Puschtrerisch und nicht nur
Die Band „Titlà“ begeistert weit über die Landesgrenzen hinaus
Am Anfang waren es zwei: Hermann Kühebacher und Eduardo Rolandelli, die sich vor über 30 Jahren kennengelernt haben. Heute sind „Titlà“ ein erfolgreiches Quintett, welches im In- und Ausland gerne gehört wird.
Der Name der Band geht auf die Begegnung mit einem Wirt zurück, der auf die Frage, ob man in seinem Lokal auftreten könne, mit „tit-là“ („tut nur“) geantwortet hat. Dialekte und Mundarten, sowie traditionelle Liedtexte, sind für die Band wichtige Inspirationsquelle und Ausgangspunkt. Dennoch sind ihre Kompositionen alles andere als altbacken. Südtiroler Liedgut und Jodeln treffen hier nämlich auf irische, keltische und jiddische Einflüsse. Peter Paul Hofmann über diese untypische Mischung.
Lieber Herr Hofmann, mit „Titlà“ spielen Sie „neue“ Südtiroler Volksmusik. Was ist damit gemeint?
Darunter kann man sich vorstellen, dass das Repertoire zwar zum Teil aus alten Handschriften und von alpenländischen Volksmusikanten stammt, aber das Instrumentarium ist nicht so, wie es heute in diesem Bereich verwendet wird. Da gibt es beispielsweise keinen Dudelsack oder keine geschlagene Gitarre. Uns geht es nicht darum, die Stücke so zu spielen, wie man glaubt, dass sie vor 70 Jahren gespielt worden sind. Wir spielen sie so, wie es uns gefällt.
Sie singen im Pustertaler Dialekt?
Wir singen fast ausschließlich auf Puschtrerisch, das sind dann natürlich keine traditionellen Lieder. Meistens sind es von Hermanns Vater, von Hermann selbst oder noch von Egon Kühebacher komponierte Stücke. Wichtig waren für uns am Anfang auch die „Korrnrliadr“ von Luis Stefan Stecher aus dem Vinschgau. Es sind aber auch italienische Titel dabei, weil wir gesehen haben, dass sich Südtiroler Volksmusikanten in erster Linie Richtung Norden umschauen, aber selten kommt man auf die Idee, dass auch jenseits der Salurner Klause Volksmusik gemacht wird. Wir haben uns also auf die Suche gemacht und die sprachlichen und geographischen Grenzen überwunden.
Die Band vereint viele musikalische Einflüsse. Wie passen diese zu Südtiroler Klängen?
Sie passen genauso gut zu Südtiroler Klängen, wie alles andere auch. Einfach aus dem Grund, dass wir unser Repertoire nicht geographisch begrenzen. Wenn wir etwas hören und es uns gefällt, dann haben wir die Freiheit, das in unsere Musik einzubauen. Und unser Publikum erwartet sich nicht unbedingt streng Authentisches, sondern freut sich auch über Neues und Unerwartetes.
Hat sich, Ihrer Meinung nach, die Südtiroler Musikszene verändert?
Das, was sich verändert hat, ist sicherlich die Möglichkeit, live zu spielen. Für junge Gruppen gibt es weniger Lokale, die sich engagieren und ihnen eine Plattform bieten. Es gibt weniger Orte für Livemusik, was wirklich sehr schade ist. Aber dennoch gibt es viele Gruppen, die tolle Musik machen und die, dank des Internets, doch ihr Publikum erreichen.
[A. G.]
TITLÀ
Peter Riffeser: Violine, Viola, Gesang
Hermann Kühebacher: Dudelsack, Schwegel, Flöte, Gesang
Toni Taschler: Akkordeon, Tuba, Gesang
Eduardo Rolandelli: Gitarre, Bouzouki, Gesang
Peter Paul Hofmann: Kontrabass, Steirische, Schlagzeug
ZUR PERSON
Peter Paul Hofmann (*1971 in Innichen) hat an der Hochschule für Musik in Köln und an der University Of New Orleans (USA) Jazz studiert. Neben „Titlà“ trommelt er bei „Squartet“ und „Big Band Intica“, volksmusikalisch unterwegs ist er nochmit „Die Vógaiga“ und „Die Nepomuckla“.