Modernes und das Jesuskind
Jakob Kompatscher spricht über seine Brixner Galerie Hofburg
Die Galerie Hofburg in der Brixner Hofgasse beheimatet traditionelle Krippenfiguren und zeitgenössische Kunst. Jakob Kompatscher erläutert diese ungewöhnliche Kombination.
Herr Kompatscher, auf Ihrer Homepage sticht „seit 1895“ ins Auge. Sind Sie ein Familienunternehmen?
Ganz genau. Alles begann 1895 mit der Buchbinderei meines Urgroßvaters. Mein Vater erlernte zusätzlich das Rahmen, eine Sonderarbeit des Buchbindens. Über die Bilderrahmen sind mehr Künstler ins Haus gekommen und so haben wir begonnen, in der neuen Buchbinderei am Seminarplatz auch Kunsthandwerk, Bilder und Skulpturen auszustellen. 1987 habe ich dann die Galerie in der Hofgasse als zweiten Standort eröffnet, um das Ganze professionell anzugehen. Angefangen haben wir mit Südtiroler Künstlern, aber der Brixner Markt war dafür zu klein und so haben wir die Krippen hinzugenommen.
Sie bieten fast einen 360°-Rundumservice: Malerei, Krippen, Buchbinden… Sind Sie ein Allroundtalent?
Nein das bin ich nicht (lacht)! Ich habe eigentlich das Buchbinden gelernt, aber jetzt fehlt mir die Zeit dazu. Mein Sohn hat seit einigen Monaten das Rahmen übernommen und führt diese Familientradition nun fort. Ich kann nicht alles abdecken, aber ich habe gute Mitarbeiter, die das für mich übernehmen. Man kann nicht in allem perfekt sein – und das sollte man auch nicht versuchen.
Krippen und zeitgenössische Kunst schließen sich nicht aus?
Ganz und gar nicht. Manchmal erweitert der „Normalverbraucher“ über das traditionelle Kunsthandwerk seinen Blickwinkel und entdeckt Neues. Mir geht es darum, auch jenen Menschen, die sich normalerweise nicht für Kultur interessieren, die zeitgenössische Kunst näher zu bringen – auch wenn sie nichts kaufen. Zusätzlich entsprechen nicht alle Krippen den klassischen Vorstellungen. Manche sind abstrakt, andere wiederrum ironisch oder minimalistisch.
Sie vereinen internationale Positionen. Wie knüpfen Sie Ihre Kontakte?
Mittlerweile sind wir mit vielen Künstlern und Sammlern eng befreundet, wir werden auch von Künstlern weiterempfohlen. Das macht mich besonders stolz. Über Internet bin ich wenig aktiv, ebenso hält sich mein Interesse für Messen in Grenzen. Ich verlasse mich lieber auf den persönlichen Kontakt und auf Ratschläge aus dem Bekanntenkreis. Oft bringen die Künstler bei den Vernissagen auch befreundete Sammler mit oder gar Musiker, die spontan auftreten. Ich mag es flexibel.
Was verbindet Ihre Galerie mit der Stadt?
Wir befinden uns in der Nähe der Hofburg und des Krippenmuseums. Dort ist eine einzigartige Sammlung ausgestellt, die fast so wichtig ist wie jene im Bayrischen Nationalmuseum in München. Als wir auf Krippen übergesattelt sind, war es also auch eine strategische Überlegung. Wir sind hier die einzigen, die sich in diesem Gebiet spezialisiert haben und bieten einzigartige Stücke, viele internationale Sammler kommen deshalb zu uns – und mit ihnen weitere Künstler. Es hängt alles irgendwie zusammen.
Fürchten Sie sich vor Konkurrenz?
Mittlerweile nicht mehr, es würde mich sogar freuen, wenn in Brixen gute Konkurrenz hinzukommen würde. Das ist überhaupt ein Problem in unserer Branche. Wichtig ist doch, dass die Menschen sich für Kunst und Kultur interessieren und ein reiches Angebot davon vorhanden ist. Es wäre toll, wenn in Brixen mehrere professionell in diese Richtung arbeiten würden.
[Adina Guarnieri]
GALERIE HOFBURG
Gründungsjahr: 1987
Verantwortlicher: Jakob Kompatscher
Adresse: Hofgasse 5, Brixen
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