Unverhofft kommt oft
15 Jahre Improtheater im Carambolage Bozen: Peter Schorn ist Teil der Truppe
Improvisationstheater ist ein Format, bei dem es keine geschriebenen oder einstudierten Dialoge gibt, die Handlung wird von keinem Drehbuch bestimmt.
So müssen sich die Schauspieler blind auf die Bühne begeben und oft auch spontan auf Fragen, Inputs und Vorschläge aus dem Publikum reagieren. Meist wird das Ganze von ebenfalls improvisierter Musik begleitet, theatralisches Russischroulette in seiner unvorhersehbarsten Form.
Vor mittlerweile 15 Jahren ist das Improtheater in Südtirol gestrandet und es ist gekommen, um zu bleiben. Regelmäßig überrascht ein wild durcheinandergewirbeltes Ensemble das Publikum. Die Truppe selbst besteht aus mutigen Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich ohne Scheu und Drehbuch auf die Bühne wagen. Das Ensemble ist im und um das Carambolage in Bozen zu Hause und wer nett fragt, kann das Improtheater sogar zu sich einladen: Firmenfeiern und Geburtstage, aber auch abwegige Vorschläge sind mehr als willkommen – für den Zustand ihres Wohnzimmers nach der Aufführung wird keine Haftung übernommen! Über mehr Insiderwissen verfügt Publikumsliebling Peter Schorn.
Wie und wann ist die Idee zum Improtheater im Carambolage entstanden?
Die Initialzündung stammte im fernen Jahr 2004 von Georg Clementi, der so ziemlich alle Südtiroler Schauspielerinnen und Schauspieler zu einem Impro-Startup zusammengetrommelt hat. Nach einigen Monaten knallharten Trainingslagers blieb dann die „Impro-Connection“ quasi als Stegreif-Destillat übrig. Die Zusammensetzung des Teams hat sich über die Jahre natürlich immer wieder mal verändert, aber der „harte Kern“ ist geblieben: ein Team und ein Freundeskreis. Und ein kreativer Pool auch weit über Impro hinaus.
Hat man vor einer improvisierten Aufführung eigentlich mehr Lampenfieber?
Bei unseren allerersten Vorstellungen sind wir tatsächlich 1.000 qualvolle Tode gestorben und haben uns bloß gewünscht, ein gut geprobtes Stück spielen zu dürfen. Inzwischen, nach 15 Jahren, ist es genau umgekehrt: tatsächlich ist ja nichts entspannender als die Tatsache, dass man eh nichts vorbereiten kann. Und so gehen wir einfach völlig blank auf die Bühne und schauen, was passiert. Etwas passiert ja immer.
Muss man eine Mutprobe bestehen, um Teil der Impro-Familie zu werden?
Ja. Erst mal hingehen. Damit fängts an. Dann das Ego auf der Hinterbühne vergraben, die dazugehörige Schatzkarte verbrennen und zum Schluss mit bloßen Händen die Rampensau füttern...
Gibt es einen Abend, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
In unserem zweiten Impro-Jahr waren wir schon zu einem internationalen Langform-Festival nach Berlin eingeladen worden. Wir waren schrecklich aufgeregt. Ausnahmslos abgebrühte Impro-Voll-Profis neben uns, das pointen-verwöhnteste Publikum das man sich vorstellen kann, und wir als absolute Greenhorns vor ausverkaufter Halle. Wir sind eingegangen wie die Primeln. Aber bei der zweiten Show in Berlin haben wir dann schon wieder geblüht und den Vizemeister geholt. Das ist Impro. Scheitern, lachen, weitermachen!
[Adina Guarnieri]
ZUR PERSON
Peter Schorn (*1978 in Brixen), Studium der Psychologie, im Anschluss absolvierte er Ausbildungen in den Bereichen Tanz, Theaterpädagogik und Schauspiel. Er ist Theater-, Fernseh- und vieles-andere-Darsteller. Zuletzt sah man ihn in Südtirol in „Die Hauptstadt“ (VBB).