Ein Leben auf der Bühne
Interview mit dem berühmten Film- und Theaterdarsteller Peter Mitterrutzner
Man kennt ihn aus über 80 Filmproduktionen: Peter Mitterrutzner. Regelmäßig tritt er auch als Theaterschauspieler auf. Von Zurücklehnen keine Spur.
Lieber Herr Mitterrutzner, Sie gelten als DER Südtiroler Volksschauspieler. Wie stehen Sie dazu?
Dem Intendanten des Volkstheaters München, Christian Stückl, hat man dieselbe Frage gestellt und seine Antwort war, dass es keine Volksschauspieler und keine klassischen Schauspieler gibt, es gibt nur gute und schlechte Schauspieler. Dem schließe ich mich an.
Wann erwachte in Ihnen die Liebe zur Schauspielerei?
Ich kann mich daran erinnern, wie ich in Albeins zur Grundschule gegangen bin, dass das Hohnsteiner Puppentheater auf Besuch gekommen ist. Das hat mich sehr fasziniert. Ich bin nach Hause gelaufen und habe in der Scheune nach Holzstücken gesucht, um mir selbst Kasperleköpfe zu schnitzen. Meine Mutter hat die Kleider genäht. Zuerst habe ich für die Nachbarskinder Kasperletheater gespielt, später habe ich es auch in der Schule aufgeführt. Damals war ich zehn oder elf Jahre alt.
Sie sind Film- und Theaterdarsteller. Schlagen zwei Herzen in Ihrer Brust?
Film und Theater sind zweierlei Sachen. Schauspiel auf der Bühne ist fast ein anderer Beruf, als vor der Kamera. Dort geht es zwar auch um Persönlichkeit, aber vor der Kamera kriegt man irgendwann Routine. Die Bühne verlangt einem mehr ab und man legt sein ganzes Herzblut rein. Theater ist nicht unbedingt schwerer, aber es fordert einen mehr. Die Filmerei bringt hingegen viel Neues, man lernt Leute kennen und vor allem hat man oft die Möglichkeit in wunderschönen Gegenden zu spielen, die man sonst nie bereisen würde.
Gibt es ein Drehbuch oder eine bestimmte Rolle, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Ich trage „Sibirien“ von Felix Mitterer immer bei mir. Ich führe es oft auf und es berührt mich immer noch. Es ist etwas Besonderes und man geht sehr auf das Publikum ein, auch wenn man es schon oft gespielt hat.
Werden Sie manchmal als Sepp Rabensteiner erkannt?
Oh ja, erst kürzlich hat mich in München beim Marienplatz eine Dame angesprochen und gemeint: „Ach Herr Mitterrutzner, schön, dass Sie noch leben. Ich habe sie kürzlich sterben sehen und Sie haben mir so leidgetan“ (lacht). „Verkaufte Heimat“ ist so gesehen immer noch präsent.
Wie stark verschmelzen Sie mit der Rolle?
Jeder Schauspieler agiert natürlich anders. Mein Credo ist, dass ich nie vor die Kamera oder auf die Bühne gehe und eine Rolle spiele. Ich konzentriere mich vorher sehr stark, sodass ich meine Rolle und auch jene meiner Partner erlebe. Ich spiele keinen Part, ich erlebe die Situation.
Im März sind Sie im Stadttheater Bruneck zu sehen. Was hält 2019 sonst noch bereit?
Ich bin ausgebucht bis Jahresende. Ich bin durchwegs in zwei oder drei Produktionen am Volkstheater München, d.h., dass ich dort ungefähr sechs bis acht Aufführungen im Monat habe. Dann kommen noch Dreharbeiten hinzu und andere Aufträge wie „Fremdenzimmer“ in Bruneck. Das Stück ist für Südtirol eine Erstaufführung, der Stoff ist treffend und aktuell und da wollte ich natürlich nicht „Nein“ sagen. Ich pendle in nächster Zeit also zwischen Brixen, München und Bruneck. Es wird nie langweilig.
[Adina Guarnieri]
ZUR PERSON
Peter Mitterrutzner (*1942 Albeins/Brixen) hat in zahlreichen Film-, Serien- und Theaterproduktionen mitgewirkt („Tatort“, „Der stille Berg“ u.v.m.). 1973 war er Mitbegründer des Freilichttheaters Rittner Sommerspiele, seit 1999 spielt er am Münchner Volkstheater.