„Musik hat eine große verbindende Kraft“
Der neue Landesmusikschuldirektor über Aufgaben und Herausforderungen
Felix Resch steht seit Jahresbeginn den 52 deutschen und ladinischen Musikschulen in Südtirol vor. Der 61-jährige Komponist, Chorleiter und Professor für Harmonielehre und Analyse am Musikkonservatorium Bozen nähert sich seiner neuen Aufgabe mit Demut und Respekt, aber auch mit viel Freude und Gelassenheit, wie er selbst sagt.
Felix Resch bittet völlig unprätentiös zum Gespräch in seinem neuen Büro in der Bozner Amba-Alagi-Straße. Er entschuldigt sich dafür, dass es noch nicht ganz eingerichtet sei. „Ein E-Piano möchte ich noch hineinstellen. Dann kann ich mich ganz kurzfristig hinsetzen und einige Takte spielen, wenn mir etwas einfällt.“ Das Komponieren ist eine der Lebensaufgaben von Felix Resch. Bereits seit den 1980er-Jahren ist er kompositorisch tätig, hat mehrere Instrumental- und Vokalwerke geschrieben. „Mit ist der Input an den Zuhörer wichtig. Meine Musik hat immer programmatische Gedanken dahinter.“ Zugegeben – die Zeit zum Komponieren werde mit seiner neuen beruflichen Herausforderung knapp bemessen sein, meint Resch.
Stellt sich gerne neuen Herausforderungen
Trotzdem: Er freue sich sehr auf seine neue Aufgabe, sei immer offen für Neues und möchte stets seinen Horizont erweitern. „Sonst hätte ich auch im Konservatorium bleiben und mich in wenigen Jahren zur Ruhe setzen können. Aber ich bin neugierig auf das, was das Leben bietet. Und ich bin sehr dankbar für das, was ich habe. Darum möchte ich auch etwas gestalten und bewegen, meinen Teil zu einer gelingenden Gesellschaft beitragen.“
Aufgabe der Musikschulen in der Gesellschaft
Überhaupt sind Demut und Dankbarkeit Felix Resch ein großes Anliegen. „Ich bin immer viel gereist und betrachte mich als europäisch denkenden Mensch. Daher habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass Musik eine sehr große integrative Kraft hat. Es ist eine große Herausforderung, aber auch eine immense Chance für die Musikschulen, ihren Beitrag für eine gelingende Integration zu leisten. Ich bin überzeugt, dass die Musikschule kein in sich geschlossener Kosmos ist, sondern einen wichtigen Stellenwert in der Bildungslandschaft und überhaupt in der Gesellschaft hat, den es wahrzunehmen gilt.“ Gleichzeitig betont Resch, dass Veränderungen immer sozialkompatibel sein müssen. „Ich möchte die Schulen für Neues öffnen, aber keinesfalls mit der Brechstange alles umkrempeln.“ Dabei setze er auf das Lehrpersonal, das er „experimentierfreudig und offen“ finde, wie er in den letzten Jahren bei verschiedenen gemeinsamen Projekten von Konservatorium und Musikschulen festgestellt habe.
„Musikschulen stehen gut da“
Die oft zitierten langen Wartelisten für Plätze an den Musikschulen sieht Felix Resch als „falso problema“: „Hier müssen wir sensibilisieren und Alternativen aufzeigen. Auch Ensembleklassen, etwa Singen oder Rhythmik, bieten eine gute musikalische Ausbildung.“ In die Pflicht nimmt Felix Resch dabei auch die Eltern: „Es ist einerseits natürlich gut, wenn Eltern ihrem Kind eine musikalische Ausbildung ermöglichen wollen. Andererseits kann es nicht als selbstverständlich angesehen werden, dass jedes Kind unmittelbar einen Platz in einem Instrumentalfach erhält.“ Auch zur Raumnot oder nicht geeigneten Unterbringungsverhältnissen in einigen Musikschulen hat sich der neue Landesmusikschuldirektor Gedanken gemacht: „Diese Problemstellungen gilt es ohne Zweifel zu lösen. Aber wenn wir den Blick nach Norden und Süden richten, stehen wir in puncto Ausstattung und Niveau insgesamt doch sehr gut da.“
Sport als Ausgleich
Was macht Felix Resch, wenn er sich nicht gerade mit Musik beschäftigt? „Ich fahre Ski, mache Skitouren, wandere und fahre Rad. In der Natur zu sein und mich auszupowern, gibt mir unendlich viel. Dann empfinde ich noch mehr Zufriedenheit über mein Leben und dieses schöne Fleckchen Erde, auf dem wir leben dürfen.“
[Sibylle Finatzer]
ZUR PERSON
Felix Resch wurde 1957 geboren, studierte Chormusik und Chorleitung und war als Dozent für Harmonielehre und Analyse und Chorleiter an den Konservatorien von Triest und Bozen tätig. Bereits während des Studiums unterrichtete er an Musikschulen in Südtirol. Er ist Komponist, Juror bei Wettbewerben und stand dem Musikkonservatorium in Bozen von 2008 bis 2014 als Direktor vor. Resch lebt in Pfalzen.