Es rufen die Berge so fein
Rauf in die Alpen und rein in die Schutzhütten, der AVS feiert Geburtstag
Der Alpenverein Südtirol wird 150 Jahre alt und feiert das mit einer Ausstellung. Florian Trojer weiß mehr.
Allerhand Interessantes zum Thema Berge, Schutzhütten und deren Instandhaltung – oder hätten Sie gedacht, dass bei einem Toilettengang im Hochgebirge umgerechnet an die 5,- Euro Kosten anfallen? Diese und andere Geschichten erzählt die Ausstellung „Hoch hinaus“, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Deutschen und dem Österreichischen Alpenverein. Bis Ostern ist die Schau noch im Stadtmuseum Bozen zu Gast, ab Mai ist sie in Toblach zu besichtigen.
Die Sektionen Bozen und Niederdorf – die ersten im heutigen Südtirol – wurden 1869 gegründet, als Teil des damaligen Deutschen Alpenvereins. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde daraus der Alpenverein Südtirol. Anhand von Bildmaterial, Modellen und Sammlerstücken veranschaulicht die Ausstellung, dass Kriege, die Enteignungen durch die Faschisten und die neuen Herausforderungen in den Bereichen Ökologie und Umweltschutz dem AVS nichts anhaben konnten, ganz im Gegenteil!
Lieber Herr Trojer, warum hat der Alpenverein Wege und Schutzhütten gebaut?
Die Bereisung der Alpen zu erleichtern war im Alpenverein von Anfang an ein zentrales Thema. Deshalb hat man Hütten und Wege gebaut. Das gesamte Südtiroler Wanderwegenetz war schon vor dem Ersten Weltkrieg ausgebildet. Dies ging aber mit einem Paradox einher: soll man die Berge den Menschen anpassen, oder die Menschen an den Berg? Wegen des Massenansturms im Gebirge hat man dann entschieden, dass die Alpen ausreichend erschlossen waren. Der Naturschutzgedanke wurde präsenter und heute versucht man eher die Menschen an den Berg anzupassen, durch Ausbildungen und Informationskampagnen.
Vor 150 Jahren war Bergsteigen wohl um einiges gefährlicher?
Vor der alpinen Erschließung durch die Vereine war eine Bergtour in den Dolomiten mit einer heutigen Expedition in den Himalaya vergleichbar. Die Vorbereitungen haben mehrere Monate in Anspruch genommen. Es war zwar gerade die Eisenbahn errichtet worden, aber man hat oft auf Zugpferde zurückgreifen müssen. Als Unterkunft dienten Hirtenunterschlupfe. Das waren ganz andere Herausforderungen, viele Gipfel waren ja noch nie bestiegen worden!
Lange Zeit waren diese Touren einer gehobenen, männlichen Schicht vorbehalten…
Anfänglich war der Alpenverein bürgerlich geprägt. Viel breiter wurde die Masse dann in den 1920er Jahren, parallel zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und dem neuen Prinzip der „Freizeit“. Viele Hütten hat man deshalb vergrößern müssen. Bozen war so gesehen eine Ausnahme, denn hier war auch das kleine Bürgertum seit Beginn an vertreten. Auch hat der Alpenverein immer schon Frauen als Mitglieder aufgenommen.
Gibt es einen Katalog zur Ausstellung?
Ja, das zweibändige Buch „Hoch hinaus – Wege und Hütten in den Alpen“. Genau wie bei der Ausstellung, handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt. Im ersten Band wird die Entwicklung der Wege und Schutzhütten aus verschiedenen Blickwinkeln – architektonisch, historisch, gesellschaftlich, sozialwissenschaftlich – beschrieben. Im zweiten Band ist ein Register aller Schutzhütten, die der Deutsche und Österreichische Alpenverein und seine Folgevereine jemals besessen haben.
[Adina Guarnieri]
Termin: „Hoch hinaus – Wege und Hütten in den Alpen“ bis zum 22.04 im Stadtmuseum Bozen, vom 02.05-31.10.2019 im Naturparkhaus Drei Zinnen in Toblach.
Zur Person: Florian Trojer (*1975 in Bozen), Studium der Geschichte in Innsbruck. Seit 2006 im Referat Kultur des Alpenverein Südtirol tätig und Mitkurator der Ausstellung.