Im Westen was Neues
Kunsthalle West in Lana: Zentrum in der Peripherie
Seit 2012 zeigt die Kunsthalle West in der Industriezone Lana zeitgenössische Positionen. Die periphere Lage dient dabei als Ausgangspunkt für eine vergleichende Auseinandersetzung zwischen den Künsten. Ein Gespräch mit dem Vereinspräsidenten Ulrich Egger.
Der Name Kunsthalle West ist kurios, woher kommt er?
Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff „Kunsthalle“ für Kulturvereine weit verbreitet und auch in Italien ist man mit diesem Begriff mittlerweile vertraut. Ursprünglich hießen wir „Kunsthalle Eurocenter“, weil der Gebäudekomplex, in dem wir uns befinden, diesen Namen trägt. Später haben wir uns in „Kunsthalle West“ umbenannt, weil wir uns in der westlichen Landeshälfte befinden, wo das Kulturangebot vergleichsmäßig weniger umfangreich ist.
Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?
Vor circa 12 Jahren habe ich im Eurocenter ein Atelier bezogen, ein Jahr später hat Arnold Mario Dall’O die Halle unter mir gekauft. Es gab noch leerstehende Räume und so haben wir bei Stahlbau Pichler – der Firma gehört das Gebäude – nachgefragt, ob wir dort eine Ausstellung veranstalten dürfen, um sozusagen unsere Ateliers einzuweihen. Wir haben viele Freunde und Bekannte eingeladen und sie waren begeistert von dieser Idee. Seitdem stellt uns die Firma die Halle kostenfrei zur Verfügung. Zu Beginn waren neben Arnold und mir auch noch Hannes Egger, Erwin Seppi und Camilla Martinelli beteiligt.
Vieles bei euch passiert ehrenamtlich?
Wir sind mittlerweile ein Verein und arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Wir haben aber auch einige externe Mitarbeiter mit ins Boot geholt, denn aus dem kleinen Schneeball ist die sprichwörtliche Lawine entstanden, und die ist ohne Hilfe von außen fast nicht zu stemmen. Aber Vieles erledigen wir unentgeltlich. Ich würde es dennoch niemals übers Herz bringen, die Tätigkeit einzustellen, weil wir von den Besuchern sehr viele positive Feedbacks kriegen, und das spornt an.
Wo liegt euer Hauptaugenmerkt: Südtirol, oder schaut ihr auch über den Tellerrand?
Inzwischen haben wir fast alle Südtiroler Künstlerinnen und Künstler mindestens ein-, wenn nicht sogar zweimal ausgestellt. In letzter Zeit haben wir auch viele Kunstschaffende aus Italien gezeigt, aber auch aus Holland und dem deutschsprachigen Raum. Wir wollenlokale und auswärtige Positionen, die sich nicht
kennen, über die Tätigkeit der jeweiligen Kuratoren zusammenführen und somit den Austausch untereinander fördern.
Wie habt ihr das Corona-Jahr 2020 erlebt?
Wir mussten natürlich auf alle geplanten Aktivitäten verzichten. Im September haben wir dann versucht, mehrere Ausstellungen in einer zu konzentrieren, mit 60 Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Arbeiten zeigen und zum Verkauf anbieten konnten. Es war eine Art Kunstmesse, die äußerst erfolgreich war, mit 600 Besuchern an einem Wochenende. Wir wollten den Kunstschaffenden damit unter die Arme greifen.
Wie geht ihr an 2021 heran? Zögerlich oder mit Zuversicht?
Ich hoffe, dass wir im April wie geplant mit „There‘s a world going underground“, kuratiert von Gabriele Salvaterra, in die Ausstellungssaison starten können. Vielleicht wird es noch Einschränkungen bei den Besucherzahlen geben, aber ich bin zuversichtlich, dass wir wie geplant im Frühjahr und dann im Herbst jeweils drei Ausstellungen präsentieren können.
[Adina Guarnieri]
ZUR PERSON:
Ulrich Egger (*1959, St. Valentin auf der Haide) studierte Bildhauerei an der Kunstakademie in Florenz. Nach Abschluss des Studiums begann er sich intensiv mit Fotografie auseinanderzusetzen. Seit 2012 widmet er sich mit viel Engagement der Kunsthalle West.
Was: Kunsthalle West
Wo: Eurocenter Lana, Industriestraße 5/1
Info: www.kunsthalle-west.org