Das deutschsprachige Theater im April
April, April… ist was ich will
Der Osterhase bringt nicht nur bunte Eier, sondern auch viel Unterhaltung.
Bleiben wir beim Thema Langohr: die Osterspiele im Stadttheater Sterzing, organisiert vom Vigil Raber Kuratorium. Neben Musik und Tanz, präsentieren die VBB in Zusammenarbeit mit dem UFO Bruneck den Kinderbuchklassiker „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister. Nachdem die Theateradaption schon andernorts in Südtirol das große und das kleine Publikum begeistert hat, wird das Stück über Freundschaft und Empathie am 14.04 in Sterzing zum Besten gegeben. Ein Erlebnis für die ganze Familie.
Einen erlebnisreichen Abend garantiert auch die 2. Edition der „Fuckup Night Bozen“ im Carambolage. Nach dem Auftakterfolg des Formats im vergangenen Dezember, geht es am 4.04 in die nächste Runde. Diesmal werden drei geladene Gäste mit 15-minütigen Berichten über ihre ganz persönlichen Pleiten in den Boxring des Lebens steigen. K.O. gehen ist erlaubt, aber wer nicht wieder aufsteht, der hat auf der Bühne nix zu suchen! Allerhand Skurriles macht auch Peter Shub in „Für Garderobe keine Haftung“ das Leben schwer – zum Glück gehören seine Pannen zum Repertoire. Dieses umfasst neben viel Comedy, Akrobatik und Gesang auch eine gute Portion schwarzen Humor, eine Basilikumpflanze und einen Regenschirm. Shub war 2007 Teilnehmer des „Niederstätter surPrize“ und gilt als einer der geräuschvollsten Vertreter der Pantomime-Kunst.
Gar nicht wortlos sind die beiden Darsteller von Pulitzerpreisträger David Mamets „Oleanna“ im Stadttheater Bruneck (ab 7.04, am 27.04 im Haus der Kultur Schlanders). Regisseur Claus Tröger inszeniert hier ein Stück, in dem die (doppeldeutige) Macht der Worte und deren Auswirkung auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. John steht kurz vor einer Professur auf Lebenszeit. Als ihm die Studentin Carol bittet, ihr beim Lernen unter die Arme zu greifen, lässt er sich hilfsbereit darauf ein. Doch die vermeintlich harmlosen Zusammentreffen der beiden geraten jäh ins Straucheln, Anschuldigungen machen die Runde, es ist von sexueller Nötigung die Rede. Wer sagt die Wahrheit? Das Stück wurde 1992 uraufgeführt, dennoch ist das Thema aktueller denn je.
Am Puls der Zeit bewegt sich auch Ayad Akhtars „The Who and the What“, ein Gastspiel des Deutschen Schauspielhauses Hamburg im Waltherhaus Bozen (10.-11.04). Zarina lebt in einer pakistanischen Einwandererfamilie und soll möglichst schnell verheiratet werden. Ihr streng muslimischer Vater kümmert sich seit dem Tod der Mutter allein um seine zwei Töchter. Doch das Verhältnis ist angespannt, besonders nachdem der Vater bei Zarina ein Manuskript für ein Buch gefunden hat, in dem sie sich intensiv mit dem Charakter und dem Wirken des Propheten Mohammed auseinandersetzt. Klug und bissig, hat das Stück der Regisseurin Karin Beier das deutsche Publikum schon begeistern können. Nun sind die Südtiroler Theaterliebhaber an der Reihe.
Regisseur Alexander Varesco widmet sich im Theater in der Altstadt Meran (ab 02.04) hingegen einem Klassiker der zeitgenössischen Dramaturgie: „Der Theatermacher“ des österreichischen Autors Thomas Bernhard (ab April). Im kleinen Dörfchen Utzbach, irgendwo zwischen Nord- und Südpol, im Gasthof „Schwarzer Hirsch“. Das Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen, überhaupt ist es im Saal viel zu feucht, die Bühne wirkt unstabil und just an dem Wochenende, an dem der vermeintliche „Staatsschauspieler“ Bruscon seine Komödie „Das Rad der Geschichte“ uraufführen möchte, ja genau an dem Abend ist in Utzbach „Blutwursttag“. Wer soll sich da noch sein Meisterwerk anschauen? Bruscon ist verstimmt. Er macht seiner Familie und seinen Mitmenschen auf typisch bernhard’sche Manier das Leben schwer und zermürbt sie langsam aber stetig, bis alle um ihn herum nur noch auf dem Zahnfleisch gehen. Eine bitterböse Hommage und Kritik gleichermaßen, ist „Der Theatermacher“ dem selbstverliebten und egozentrischen Kunst- und Kulturbetrieb gewidmet.
Last but not least schauen wir nach Brixen in die Dekadenz. Mit dem Poetry Slam “Get Up! Stand Up!” verschaffen sich Brixner Oberschüler Gehör (10.04). Im Rahmen einer Schreibwerkstatt mit Alex Giovanelli aka Giovi wurde im Vorfeld getextet und arrangiert, wer gewinnt entscheidet aber das Publikum. Am 12. und 13.04 geht es hingegen für „Lola Blau“ des MurX Theaters in die nächste Runde, Regie führt Christian Stadlhofer. Frei nach dem Motto „Der Hitler kann vertragsbrüchig werden – Lola Blau nicht!“ handelt Georg Kreislers Musical von der Lebensgeschichte einer jüdischen Schauspielerin, der das Leben und die zeitgeschichtlichen Umstände übel mitspielen. In „Lola Blau“ erzählt Kreisler die Geschichte seines eigenen Lebens: 1922 in Wien geboren, musste er nach dem Einmarsch der Nazis in die USA emigrieren. Erst 1955 kehrte er nach Europa zurück. Kabarett vom Feinsten gibt es anschließend von RaDeschnig und ihrem Programm „Doppelklick“, in dem die Zwillingsschwestern Nicole und Birgit ihre mal mehr, mal weniger symbiotische Beziehung auf die Schippe nehmen. 2010 gewannen die beiden den renommierten Nachwuchskabarettpreis „Grazer Kleinkunstvogel“.
Zum Abschluss kommt der Monat mit dem Rahmenprogramm zu den „Brixner Tagen des Buches“: freuen Sie sich am 23.04 auf die musikalisch umrahmte Jazzlesung des afrikanischen Autors Fiston Mwanza Mujila und, am 27.04, auf Mackie Messers erfolgreichen „Brechts Dreigroschenfilm“.
[Adina Guarnieri]