FREILICHTFREUDEN IM SOMMER 2021
Die Bühnen des Landes lassen den Lockdown hinter sich
Wir lassen Covid hinter uns und springen in das Jahr 2050: Das Weltall hat alles Leben verschluckt.
Nur ein Ort trotzt dem Nichts: Der Tschumpus! Das ehemalige Brixner Gefängnis wartet mit der Eigenproduktion Das Jahr des Oktopus auf (bis 27.08., Regie: Eva Kuen). In Anlehnung an den Klassiker „Back to the future“, erweckt das Stück vergessene Epochen zum Leben. Hinter den Gefängnismauern haben sich die letzten Überlebenden verschanzt. Seltsame Existenzen, angeführt von der hellsichtigen Kassandra, hat der Zufall da vereint. Gemeinsam wollen sie in die Vergangenheit reisen, um die Menschheit vor dem Ende zu bewahren. Doch so einfach ist das nicht, vor allem, wenn der Oktopus von der Zeitreise Wind bekommt. Eine Geschichte über Macht und Gier, aber auch über Zuversicht und Optimismus.
„Würde sich alle Welt die Wahrheit sagen, gäbe es auf der ganzen Welt kein einziges Paar mehr“ – dieses Zitat aus Die Lüge bringt das Stück auf den Punkt. Die Freilichtspiele Südtiroler Unterland präsentieren in Neumarkt mit Regisseur Roland Selva ab 2. August die Komödie von Autor Florian Zeller. „Die Lüge“ erzählt von zwei Paaren, die sich zum Essen verabreden. Doch die Gastgeberin will das Treffen absagen. Der Grund: Sie hat Michel, den Mann der Freundin, mit einer anderen Frau gesehen. Was tun? Alles beichten oder so tun als wäre nichts geschehen? Mit zartbitteren Bonmots geht die Handlung einer existenziellen Frage auf den Grund: Wie viel Wahrheit steckt in der Lüge und wie viel Lüge in der Wahrheit?
Großes Kino auf einer kleinen Bühne versprechen hingegen die Rittner Sommerspiele mit Das Gasthaus am See in der Kommende Lengmoos (ab 22.07., Regie: Konrad Hochgruber). Zu sehen ist eine Krimikomödie nach Edgar Wallace, entstanden in Anlehnung an den Film „Das Gasthaus an der Themse“ aus dem Jahre 1962. Sechs Schauspieler/innen erzählen in über vierzig Rollen die abenteuerliche Geschichte einer geheimnisvollen Mordserie. Der maskierte Täter ist der Polizei stets einen Schritt voraus und hinterlässt überall sein Markenzeichen: Die schwarze Hand. Inspektor Platt und seine unerschrockene Kollegin Derrick folgen einer heißen Spur und stoßen dabei in ein Wespennest. Doch plötzlich verschwindet die Sekretärin des Polizeichefs…
Eine Komödie in historischem Gewand, angesiedelt am Vorabend der Französischen Revolution, erwartet das Publikum der Freilichtspiele Lana. Regisseurin Stefanie Nagler wählt Der tollste Tag von Peter Turrini (ab 2.07.). Im Geist der Aufklärung stellt das Bürgertum die Vorherrschaft des Adels in Frage. Anschaulich wird dies im Ungehorsam des Kammerdieners Figaro, der seinem Herrn die erste Nacht mit seiner Braut verweigert. Peter Turrini übernimmt das originale Handlungsgerüst von Pierre Augustin de Beaumarchais‘ „Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit“ aus dem Jahre 1784 und stattet es mit schlagfertigen Wortspielen, derben Witzen und sarkastischen Pointen aus. Ist die Gewalt stärker als der Witz oder kann der Witz die Macht besiegen? Stefanie Nagler meint dazu: „Der Reiz an Peter Turrini’s Stück liegt in den lauten, bunten und wortwitzigen Figuren, die durch eine an Machtgier nicht zu übertreffende Szenerie tanzen“.
Ausgehend von Erich Kästner inszeniert Torsten Schilling als künstlerischer Leiter der Schlossfestspiele das Stück Die Schildbürger (ab 5.08.). Ob es um den Bau des neuen Rathauses geht, um das Verstecken einer Kirchenglocke oder um eine lyrische Bürgermeisterwahl – stetig verblüffen die Schildbürger mit ihren kuriosen „Lösungen“. Eine Revue voll Witz und mitreißender Live-Musik, die das Publikum an lauen Sommerabenden in Staunen versetzten wird.
[Adina Guarnieri]