner Sommerspiele ein Stück Weltliteratur: Nach Nestroy und Shakespeare reiht sich nun Oscar Wilde in die künstlerische Linie ein. „Wir scheuen uns nicht, Autoren dieses Formates zu bringen“ sagt Ulrich Kofler, der hinter den Kulissen mit dem Organisationsteam die Fäden zieht. „Bunbery“ ist eines der meistgespielten Stücke Oscar Wildes, eine brillante Verwechslungskomödie, die aufzeigt, wie der Einzelne innerhalb der Gesellschaft in verschiedene Rollen gedrängt wird. Welche Freiheiten sich einem doch bieten, wenn man in eine andere Rolle schlüpft! In der bearbeiteten Version von Elfriede Jelinek und unter der Regie von Alexander Kratzer erscheint das klassische Stück aktuell und zeitgemäß. Der Rittner Produzent Markus ‚Mac‘ Mayer und „The Voice“-Kandidat Jonas Oberstaller schaffen zusammen die musikalische Kulisse für das Stück. „Solche Musiker haben eine große Reichweite und bringen auch neues Publikum.“, sagt Ulrich Kofler.
Am 19. Juli ist Premiere im Innenhof der Kommende in Lengmoos.
„Woyzeck“ Der Klassiker von Georg Büchner als Freilichtspiel im Unterland
Im Jahr 1836 schrieb der Dichter und Dramatiker Georg Büchner an seinem „Woyzeck“. Vieles, was damals im Argen lag mit der Gesellschaft, ist heute noch immer nicht heil. Das Stück ist laut Regisseur Roland Selva zeitlos und zugleich hochaktuell in seiner schonungslosen Gesellschaftskritik. Woyzeck, ein junger Soldat des untersten Dienstranges, versucht, mit seinem spärlichen Sold seine Freundin und sein Kind zu ernähren. Das Geld reicht nicht, deshalb gibt er sich für ein zweifelhaftes Experiment her. Woyzeck zerbricht am System, aus dem er sich niemals wird befreien können, und es kommt so weit, dass er das einzige Glück, das er in seinem armseligen Leben hat, selbst zerstört. Roland Selva will aufzeigen, wie ungleich verteilte Machtverhältnisse die Freiheit des Einzelnen beschneiden: „Es wird einem gepredigt, der Mensch sei frei und für sich selbst verantwortlich. Leider hat der Großteil der Menschen in unserem System gar nicht die Chance, für sich selbst entscheiden.“
Gespielt wird vor dem Klösterle St. Florian bei Neumarkt. In seine Inszenierung bezieht der Regisseur die Umgebung mit ein: auf einer Seite die Mauern als Symbol der Zivilisation, auf der anderen Seite der Wald als Symbol für das Göttliche, Gegebene, in dem sich der Mensch frei bewegt. Das Stück feiert am 14. August Premiere.
[Lisa Pfitscher]
FREILICHTSPIELE LANA
„Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdman
Regie: Stefanie Nagler
Ort: Kapuzinergarten Lana
Premiere am 10. Juli 2019 um 21 Uhr
Weitere Aufführungen siehe www.freilichtspielelana.eu
RITTNER SOMMERSPIELE
„Ernst ist das Leben (Bunbury)“ von Oscar Wilde, bearbeitete Fassung von Elfriede Jelinek
Regie: Alexander Kratzer
Ort: Kommende in Lengmoos, Ritten
Premiere am 19. Juli 2019 um 21 Uhr
Weitere Aufführungen siehe www.rittnersommerspiele.com
FREILICHTSPIELE UNTERLAND
„Woyzeck“ von Georg Büchner
Regie: Roland Selva
Ort: Klösterle St. Florian bei Neumarkt
Premiere am 14. August 2019 um 20.30 Uhr
Weitere Aufführungen siehe www.fsu-neumarkt.com