A. Weger – eine Bücherwelt im Umbruch
Andreas von Mörl über Geschichte und Zukunft seines Betriebes
Die Buchdruckerei, Buchhandlung und der Verlag A. Weger (Alois Weger, Anm. d. Red.) sind in Brixen und darüber hinaus als Traditionsbetrieb bekannt.
1550 gegründet blickt Firmeninhaber Andreas von Mörl auf eine lange und spannende Geschichte zurück, aber auch voraus. Die Welt des Buches verändert sich, sie wird immer digitaler. Was bedeutet dies für den Brixner Traditionsbetrieb? Ein Firmeninhaber macht sich Gedanken.
Herr von Mörl, Sie führen den Betrieb A. Weger seit 1981. Wofür steht Ihr Betrieb?
Unser Betrieb ist ein Familienbetrieb, der schon sehr lange existiert. Deswegen stehen wir für Tradition und Kontinuität. Den Betrieb gibt es ja schon seit Jahrhunderten in Brixen.
1550 wurde der Betrieb gegründet. Nun haben wir 2019 und A. Weger gibt es immer noch. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Ich glaube, hier spielen mehrere Faktoren mit: Unser Betrieb war und ist immer überschaubar und gut strukturiert. So können wir nahe an der Bevölkerung sein, mit den Kunden einen persönlichen Umgang pflegen, gute Preise anbieten und einen schnellen Service gewährleisten. Zudem haben wir sehr gute Mitarbeiter, die viel Freiraum haben und sich für unseren Betrieb engagieren.
Ihr Urgroßvater hat in den Betrieb eingeheiratet. Wie hat er den Grundstein für diesen Erfolg gelegt?
Mein Urgroßvater Anton v. Mörl war ein moderner Geschäftsmann. Obwohl es damals (1870, Anm. d. Red.) üblich war, dass Betrieb und Besitzer denselben Namen haben, ließ er den Namen A.Weger stehen. Das war klug, zumal diesen Namen im Habsburger-Raum jeder kannte. Auch sonst war er modern. Er brachte die Druckerei auf den neuesten Stand und modernisierte die Buchhaltung.
Die Welt des Buches befindet sich im digitalen Umbruch. Was bedeutet diese Veränderung für eine Buchhandlung?
Die Digitalisierung und der Online-Verkauf sind Herausforderungen und hier bin ich froh, dass meine zwei Söhne Matthias und Leonhard bereits im Betrieb mitarbeiten und sich mit ihren Ideen einbringen. Den Online-Verkauf bieten wir schon seit Jahren an und konkurrieren hier mit den großen Online-Anbietern weltweit. Unser Vorteil ist, dass wir den persönlichen Kundenkontakt suchen.
Glauben Sie, das Buch in seiner ursprünglichen Form kann bestehen bleiben oder ist dessen Zukunft digital?
Das Buch wird es weiterhin in gedruckter Form geben. Es gibt aber auch Bereiche, wie zum Beispiel die Lexika, die in Buchform nicht zukunftsfähig sind. Hier ist das Internet einfach viel schneller und vorteilhafter. Der Verlag wird weiterhin Bücher drucken, verkauft wird immer mehr online und das ist die Herausforderung, die wir meistern müssen.
Seit jeher sind Sie mit Büchern in Kontakt. Was bedeutet das Buch für Sie?
Das Buch ist für mich ein Kulturobjekt, etwas vom Wichtigsten in der Gesellschaft. Ein Buch bildet, verändert die eigene Sichtweise und erweitert den Wortschatz. Ich selbst bin immer von Büchern umgeben, auch privat. Schon vor Jahren habe ich begonnen Bücher zu sammeln, die unser Verlag gedruckt hat. Mittlerweile stehen in meiner Firmen-Bibliothek über 10.000 Bücher – von 1600 bis herauf ins 21. Jahrhundert. Es fehlen noch viele, aber ich finde immer wieder welche in Antiquariaten oder auch im Internet.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Betriebes?
Mein Wunsch ist, dass meine Söhne den Betrieb übernehmen und mit Freude weiterführen. Wie sie dies tun, ist ihnen überlassen. Ich helfe, solange ich kann, aber entscheiden und führen sollen sie.
[Esther Stoll]
A. WEGER – EIN TRADITIONSBETRIEB
1550 wurden Buchdruckerei und Verlag in Brixen gegründet, wenig später die Buchhandlung eröffnet. Das erste gedruckte Buch Südtirols, das Urbar über den Hl. Stephan (1564) stammt aus dieser Druckerei. Religiösen Inhalt hat auch das letzte druckfrische Buch, die Biografie über Bischof Karl Golser.
Der Betrieb hat sich in den vergangenen Jahrhunderten ständig weiterentwickelt, wurde vergrößert, der Maschinenpark modernisiert. Heute arbeiten 26 Mitarbeiter im Betrieb, den Andreas v. Mörl gemeinsam mit seiner Frau Ruth Costa führt. Jährlich werden in der Druckerei ca. 60 Bücher/Broschüren gedruckt, die Tendenz ist steigend, das Drucksortiment vielfältig. Hauptauftraggeber sind neben Kirche, Land Südtirol und der Universität auch vermehrt Wirtschaftsbetriebe, vor allem Vereine.