Zwischen Knast und Kirche - Ausstellung von Julia Bornefeld & Michael Fliri in der Festung Franzensfeste
Mit der Ausstellung „Grenzgänge: Julia Bornefeld & Michael Fliri“ setzt die Festung Franzensfeste den roten Faden zur zeitgenössischen Kunst fort. Auf zwei Ebenen können Rauminstallationen, Videoarbeiten, Fotoserien und Skulpturen der beiden Künstler besichtigt werden.
Seit dem 15. September läuft die Ausstellung „Grenzgänge: Julia Bornefeld & Michael Fliri“ auf der Festung Franzensfeste.
Seit der Eröffnung besichtigten mehrere tausend Menschen die Werke, die in den Gebäudeteilen 33 und 35 der Festung auf zwei Ebenen und einer Gesamtfläche von zirka 800 Quadratmetern ausgestellt sind.
Von Julia Bornefeld sind drei große Raum-Installationen, eine Videoarbeit und zwei Werkserien zu sehen; Michael Fliri zeigt eine große Rauminstallation, zwei Videoarbeiten, drei mehrteilige Fotoserien und eine Werkserie mit insgesamt 18 Skulpturen.
Michael Fliri und Julia Bornefeld, beide zum Teil in Südtirol ansässig und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, stellten sich auf unterschiedliche Weise dieser künstlerischen Herausforderung.
Julia Bornefeld arbeitete im Herbst 2017 und im Frühjahr 2018 mehrere Monate auf der Festung und ließ sich vor Ort unmittelbar inspirieren. Für Bornefeld ist die Festung, die auf viele unnahbar und undurchdringlich wirkt, in diesen Monaten zu einer Verbündeten geworden. Die Verhältnisse vor Ort, der eisige Wind, der viele Schnee, die Dunkelheit und Einsamkeit, die omnipräsente Vergangenheit, die sich in tausenden Schicksalen in das Mauerwerk eingeschrieben hat, ließen Julia Bornefeld in vielerlei Hinsicht an ihre Grenzen gehen. Es sei ein Ort „zwischen Knast und Kirche“, sagt Bornefeld.
Eine Auswahl dieser neuen Arbeiten auf Leinwand zusätzlich eines in Zusammenarbeit mit dem Filmkünstler Michael Beyer entstandenen Videos zu einer der Werkserien ist in der Ausstellung mit drei prägnanten skulpturalen Arbeiten kombiniert: „Ephemere“, ein schillerndes Lichtobjekt aus tausenden Ein-Cent-Münzen, „Alba“, ein in den Raum ragendes, aus verkohlten Holzlatten gezimmertes „Italien“ und „Porifera“, eine schwebende Licht- und Soundinstallation.
Michael Fliris ist vorwiegend als Performance-Künstler bekannt; der Begriff Grenzgänger (zwischen Orten, Künsten und Medien) trifft auf ihn schon lange zu. Grenzgänge vollzieht Fliri aber nicht nur zwischen den Kunstformen, indem er die Grenzen zwischen Film, Fotografie, Skulptur oder Sound auslotet, sondern vor allem innerhalb seiner Werke oder Werkserien. Den Zwischenraum immer wieder neu erfahrbar und sichtbar zu machen, etwa als psychologisch hochspannenden Hohlraum zwischen Gesicht und Maske in den Masken-Skulpturen von „Where do I end and the world begins“, oder als Hauch des Lebens in den beatmeten Bergspitzen der Fotoserie „My private fog II“- von diesem Anspruch scheint Michael Fliri geradezu besessen zu sein. Ganz neu in der Ausstellung ist die Fotoserie „The skin of an image“, für dessen Vexierbildfolgen der Künstler das Verfahren des Tiefziehens angewandt und thematisiert hat. Auch die Rauminstallation „Archeological inflation“, an der Michael Fliri zusammen mit seiner Art Direktorin Antoinette Bader und einem Tiroler Glasbläser bis wenige Tage vor der Eröffnung auf Hochtouren gearbeitet hat, feiert auf der Festung Franzensfeste Premiere. Aufgebahrt auf niederen Ledertischen leuchten mundgeblasene Glasballons unter Gittern hervor und verwandeln den Raum (auch) in eine sakrale Kultstätte, oder, noch einmal, in einen Ort „zwischen Knast und Kirche“. [Silvia Amico]
GRENZGÄNGE: Julia Bornefeld & Michael Fliri
WO: Festung Franzenfeste
DAUER: bis 03.06.2019
INFO: www.festung-franzensfeste.it