„Meine Welt ist die Welt der Geschichten“
Isabel Weis aus Kaltern hat ihr erstes Buch im Eigenverlag veröffentlicht
Die junge Kalterer Autorin hat ein ungewöhnliches Studium absolviert: jenes der Verlagspraxis in München. Nun hat sie ihr erstes eigenes Kinderbuch herausgebracht. Inside Magazine hat mit Weis über Bücher- und Verlagswelten gesprochen.
Frau Weis, ein Masterstudium in Verlagspraxis – was kann man sich darunter vorstellen?
Nun, ich habe bereits während meiner Oberschulzeit am Humanistischen Gymnasium in Bozen verschiedene Praktika gemacht, um herauszufinden, welcher Beruf mir gefallen könnte. Meine Mutter meinte, das sei ein guter Ansatz. Damals war ich nicht so begeistert davon, heute muss ich ihr Recht geben (lacht). Bei einigen Arbeitserfahrungen war mir sofort klar, dass das niemals etwas für mich sein würde. Andere haben mir gut gefallen, zum Beispiel ein Praktikum in einer Redaktion. So bin ich quasi übers Ausschlussprinzip zum Studium der Anglistik und der Kommunikationswissenschaft gekommen. Während des Studiums hatte ich die Gelegenheit, in die Redaktion der Süddeutschen Zeitung hineinzuschnuppern. Mir war klar: Der Stress des Tagesjournalismus oder das Verfassen von Texten mit trivialem Inhalt war nichts für mich. Es sollte durchaus etwas Praktisches sein. Dadurch habe ich mich für den Master in Buchwissenschaft und Verlagspraxis entschieden. Also wieder per Ausschlussprinzip, wenn man so will (lacht). Heute kann ich sagen, dass das ein super Studium war. Es war abwechslungsreich und spannend.
Inwiefern?
Man lernt alle Bereiche eines Verlags kennen. Wir hatten wenige fixe und viele externe Professoren, die direkt aus den Verlagen kamen, um ihre Seminare zu halten. Wir Studenten hatten so einen direkten Bezug zur Praxis und konnten auch alle Bereiche eines Verlags kennenlernen: Lektorat, Pressearbeit, Herstellung eines Buches, Vertrieb, Marketing.
Nun ist ja die Verlagslandschaft in Südtirol eher klein. Was hat Sie dazu bewogen, zurückzukehren?
Es stimmt, die großen Verlage sitzen in München, in Berlin oder auch in Hamburg beispielsweise. Ich war aber nach sechs Jahren vom Großstadtleben gesättigt. Außerdem konnte ich die Südtiroler Verlagslandschaft durch die Recherchen zu meiner Masterarbeit gut kennenlernen. Hinzu kam, dass ich ein gutes Jobangebot eines Südtiroler Verlags vorliegen hatte. Ich bin dort jetzt tätig und kann sagen, dass mich mein Studium bestens auf diese Arbeit vorbereitet hat.
Was sollte ein Buch haben, um auf dem Markt zu bestehen?
Das ist eine gute Frage, immerhin gibt es etwa in Deutschland an die 76.000 Neuerscheinungen pro Jahr. Idealerweise sollte der Autor bereits bekannt sein, zum Beispiel aus den sozialen Medien. Nicht von ungefähr bringen viele Blogger oder Influencer früher oder später ein Buch heraus. Somit ist auch die Zielgruppe bereits bekannt und kalkulierbar. Das Thema sollte interessant sein und ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das kann auch ein Trend sein, wie etwa momentan die gesunde Küche. Und dann sollte auch der Verlag gut gewählt sein, denn jeder Verlag hat seine bestimmten Themen und Zielgruppen, also Verlagsprogramme.
Sie haben jüngst Ihr eigenes Buch herausgebracht. Warum im Eigenverlag?
Es gibt ja durchaus auch Online-Veröffentlichungen von Self Publishern, beispielsweise auf Amazon. Ich wollte aber mein Buch in einer Buchhandlung liegen sehen (lacht). Eingesandte Manuskripte werden in den Verlagen sehr oft gar nicht gelesen. Das ist bei der Flut an Einsendungen auch verständlich. Ich habe mich auf der Frankfurter Buchmesse umgesehen und mir gedacht: Wenn nicht ich es versuche, wer dann? Ich verstehe ja schließlich etwas von diesem Geschäft. Also habe ich mir eine professionelle Lektorin gesucht, denn die Sprache in Kinderbüchern will gut gewählt sein. Parallel dazu habe ich eine Illustratorin kontaktiert, die auch Layout und Satz angeboten hat. Mein Buch ist für Kinder von etwa acht bis zwölf Jahren konzipiert. So ist in einer Arbeit von rund einem Jahr das erste Buch entstanden, zunächst in einer Auflage von 1.000 Stück. Das macht mich schon stolz.
Worum geht es in diesem Buch?
Ich habe schon als Kind und Jugendliche gerne viel gelesen und geschrieben. Ich wusste, irgendwann wollte ich ein Kinderbuch veröffentlichen. Daraus geworden ist „Oma Betty und wie sie Zeichen aus dem Himmel schickte“. Es geht darin um die Oma, die gestorben ist und im Himmel zufällig entdeckt, dass sie mittels Zeichen das Leben ihrer Enkelin Leona auf der Erde beeinflussen kann. Leona ist ein Fast-Teenager und vermisst ihre Oma sehr. Mehr verrate ich nicht (schmunzelt).
Wird es weitere Werke von Isabel Weis geben?
Das ist nicht ausgeschlossen. Vielleicht verlege ich wieder selbst eines. Auch die Zusammenarbeit mit einem Verlag ist denkbar. Ich habe noch jede Menge Geschichten in petto. Meine Welt ist die Welt der Geschichten (lacht).
[Sibylle Finatzer]
Kinderbuch „Oma Betty und wie sie Zeichen aus dem Himmel schickte“
Isabel Weis, Eigenverlag, 2020
Zum Selberlesen oder auch zum Vorlesen
ISBN 978-3-9669867-9-3