Ein Allroundtalent, das die Vielfalt liebt
Robert Hager v. Strobele: „Ich habe das Glück, dass Menschen mir zuhören“
Robert Hager v. Strobele ist ein Allroundtalent: Er singt, spielt Geige, Gitarre, Klavier, kann malen, schreiben, spricht Werbejingles, spielt mit in Theaterstücken, Kabaretts und Musicals, ist international gebuchter Entertainer und unterrichtet Religion am Bozner Franziskanergymnasium.
Robert, die Ballsaison ist zu Ende..
Für mich ist die Ballsaison nun abgeschlossen, die zwei Höhepunkte heuer waren der Franziskanerball, wo ich im Lentnersaal im Meraner Kurhaus für einen schönen Rahmen des Kuchenbüffets sorgen durfte; es war nun das dritte Mal, wo ich in diesem Saal Oldies spiele, wie ich’s gern habe. Es ist immer recht intensiv, denn es geht von 10 bis 3 in der Früh. Ich spiele da Swing von den 30ern bis in die 60er hinein. Die größte Herausforderung war heuer Mitte Februar der Rochusball in den Wiener Sophiensälen; sehr elegantes Ambiente, sehr traditionell mit Polonaise, Einzug, Walzern, die ich zum Teil auch mit der Geige mitspiele.
Du singst, spielst Geige, Gitarre, Klavier, bist gebucht als Entertainer auch im Ausland, hast Auftritte im Fernsehen, malst, wirktest an Musicals und Theateraufführungen mit, sprichst Werbung, unterrichtest – was treibt dich an?
Ich muss zwar von was leben, aber das ist es nicht unbedingt, da hätte ich wahrscheinlich was anderes gemacht! Ich habe mir nie die Frage gestellt, was ich machen soll, sondern was ich nicht mache. Es gibt so viele Bereiche, die mich interessiert haben, die ich – vor allem hier in Südtirol, wo es viele Möglichkeiten gibt und wo mach nicht gleich ein ganzes Ausbildungsportfolio herzeigen muss – machen konnte. Ich habe sehr früh schon die Möglichkeit bekommen, u.a. über die Westbound mit Toni Pizzecco Bühnenatmosphäre zu erleben; seit damals möchte ich dieses Gefühl von musikalischer Kommunikation auf dieser und anderen Ebenen nicht mehr missen; das kann im ganz kleinen Rahmen, im ganz großen Rahmen, das kann live sein, das kann über eine gesprochene CD sein: Dieses Erleben, dass ich das Glück habe, dass Menschen mir zuhören und sich von mir sozusagen in den Bann ziehen lassen. Ich habe dann das Gefühl, dass ich in andren Menschen etwas berühren kann.
Auf deiner Website steht der Satz: „Musik bewegt das Universum im Innersten“ – was meinst du damit?
Auch in der Quantenphysik hat sich die Materie inzwischen aufgelöst in Energiefeld und Schwingungen. Die Musik ist ein Abbild davon, etwas wie ein großes Schwingen, ein großes Tanzen, sich Bewegen. Das ist für mich kein getrenntes Universum draußen und das andere drinnen, sondern es ist alles eins.
Was aus deinem immensen Repertoire machst du am liebsten?
Ich liebe die Vielfalt und die Abwechslung; ich könnte mir nicht vorstellen, immer das gleiche zu spielen, da nutzen sich selbst die schönsten Lieder irgendwann ab. Es ist gut, ein Lied eine Zeit lang nicht zu spielen und es dann wieder hervorzuholen. So wie eine Beziehung zu pflegen ist, kann man auch alte Lieben oder Vorlieben wieder beleben.
Passiert es dir manchmal, dass du vor einem Publikum stehst, das du unterhalten und zum Tanzen animieren sollst, du dir aber denkst: Das wird heute schwierig?
Das passiert mit einer bestimmten Regelmäßigkeit, vor allem bei Hotelauftritten. Was dann hilft, ist, mich selbst in Stimmung zu bringen, der Rest kommt von allein.
Hattest du bei einem deiner Auftritte ein besonderes Erlebnis?
Es gab einen Faschingsauftritt mit der Westbound in Algund, wo ich in die Rolle des Freddy Mercury schlüpfen durfte; in dem Moment war ich in Ekstase; wenn ich mit den Füßen nicht fest am Boden stehen würde, würde ich sagen, ich bin mit Freddy Mercurys Geist auf der Bühne gestanden. Ich war ganz verändert, das haben mir auch die Leute bestätigt. Der Moment hat mich weggezogen.
Welche Musiker bewunderst du?
Ich bewundere authentische Musiker, das können ganz unterschiedliche Leute sein wie James Taylor oder eben auch Freddy Mercury, der mich in seiner exzentrischen, starken Art atemlos lässt, wenn ich ihn höre.
Du hast Theologie studiert – was hat dich dazu bewogen?
Ich wollte ein geisteswissenschaftliches Studium angehen, und ich wollte etwas mit Transzendenz; ich wollte nicht im Innerweltlichen steckenbleiben wie bei Philosophie oder Psychologie. Ich wollte dieses Plus von Öffnung nach oben.
An was für einen Gott glaubst du?
An meinem Gottesbild arbeite ich täglich; nicht dass ich damit Gott verändere, aber meinen Zugang, mein Bewusstsein. Er ist sicherlich nicht in allem deckungsgleich mit dem traditionellen Gott unserer Glaubensrichtung; er lässt sich auch nicht in Bildern oder Worten fassen, das einzige was ich wirklich sagen kann, ist, dass für mich Gott die einzige und entscheidende Wirklichkeit darstellt.
Du unterrichtest Religion an der Mittelschule des Franziskaner Gymnasiums – was möchtest du deinen Schülern vermitteln?
Ein ehrliches Ringen um den Glauben an Gott, das sich in meinem Alltag bemerkbar macht, das mich in meinem Bewusstsein erzieht, das mir hilft, mein Potential als Mensch zu entfalten, das die Gemeinschaft zusammenbringt und das umzusetzen lehrt, worum es Jesus auch schon gegangen ist: Ein gutes Leben miteinander in Achtung, Liebe und Respekt für die Kleinsten wie für die Größten.
Wie verbringst du deine Freizeit?
Chillen. Ein Teil meiner Freizeit besteht in der Pflege der Untätigkeit. Ich möchte von der Breite in die Tiefe gehen und an die Essenz der Dinge kommen. Ich gehe gern in die Natur; ich suche auch sehr gern nach Vierklee. Das kann genauso erfrischend sein wie ein wohltuender Mittagsschlaf.
Wie sieht für dich der perfekte Tag aus?
Selbstbestimmt in der Zeit. Eine gute Tätigkeit- das kann eine gute Unterrichtsstunde sein oder ein guter Auftritt; es muss nicht einmal schönes Wetter sein. Vielleicht nicht unbedingt um 6.30 Uhr aufstehen, sondern eher um 8. Muße für die Mahlzeiten, ein paar schöne Begegnungen mit Menschen. Und so viel Zeit, dass ich mich zwischendrin einmal langweilen kann.
[Silvia Amico]