Das Theater im März
Dramatische Frühlingsgefühle
Frühling: Die Tage werden länger und die Theaterabende auch.
Wir beginnen mit „Fremdenzimmer“ im Stadttheater Bruneck (ab 10.03), einem Stück von Peter Turrini, bei dem es um die allgemein grassierende Unsicherheit beim Thema Flüchtlinge geht. Regisseur Hanspeter Horner konfrontiert ein älteres Paar mit Samir, einem Migranten, der plötzlich in ihrem Wohnzimmer auftaucht. Einmal dort angekommen, wollen sie ihn nicht mehr gehen lassen, obwohl sich auch das eine oder andere Missverständnis einschleicht. Illusion und Realität treffen in „Rapunzel frisch frisiert“ (ab 29.03) aufeinander, gedacht für die Jüngsten unter den Theaterbegeisterten (ab 4 J.). Frei nach den Gebrüdern Grimm, erzählt Ursula Molitschnig die Geschichte einer Märchenhochzeit, die, zwischen Hexen und Vogerlsalat, von Regisseurin Birgit Unger in die Gegenwart geholt wird.
Die Vereinigten Bühnen Bozen rufen mit „Auerhaus“ (ab 12.03, ab 14 J.), nach dem gleichnamigen Roman von Bov Bjerg, zum Systemboykott auf. Regie führt dabei Philipp Jescheck. Sechs Jugendliche gründen eine WG, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Dass jeder Ballast mitbringt – Drogen, Selbstmordversuche und Psychosen – macht das Vorhaben nicht einfacher, aber realistischer. „Auerhaus“ erzählt vom Ausloten der eigenen Grenzen und der bittersüßen Wildheit der Jugend. In die heimatlichen Gefilde kehren wir mit der Uraufführung von „Blutrache“ (ab 28.03) zurück. Autor und Regisseur ist der junge und schon überaus erfolgreiche Brite Jethro Compton, das Rabenhof Theater Wien fungiert als Koproduzent. Ein verschneites Tal in Tirol, es ist der 3. Jänner 1904. Ein Mann liegt tot im Schnee, sein Mörder, ein reicher Großbauer, kommt ungestraft davon. Inspiriert an einer wahren Begebenheit, erzählt Compton die Geschichte zweier Frauen, die zur Selbstjustiz greifen – ein spannender Alpenwestern.
Das Theater in der Altstadt Meran zeigt mit „Wunschkonzert“ (ab 07.03.) zwar keine Oper, dennoch geht es um einen theatralischen Abgang: eines Tages beschließt Fräulein Rasch, eine Schlaftablette mehr zu schlucken. Das Stück von Franz Xaver Kroetz porträtiert in Echtzeit einen beliebigen Abend im Leben seiner Hauptdarstellerin. Das Drama handelt von einem Schicksal, welches am Rande der Gesellschaft ins Leere verläuft. Alles scheint wie immer, wenn da nicht die Sache mit den Tabletten wäre.
Vom 14.-17.03 finden im Stadttheater Meran die „Kabarett Tage“ statt. Der künstlerische Leiter Robert Asam präsentiert Künstlerinnen und Künstler, die sich in der Kabarettszene einen Namen gemacht haben. Freuen Sie sich auf die Frauenpower der Diplom-Animatöse Christine Prayon und auf die mehrfach preisgekrönte Poetry-Slammerin – und nicht nur – Lara Stoll. Unterstützt werden die Damen von zwei Herren: Gunkl, 2018 mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet, und Han’s Klaffl, einem bayrischen Lehrer aus (Mit)Leidenschaft.
Das Carambolage Bozen schafft mit dem Improtheater „Faschingsshow“ (5.03) gleich zu Beginn des Monats eine heitere Basis. Weiter geht es mit dem 11-fachen Kabarettpreisträger René Sydow und seiner „Bürde des weisen Mannes“ (8.-9.03). Dabei geht er der Frage nach, weshalb uns leicht zugängliches Wissen nicht automatisch klüger macht – ganz im Gegenteil! Es folgen die Kollegen Uli Brée & Markus Linder, ersterer bekannt als Autor von „Vorstadtweiber“, letzterer als Verfasser von „Vier Frauen und ein Todesfall“. In „Weiberg’schichten & Weiberlieder” (22.-23.03) geht es – eh – um Frauen und um die Erkenntnis, dass es ohne sie unglaublich langweilig wäre. Ausklingen lassen wir den März mit den Gewinnern des „Niederstätter surPrize 2017”. WaKouWa Teatro bringen mit „Very little Circus” (29.-30.) einen Hauch Zirkusmagie auf die Bühne.
Humorvoll geht es auch beim Theaterverein Neustift zu. Bis zum 10.03 wird im Saal der Grundschule „Verboten isch nix“ gezeigt, eine feuchtfröhliche Komödie, die mit Ziachorgel-Rhythmen das Publikum zu begeistern vermag. Schauplatz ist ein Wirtshaus. Es wird Geburtstag gefeiert, geladene und ungeladene Gäste treffen aufeinander und es wird deftig diskutiert. Biertisch-Anarchie aus der Feder von Josef Tauber, Regie führt Norbert Knollseisen.
Einige Kilometer weiter südlich, in der Dekadenz Brixen, wird auch Geburtstag gefeiert, und zwar ein runder. In der Eigenproduktion „100 Jahre Südtirol“ (ab 6.03) von Dietmar Gamper erzählt Knecht Natz aus seinem Leben und gibt ganz persönliche Einblicke in das erste Jahrhundert made in Südtirol. Die große Weltgeschichte trifft auf den Hofalltag, bitterbös präsentiert uns Gamper seine Art der selbstkritischen Hommage an das Wesen der Südtiroler.
Von der Makrogeschichte zur Weltliteratur. Das Südtiroler Kulturinstitut zeigt im Waltherhaus Bozen ein Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin: „Medea. Stimmen“ nach Christa Wolf (13.-14.03). Die Figur der Medea ist seit Euripides eine der doppeldeutigsten Figuren überhaupt. Mal wird sie als rachsüchtige Furie dargestellt, mal als Opfer der allgemeinen Gleichgültigkeit. Als Fremde missverstanden und ausgegrenzt, ist sie auch eine aktuelle Symbolfigur. In Wolfs Roman erzählt sie ihre Version der Geschichte. Das Stück wurde von Tilmann Köhler für die Bühne adaptiert. Das Puppentheater Halle zeigt „Hamlet, Prinz von Dänemark“ (20.03 Haus der Kultur Schlanders, 21.03 Forum Brixen, 22.03 Stadttheater Meran). Regisseur Christoph Werner verwandelt Shakespeares Klassiker in eine Mischung aus Puppen- und Schauspiel. Lassen Sie sich überraschen.
[Adina Guarnieri]