„Ich möchte, dass meine Musik für jeden offen ist“
Der Sänger und Songwriter Dominik Plangger überzeugt mit klugen Texten und wohltuenden Melodien
Er bringt sein Erleben auf die Bühne und berührt damit das Leben seiner Zuhörer. In Dominik Planggers Liedern geht um Themen, die wir alle kennen: um Liebe und Freundschaft, um Heimat, um den Wunsch nach einer fairen Welt.
Seine Kunst ist eine Verknüpfung von Musik und ausdrucksstarker Sprache, in ihr vereint er Offenheit und Tradition. Der Vinschger Musiker im Interview.
Dominik, kann man dich als Liedermacher bezeichnen?
Mit diesem Wort bin vorsichtig, denn ihm haftet noch das Image der politisch motivierten Liedermacher der 1960er und 70er Jahre an. Das ist nicht mein Ding. Ich beziehe in einigen meiner Lieder schon Stellung zu gesellschaftlichen und sozialen Themen, das ist mir wichtig, und wer sich klar positioniert, eckt auch an. Aber das ist nur ein Teil meines Repertoires. Ich möchte viele Leute erreichen, nicht bloß bestimmte Gruppierungen. Wenn das politische Denken im Vordergrund steht, wird es seltsam. In meinen Konzerten gebe ich vielleicht zwei Statements ab, der Rest vom Abend sind dann auch Balladen und Liebeslieder. Ich möchte vor allem, dass meine Zuhörer einen schönen Konzertabend genießen können. Meine Kunst soll im Vordergrund stehen.
Was ist dir aus deiner Zeit als Straßenmusikant geblieben?
Vieles. Wie man mit seiner Stimme haushaltet zum Beispiel, sodass man auch über Sunden singen kann. Und ich habe Respekt bekommen dieser Kunst gegenüber; ich habe gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man auf eine Bühne steigt und Applaus bekommt, sondern dass man schon etwas leisten und etwas können muss. Man kann nicht erwarten, dass man über Nacht zum Star wird.
Wann hast du dich getraut, die Musik zu deinem Beruf zu machen?
Es gab keinen bestimmten Moment, das ist irgendwie fließend gegangen. Irgendwann, mit einem gewissen Alter, habe ich gemerkt, ich habe ein Kapital, mit dem ich arbeiten kann: Ich kann singen und Gitarre spielen, und ich habe Lieder geschrieben – ich wage es jetzt. Der offizielle Schritt zum Berufsmusiker ist vor ein paar Jahren erfolgt, als ich mich als freischaffender Künstler gemeldet habe.
Was brauchst du, um schreiben zu können?
Ich brauche Zeit, ich bin kein Vielschreiber. Und ich brauche Motivation und Anregungen. Mir muss irgendwas im Leben passieren, über das ich dann schreiben will. Wie zum Beispiel die Sommer, die ich auf der Alm verbracht habe (Es brennt wia die Gluat, Anm. d. Red.). Es ist schwierig, so etwas in Worte zu fassen: blaue Berge, blauer Himmel …. Es sollte schon ein romantischer Text werden, aber kein kitschiger. Dafür habe ich Zeit gebraucht. Abwechslung ist auch wichtig: für einen selbst, um sich weiterzuentwickeln, und für den Hörer, damit für ihn immer wieder was Neues dabei ist.
Dein Tourkalender verrät, dass du viel unterwegs bist – was bedeutet für dich nach Hause kommen?
Zu Hause ist für mich, wo meine Frau Claudia und meine Tochter Mavis sind. Wir wohnen in Wien, ich fühle mich hier sehr wohl. Die geografischen Gegebenheiten sind mir aber nicht so wichtig. Als ich neunzehn Jahre alt war, war ich in Kanada. Wir durch die Berge gefahren, und es hat sich ein bisschen angefühlt wie Heimat. Solche Gefühle begegnen einem immer wieder, egal, wo auf der Welt man gerade ist.
In deinen Liedern über deine Heimat Südtirol spürt man Verbundenheit, aber auch Zerrissenheit…
Ich glaube, die hat jeder in Bezug auf seine Heimat, besonders jemand, der kritisch ist. Gerade Menschen aus ländlichen Gegenden sind oft zwiegespalten und hadern. In einem kleinen Dorf ist es schwierig: Wenn du nicht von Montag bis Freitag in die Arbeit gehst, sondern ein Künstlerleben führst, fällst du schon auf. Das hat aber nicht unbedingt mit Südtirol oder mit dem Vinschgau zu tun, ich glaube, das ist überall so. In einer Stadt ist das anders, da ist man inkognito. Man begegnet Menschen, die keine vorgefertigte Meinung haben, und man fängt ganz unbefangen was Neues an.
[Lisa Pfitscher]
ZUR PERSON
Dominik Plangger (im Bild) ist 1980 in der Gemeinde Stilfs im Vinschgau geboren. Er entdeckte bereits im Kindergarten seine Liebe zur Musik und stand mit elf Jahren zum ersten Mal auf einer Bühne. Eine Zeit lang tingelte er als Straßenmusiker durch Kanada und Irland. Lebt zurzeit in Wien, gemeinsam mit seiner Frau Claudia und Tochter Mavis. Dominik Plangger singt auf Deutsch, Italienisch, Englisch und im Dialekt. Er ist abwechselnd solo und mit anderen Künstlern unterwegs, unter anderem mit seiner Frau Claudia (Geige). Alben: Gestern noch (2008), Am Fenster (2010), hoffungsstur (2013), trans/alplantisch (2015), decennium (2018).
DATEN DER SÜDTIROL -TOURNEE 2019
13.03: Meran, Stadttheater
14.03: Bruneck, Jugend- und Kulturzentrum UFO
15.03: Latsch, CulturForum
16.03: Bozen, Stadttheater Gries
17.03: Laas, Josefshaus
www.dominikplangger.at