Die Hochsaison der Freilichtbühnen
Im Juli Theater unter dem Sternenhimmel hoch zehn
Im Juli könnten Theaterbegeisterte vor lauter Freilichtangeboten den Überblick verlieren, oder in der flimmernden Sommerluft gar Windmühlen für bedrohliche Angreifer halten?
Dann wären sie bei den Schlossfestspielen in Dorf Tirol genau richtig, denn hier inszeniert Regisseur Torsten Schilling ein musikalisches Schauspiel nach dem Klassiker „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes (ab 20.07.). Der Bozner Musiker Manuel Randi vertont das Stück. Im geschichtsträchtigen Ambiente von Schloss Tirol erleben die Zuschauer die Abenteuer des schusseligen Ritters Don Quijote de la Mancha, begleitet wird er – wie könnte es anders sein – von seinem treuen Knappen Sancho Pansa. Obacht auf die Windmühlen!
Nur wenige Kilometer weiter, bei den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, finden die MeranerFestSpiele statt. Der Tiroler Autor Luis Zagler präsentiert die Uraufführung seines Stücks „Die Präsidenten“, Oliver Karbus führt Regie (ab 1.07.). Die Handlung greift das 100-jährige Jubiläum des Endes des Ersten Weltkriegs und die daraus resultierende Annexion Südtirols an Italien auf. Die Präsidenten Woodrow Wilson, Georges Clemenceau und David Lloyd George beraten über das Schicksal unserer Region. Zagler bringt auf tiefgründige und zugleich humorvolle Art und Weise die Fragen, Zweifel und Reaktionen der Südtirolerinnen und Südtiroler auf die Bühne.
Historisch angehaucht ist auch der Handlungsfaden beim Theaterverein Völs, der mit Regisseur Christian Mair das Stück „Bergfuier“ zum Besten gibt, eine Südtiroler Erstaufführung der Autoren Thomas Gassner und Bernhard Wolf (bis 12.07.). Erzählt wird die Geschichte eines heldenhaften Einsatzes der Bergrettung während der Herz-Jesu-Nacht im Jahre 1972. Eine Gruppe Jugendlicher gerät in Not, doch der Rettungshubschrauber kann in diesem Teil des Schlernmassivs nicht zum Einsatz kommen. Die freiwilligen Helfer der Bergrettung setzten ihr Leben aufs Spiel. Werden alle Beteiligten wieder zu ihren Familien zurückkehren? „Bergfuier“ ist ein Stück über Heldenmut und die Liebe zu den Bergen.
Regisseurin Stefanie Nagler inszeniert für die Freilichtspiele Lana die Komödie „Der Selbstmörder“ des russischen Autors Nikolai Erdman (ab 10.07.). Der arbeitslose Simon Podsek will nachts heimlich ein Stück Leberwurst essen, doch die Ehefrau deutet die Heißhungerattacke als Suizidversuch: es ist der Anfang vom Ende. In typisch Gogol’scher Manier ist der Hauptdarsteller nun umgeben von Gestalten, die seine Lage falsch interpretieren und ihn dennoch bestens beratschlagen möchten. Podsek wohnt seiner eigenen Abschiedsfeier bei und erlebt die Lieferung der ersten Kondolenzkränze, wie kann er sich jetzt noch erhobenen Hauptes aus der Misere retten? „Der Selbstmörder“ stammt aus dem Jahre 1928. Die Uraufführung fand aber erst 1969 in Göteborg statt, da das Stück vom Sowjetregime verboten worden war.
Beim Seeschlössl am großen Montiggler See geht das „Eppan Humor Festival“ in die zweite Runde. Am 1. Juli erwartet sie Thomas Hochkofler, der mit seinem aktuellen Bühnenprogramm „Eppes Nuis“ den Zuschauern das Lachen lehren will. Gemeinsam mit Marco Facchin wird er am 5. Juli auch beim Burgenspectaculum auf der Fahlburg bei Prissian anwesend sein. Zurück in Eppan tritt ebenfalls am 5. Juli der Kabarettist Rolf Miller an, der sich mit „Obacht Miller - Se return of se normal one“ gewohnt ironisch in Selbstgefälligkeit suhlt.
[Adina Guarnieri]