Rundes Jubiläum für VocalArt Brixen
30 Jahre anspruchsvolle Chormusik: Festkonzert am 23. Oktober
Das Vokalensemble VocalArt aus Brixen hat sich seit 1991 der Pflege gehobenen Chorgesangs aus unterschiedlichen Epochen verschrieben. 30 Jahre und zahlreiche, erfolgreiche Auftritte später zieht Obfrau Barbara Fuchs Resümee.
Im Herbst vor genau 30 Jahren gründeten einige Musiklehrer und -lehrerinnen unter der künstlerischen Leitung von Domkapellmeister Heinrich Walder das Ensemble VocalArt. Ziel war und ist es nach wie vor, anspruchsvolle Werke der Vokalpolyphonie zur Aufführung zu bringen. Dies ist dem Chor auch immer wieder erfolgreich gelungen: Regelmäßige Auftritte auf Konzertbühnen und in Kirchen in Südtirol und außerhalb des Landes haben den Ruf des Ensembles als herausragenden Klangkörper gefestigt. Obfrau Barbara Fuchs gehört VocalArt seit 1992 an und ist ebenso lange schon im Vorstand.
Frau Fuchs, Corona ist – wie bei allen Kultur- und Musikschaffenden im Land – auch beim Ensemble VocalArt nicht spurlos vorübergegangen.
Barbara Fuchs: Das stimmt. Auch wir mussten unsere Tätigkeit 2020 abrupt einstellen. Ab März 2021 haben wir wieder zu proben begonnen, in einem großen Probenraum, mit zehn Sängern und Nasenflügeltests. Ursprünglich war unser Festkonzert bereits im Mai geplant gewesen, aber das war organisatorisch ja dann nicht möglich. Ab Juni konnte der gesamte Chor wieder zusammen proben. Im August haben wir Blockproben durchgeführt, vier Tage lang vormittags für mehrere Stunden.
Welche Schwerpunkte setzt der Chor im Jubiläumsjahr?
Wir begehen unser Jubiläum mit einem Festkonzert im Dom zu Brixen am 23. Oktober. Außerdem haben wir Anfang September ein filmisches Porträt über unseren Klangkörper aufnehmen dürfen, welches von Josef Kofler für die RAI realisiert wurde. Es wird voraussichtlich Ende Oktober im Fernsehprogramm von RAI Südtirol in der Reihe „Klingendes Land“ ausgestrahlt.
Was dürfen die Besucher beim großen Festkonzert am 23. Oktober erwarten?
Auf dem Programm stehen die 1798 entstandene Missa in angustiis (Nelson-Messe) und das Te deum von Joseph Haydn. Die Messe entstand in der Zeit der napoleonischen Kriege und bezieht sich namentlich auf den britischen Admiral Horatio Nelson, der in der Seeschlacht vor Alexandria die französische Flotte besiegt hatte. Das Te deum schrieb Haydn 1799 für Kaiserin Marie Therese. Das Konzert wird von der Brixner Initiative „Musik und Kirche“ organisiert.
Nun ist ja Kirchenmusik nicht gerade Mainstream, auch nicht in Südtirol. Wie beurteilen Sie das?
Ich würde sagen, dass Brixen ein sehr gutes kirchenmusikalisches Pflaster ist. Es gibt hier den Domchor, ein treues Publikum, eine verwurzelte Tradition, eine etablierte Musikschule und durchaus auch interessierte Jugendliche. Grundsätzlich ist Sakralmusik aber eher etwas für Liebhaber, auch wenn sie, wie ich finde, äußerst vielfältig und sehr schön ist. Das größte Problem heutzutage ist, Interessierte für längere Zeit an einen Chor zu binden. Das erfordert Einsatz und Verantwortungsbewusstsein. Damit haben sehr viele Vereine zu kämpfen. Ich denke, dass statt regelmäßiger Proben eher Projektphasen Zukunft haben werden.
Persönlich bin ich immer noch begeistert von der sakralen Vokalmusik. Ich halte es mit Josef Lanz, dem Toblacher Musiker und Musikwissenschaftler: „Kultur passiert beim Proben.“ Der Chor muss einen homogenen Gesamtklang entwickeln. Mehrere Leute sind an einem kreativen Prozess beteiligt, an dem man später andere – das Publikum – teilhaben lässt. Wir haben das Glück, in Südtirol sehr viele Kirchen mit guter Akustik zu haben, in denen das Gesungene noch gleich viel erhabener und feierlicher erklingt als in einem gewöhnlichen Vereinssaal. Das weiß unser Publikum durchaus zu schätzen.
[Sibylle Finatzer]